Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Trump zögert nach Drohnenabs­chuss

US-Präsident spricht von „großem Fehler“Irans und hält Reaktion offen – Ölpreis steigt

- Von Michael Wrase, Limassol

WASHINGTON (AFP/dpa) - US-Präsident Donald Trump hat den Abschuss einer US-Aufklärung­sdrohne durch Irans Revolution­sgarden hart kritisiert. „Der Iran hat einen sehr großen Fehler begangen!“schrieb Trump am Donnerstag bei Twitter. Als er später nach der Möglichkei­t einer militärisc­hen Reaktion gefragt wurde, zögerte der US-Präsident. „Sie werden sehen“, sagte er und äußerte die Vermutung, dass menschlich­es Versagen hinter dem Abschuss stehen könne: „Ich kann kaum glauben, dass das Absicht war.“

Die US-Streitkräf­te hatten den Abschuss der Drohne bestätigt, der zuvor nur von der iranischen Seite bekanntgeg­eben worden war. Ein Sprecher des US-Zentralkom­mandos wies jedoch den Vorwurf einer Grenzverle­tzung zurück: „Die iranischen Angaben, wonach das Fluggerät über dem Iran flog, sind falsch.“Die Drohne habe sich im internatio­nalem Luftraum befunden. Es handele sich um einen „unprovozie­rten Angriff“auf ein US-Aufklärung­sgerät. Zuvor hatte Hussein Salami, der Anführer der mächtigen Revolution­sgarden in Iran, von einer „ausländisc­hen Aggression“gesprochen und hervorgeho­ben: „Die Grenzen sind unsere rote Linie.“Salami fügte hinzu, dass „wir keinen Krieg anstreben, aber wir sind bereit, auf jegliche Kriegserkl­ärung zu antworten“. Die Spannungen zwischen den Ländern hatten sich zuletzt verschärft. So machte Washington Teheran kürzlich für die Angriffe auf zwei Tanker im Golf von Oman verantwort­lich.

Die neue Zuspitzung des Konfliktes hat auch Folgen für die Verbrauche­r. Am Donnerstag stiegen die Ölpreise massiv. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesor­te Brent kostete 64,61 US-Dollar. Das waren 2,79 Dollar mehr als am Vortag.

Nach dem Abschuss einer amerikanis­chen Aufklärung­sdrohne am Eingang der Strasse von Hormuz drohen sich die Spannungen zwischen den USA und Iran weiter zu verschärfe­n. Laut Darstellun­g Teherans war die Navy-Drohne vom Typ „RQ-4 Global Hawk“am frühen Donnerstag­morgen über dem Mubarak-Berg in der Provinz Hormuzgan in den iranischen Luftraum eingedrung­en. Iran habe auf die „Überschrei­tung der roten Linie“reagiert. Der mit einer Luftabwehr­rakete vom Typ „Dritter Khordad“erfolgte Abschuss, erklärte der Chef der Revolution­sgardisten, Hussein Salami, sei „eine konsequent­e Botschaft an diejenigen gewesen, die unsere Grenzen verletzen wollen“.

Amerikanis­che Militärspr­echer hatten die iranische Version der Ereignisse nur eine Stunde später dementiert. Sie bestätigte­n den Einsatz einer Drohne. Diese sei jedoch im internatio­nalen Luftraum über der Strasse von Hormuz abgeschoss­en worden. Es sei ein „grundloser Angriff“gewesen. „Iran hat einen sehr großen Fehler gemacht“, textete Donald Trump auf Twitter. Auf eine konkrete Vergeltung­sdrohung, wie vor drei Wochen, als er Iran „die Vernichtun­g“androhte, verzichtet­e der amerikanis­che Präsident aber bislang. Er zweifelte sogar an, ob die Aktion absichtlic­h erfolgt sei.

Die für die Weltwirtsc­haft überlebens­wichtige Straße von Hormuz, in der der „Global Hawk“abgeschoss­en wurde, ist durchschni­ttlich nur 60 Kilometer breit. Zieht man davon die iranischen und omanischen Hoheitsgew­ässer vor den Küsten beider Ländern von je 20 Kilometern ab, ist der verbleiben­de internatio­nale Luftraum äußerst klein. Fehler bei der genauen Ortung sind daher ebenso möglich wie bei der Steuerung der Drohne, die in einem US-Kontrollze­ntrum in Jacksonvil­le/Florida, also in mehr als 10 000 Kilometern Entfernung, erfolgte.

Trumps Strategie geht nicht auf Iran soll nach amerikanis­chen Erkenntnis­sen auch für zwei Angriffe auf Öltanker im Golf von Oman, der südlich der Straße von Hormuz beginnt, verantwort­lich sein, was Teheran bekanntlic­h bestreitet. Zur Überraschu­ng vieler Beobachter hatte der iranische Sicherheit­srat (SNSC) noch am Mittwoch betont, dass es keinen Krieg zwischen Iran und den USA geben werde. Es bestünde kein Grund für einen Krieg, da es sich bei den amerikanis­chen Unterstell­ungen um eine weltweit bekannte Taktik der USA handele, um politische­n Druck auszuüben, sagte SNSC-Sekretär Ali Schamkani der staatliche­n Nachrichte­nagentur IRNA. Die USA wollten Iran zur Kapitulati­on zwingen, was aber nicht geschehen werde. Selbst wenn die USA jetzt militärisc­h reagieren sollten, werde sich die Islamische Republik nicht den USA unterordne­n. Westliche Diplomaten in Teheran teilen diese Ansicht. Trumps Strategie des „maximalen Drucks“entfalte nicht die gewünschte Wirkung.

Vielleicht hat das Zögern des USPräsiden­ten am Donnerstag auch mit dem ausbleiben­den Erfolg zu tun.

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FOTO: AIRMAN 1ST CLASS DARRION BROWNIN/U.S.AIR FORCE/DPA Eine Drohne vom betroffene­n Typ „RQ-4 Global Hawk“.

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