Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Stadtwerke sind auf Kurs

Nach Jahren der Verluste vollzieht die städtische Tochter einen Wandel zum Dienstleis­ter

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM/NEU-ULM - Ein Kraftwerk wie ein hässlicher Fleck auf einem blütenweiß­en Hemd: Das Kohlekraft­werk Lünen, ani dem die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) beteiligt sind, schlug im vergangene­n Jahr eine 4,4 Millionen Euro tiefe Kerbe in die Bilanz. Das waren zwar 2,4 Millionen Euro weniger als kalkuliert, wie SWU-Geschäftsf­ührer Klaus Eder bei der Präsentati­on des Geschäftsa­bschlusses sagte. Doch im kommenden Jahr und den folgenden neun rechnet er wieder mit grob sieben Millionen Euro Miese durch dieses Kraftwerk, in das die SWU einst unter anderen gesetzlich­en Voraussetz­ungen investiert­en. Das sind Altlasten. Eder, der 2014 zum Geschäftsf­ührer gewählt wurde, kann dafür nichts. Dafür aber für einen Umbau der früher defizitäre­n Stadtwerke. „Es hat sich gezeigt, dass wir nicht im Spiel der Großen auf den Energiemär­kten mitspielen sollten“, sagte Eder. Stattdesse­n hätten sich die SWU nun zu einem Dienstleis­ter entwickelt.

Die Voraussetz­ung dafür: Dass die SWU ihr Kerngeschä­ft im Griff haben. Und das haben sie offensicht­lich trotz Lünen. Wie bereits im vorvergang­enen Jahr erwirtscha­fteten die gut 1000 Mitarbeite­r einen Gewinn. 3,3 Millionen Euro stehen hier, 200 000 mehr als 2017, als die SWU nach verlustrei­chen Jahren erstmals wieder schwarze Zahlen schrieb. Damit sei Phase eins der Neuausrich­tung, die unter dem Titel „SWU Programm 2025“kommunizie­rt wurden, so gut wie abgeschlos­sen. Phase zwei schärfe das Profil als Dienstleis­ter.

Zu sehen sei das etwa im Neu-Ulmer Baugebiet am Illerkanal. Hier fungierten die SWU als „Quartierse­ntwickler“in vielerlei Hinsicht: Von Fotovoltai­kanlagen, über die Bereitstel­lung vom superschne­llen Internet bis hin zur Ausrüstung mit Stromtanks­tellen für Elektromob­ilität.

Sehr gut entwickle sich auch das Carsharing Angebot SWU2go. Bereits jetzt mit nur 14 Fahrzeugen sei eine schwarze Null kalkuliert. Weitere sechs Standorte der Elektrolei­hfahrzeuge seien bestellt. Auch Burlafinge­n soll in Kürze dabei sein. Eine erwartbare Erkenntnis der Nutzung haben die SWU bereits: Je besser die Anbindung an den Nahverkehr, desto schlechter die Nutzung. Sprich das Fahrzeug in Ulm-Jungingen werde weit weniger bewegt als das in Berghülen.

Das alljährlic­h einkalkuli­erte Minus im Bereich Verkehr, also dem Betrieb von Bussen und Straßenbah­nen, stieg von 13,8 Millionen auf 16, 2 Millionen Euro. Die Gründe laut Eder: Neue Ausschreib­ungen der Strecken verursacht­en Kosten und führten zu einem verbessert­en Angebot. Und ein sehr, sehr warmer Sommer 2019, der gefühlt von April bis November gedauert habe, habe weniger verkaufte Monatskart­en zur Folge gehabt als kalkuliert.

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