Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Trump zögert nach Drohnenabschuss
US-Präsident spricht von „großem Fehler“Irans und hält Reaktion offen – Ölpreis steigt
WASHINGTON (AFP/dpa) - US-Präsident Donald Trump hat den Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch Irans Revolutionsgarden hart kritisiert. „Der Iran hat einen sehr großen Fehler begangen!“schrieb Trump am Donnerstag bei Twitter. Als er später nach der Möglichkeit einer militärischen Reaktion gefragt wurde, zögerte der US-Präsident. „Sie werden sehen“, sagte er und äußerte die Vermutung, dass menschliches Versagen hinter dem Abschuss stehen könne: „Ich kann kaum glauben, dass das Absicht war.“
Die US-Streitkräfte hatten den Abschuss der Drohne bestätigt, der zuvor nur von der iranischen Seite bekanntgegeben worden war. Ein Sprecher des US-Zentralkommandos wies jedoch den Vorwurf einer Grenzverletzung zurück: „Die iranischen Angaben, wonach das Fluggerät über dem Iran flog, sind falsch.“Die Drohne habe sich im internationalem Luftraum befunden. Es handele sich um einen „unprovozierten Angriff“auf ein US-Aufklärungsgerät. Zuvor hatte Hussein Salami, der Anführer der mächtigen Revolutionsgarden in Iran, von einer „ausländischen Aggression“gesprochen und hervorgehoben: „Die Grenzen sind unsere rote Linie.“Salami fügte hinzu, dass „wir keinen Krieg anstreben, aber wir sind bereit, auf jegliche Kriegserklärung zu antworten“. Die Spannungen zwischen den Ländern hatten sich zuletzt verschärft. So machte Washington Teheran kürzlich für die Angriffe auf zwei Tanker im Golf von Oman verantwortlich.
Die neue Zuspitzung des Konfliktes hat auch Folgen für die Verbraucher. Am Donnerstag stiegen die Ölpreise massiv. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 64,61 US-Dollar. Das waren 2,79 Dollar mehr als am Vortag.
Nach dem Abschuss einer amerikanischen Aufklärungsdrohne am Eingang der Strasse von Hormuz drohen sich die Spannungen zwischen den USA und Iran weiter zu verschärfen. Laut Darstellung Teherans war die Navy-Drohne vom Typ „RQ-4 Global Hawk“am frühen Donnerstagmorgen über dem Mubarak-Berg in der Provinz Hormuzgan in den iranischen Luftraum eingedrungen. Iran habe auf die „Überschreitung der roten Linie“reagiert. Der mit einer Luftabwehrrakete vom Typ „Dritter Khordad“erfolgte Abschuss, erklärte der Chef der Revolutionsgardisten, Hussein Salami, sei „eine konsequente Botschaft an diejenigen gewesen, die unsere Grenzen verletzen wollen“.
Amerikanische Militärsprecher hatten die iranische Version der Ereignisse nur eine Stunde später dementiert. Sie bestätigten den Einsatz einer Drohne. Diese sei jedoch im internationalen Luftraum über der Strasse von Hormuz abgeschossen worden. Es sei ein „grundloser Angriff“gewesen. „Iran hat einen sehr großen Fehler gemacht“, textete Donald Trump auf Twitter. Auf eine konkrete Vergeltungsdrohung, wie vor drei Wochen, als er Iran „die Vernichtung“androhte, verzichtete der amerikanische Präsident aber bislang. Er zweifelte sogar an, ob die Aktion absichtlich erfolgt sei.
Die für die Weltwirtschaft überlebenswichtige Straße von Hormuz, in der der „Global Hawk“abgeschossen wurde, ist durchschnittlich nur 60 Kilometer breit. Zieht man davon die iranischen und omanischen Hoheitsgewässer vor den Küsten beider Ländern von je 20 Kilometern ab, ist der verbleibende internationale Luftraum äußerst klein. Fehler bei der genauen Ortung sind daher ebenso möglich wie bei der Steuerung der Drohne, die in einem US-Kontrollzentrum in Jacksonville/Florida, also in mehr als 10 000 Kilometern Entfernung, erfolgte.
Trumps Strategie geht nicht auf Iran soll nach amerikanischen Erkenntnissen auch für zwei Angriffe auf Öltanker im Golf von Oman, der südlich der Straße von Hormuz beginnt, verantwortlich sein, was Teheran bekanntlich bestreitet. Zur Überraschung vieler Beobachter hatte der iranische Sicherheitsrat (SNSC) noch am Mittwoch betont, dass es keinen Krieg zwischen Iran und den USA geben werde. Es bestünde kein Grund für einen Krieg, da es sich bei den amerikanischen Unterstellungen um eine weltweit bekannte Taktik der USA handele, um politischen Druck auszuüben, sagte SNSC-Sekretär Ali Schamkani der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA. Die USA wollten Iran zur Kapitulation zwingen, was aber nicht geschehen werde. Selbst wenn die USA jetzt militärisch reagieren sollten, werde sich die Islamische Republik nicht den USA unterordnen. Westliche Diplomaten in Teheran teilen diese Ansicht. Trumps Strategie des „maximalen Drucks“entfalte nicht die gewünschte Wirkung.
Vielleicht hat das Zögern des USPräsidenten am Donnerstag auch mit dem ausbleibenden Erfolg zu tun.