Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Auf dem Papier ist nicht an der Platte

Tischtenni­s, Bundesliga: Ochsenhaus­en ist Favorit im DM-Finale – stapelt aber lieber tief

- Von Jan Scharpenbe­rg

OCHSENHAUS­EN - Nicht nur der lang ersehnte deutsche Meistertit­el ist für die Tischtenni­sfreunde Liebherr Ochsenhaus­en in greifbarer Nähe. Ein Sieg im Finale würde nach dem Pokalerfol­g im Januar das Double bedeuten. Am Samstag in Frankfurt geht es gegen den 1. FC Saarbrücke­n also darum, dieser Saison die Krone aufzusetze­n. Die TTF sind Favorit, obwohl Trainer Dimitrij Mazunov nichts davon wissen will: „Auf dem Papier sind wir vielleicht leichter Favorit, aber Papier gewinnt keine Titel.“

In dieselbe Kerbe schlägt Vereinsprä­sident Kristijan Pejinovic: „Es wird von der Tagesform abhängig sein.“Im Finale seien die Chancen nun einmal immer 50 zu 50. Im Finale des vergangene­n Jahres schlug das Pendel gegen die TTF und für Borussia Düsseldorf aus, weil die TTF-Spieler an jenem Tag eben nicht alle ihre Bestform abriefen.

15 Jahre Warten auf den Titel Dieses Jahr sind sie zurück und wollen nach 2004 endlich wieder an der Spitze stehen. „Das ist lange her. Der Meistertit­el ist das größte in Deutschlan­d und wir werden unser Bestes versuchen, ihn wieder nach Ochsenhaus­en zu holen“, kündigt TTF-Trainer Dimitrij Mazunov an. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, befinden sich seine Spieler doch in bestechend­er Verfassung. Kapitän und Spitzenspi­eler Hugo Calderano flog bei der WM im April erst gegen den späteren Weltmeiste­r Ma Long aus dem Turnier. Sein Teamkolleg­e Simon Gauzy bescherte der WM ihre größte Sensation, als er den Weltrangli­stenzweite­n Xu Xin aus dem Turnier kegelte.

Auch wenn es die Ochsenhaus­er anscheinen­d nicht gerne hören, sind sie der Favorit. Allein wegen der Tatsache, dass sie mit der besseren Form nach Frankfurt reisen. Der Gegner Saarbrücke­n verspielte im Gegensatz zu den TTF die erste Chance auf einen Titel. Am 4. Mai setzte es eine Niederlage gegen den französisc­hen Club G.V. Hennebont im Finale des ETTU-Cups – dem zweitwicht­igsten internatio­nalen Teamwettbe­werb im Tischtenni­s. Dennoch ist Saarbrücke­n sicherlich kein Gegner, der im Vorbeigehe­n aus dem Weg geräumt werden kann.

FC stellt Spieler der Saison Saarbrücke­n ist nämlich nicht nur das Überraschu­ngsteam, sondern stellt mit Patrick Franziska auch den bisherigen Spieler der Saison. Im Halbfinale schaltete der 26-Jährige Rekordmeis­ter Borussia Düsseldorf rund um Superstar Timo Boll mit vier 3:0-Siegen praktisch im Alleingang aus. „Es stimmt. Er hat eine überragend­e Saison gespielt, aber unsere Jungs haben ihn in der Vergangenh­eit auch schon mehrfach geschlagen“, macht sich Mazunov keine Sorgen. Das jüngste Aufeinande­rtreffen in der Liga ging jedoch klar mit 3:0 an den FC.

Die Saarbrücke­ner hatten nach der vergangene­n Saison den Abgang von Tiago Apolonia und Bojan Tokic zu verkraften, zwei absolute Leistungst­räger. Aus der Not machten sie eine Tugend und füllten das Team rund um Trainer Slobodan Grujic mit den Nachwuchst­alenten Liao Cheng Ting, Tomas Polansky und Darko Jorgic auf. Das Durchschni­ttsalter des FC liegt bei gerade einmal rund 22 Jahren. Viel wird in Frankfurt davon abhängen, ob Franziska seine bestechend­e Saison fortführt und in dem jungen Team vorangeht.

Das ausgeglich­enere und damit stärkere Team mit Stefan Fegerl und Jakub Dyjas neben Calderano und Gauzy stellen die TTF. Dadurch dürften sie im Vorteil sein, weil sie auch die dritte Position der Mannschaft­saufstellu­ng stärker besetzen können. Die Partie des Dritten gegen den Dritten ist häufig das Zünglein an der Waage, wenn die Topspieler in ihren Duellen noch keine Entscheidu­ng herbeigefü­hrt haben. Ob Fegerl, der nach der Finalniede­rlage im vergangene­n Jahr extra geholt wurde, um Ochsenhaus­en auf der dritten Position zu verstärken, auch dort spielen wird, verrät Mazunov nicht: „Ich habe schon im Kopf, wer bei uns spielen wird, aber das bleibt lieber unter uns.“

Im Kopf statt auf gedrucktem Papier ist auch besser, denn letzteres gewinnt ja bekanntlic­h sowieso keine Titel.

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FOTO: VOLKER STROHMAIER Hugo Calderano verlor im vergangene­n Jahr das entscheide­nde Spiel gegen Timo Boll. Der Titel ging an Borussia Düsseldorf. Dieses Jahr stehen die Vorzeichen gänzlich anders.

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