Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der Sternenhimmel im Juli
Mondfinsternis in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli – Saturn bietet die beste Beobachtungsmöglichkeit des Jahres
Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volkssternwarte Laupheim.
Die Sonne
Am 4. Juli erreicht die Erde mit 152,1 Millionen Kilometer ihre größte Entfernung von der Sonne. Warum herrscht genau dann in unseren Breiten Hochsommer? Das liegt am sommerlich-steilen Einfallswinkel der Sonnenstrahlen auf die Nordhalbkugel. Auf der Südhalbkugel ist er zur gleichen Zeit flacher: Dort herrscht jetzt Winter.
Die Auf- und Untergangszeiten der Sonne, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ): 1. Juli 5.15 Uhr, 21.33 Uhr;
10. Juli 5.22 Uhr, 21.28 Uhr;
20. Juli 5.33 Uhr, 21.19 Uhr;
31. Juli 5.47 Uhr, 21.05 Uhr.
Der Mond
Im Juli lässt sich das Verstreichen des Monats leicht an der Beleuchtung des Mondes ablesen. Zunächst verschwindet die dünne Mondsichel in der Neumondnacht des 2. Juli vom Firmament. Sie kehrt aber bald in den darauffolgenden Tagen an den westlichen Abendhorizont zurück. Die Mondsichel hat sich am 9. zum zunehmenden Halbmond (Phase des ersten Viertels) gerundet und streift durch die „Jungfrau“. Dessen Leuchtgestalt wächst weiter an bis zur Vollmondnacht des 16., in der er im „Schützen“zu finden ist.
In der Nacht von 16. auf 17. Juli findet ein sehenswertes Himmelsereignis statt: eine teilweise Mondfinsternis. Unser Erdbegleiter beginnt sich um 22.01 Uhr zu verfinstern, wenn er in den Kernschatten der Erde eintritt, den die Erde durch die Sonnenbeleuchtung in den Weltraum wirft. Um 23.31 Uhr ist die Mitte der Mondfinsternis erreicht, bei welcher der Mond zu 66 Prozent verfinstert ist. Um 1 Uhr tritt er wieder aus dem Kernschatten der Erde aus und nimmt wieder seine Gestalt als Vollmond ein. Zwei Beobachtungstipps: Eine Mondfinsternis ist, anders als eine Sonnenfinsternis, ein mehrstündiges Ereignis. Sie können sich bei der Beobachtung Zeit lassen. Und: Anders wie bei einer Sonnenfinsternis benötigen sie keine Schutzbrille, um die Finsternis zu verfolgen; das vom Mond reflektierte Sonnenlicht ist völlig harmlos. Eine gute Woche nach diesem Ereignis hat der Mond wieder an Glanz verloren, wenn er am 25. als abnehmender Halbmond (Phase des letzten Viertels) die „Fische“durchzieht. Die immer schmaler werdende Mondsichel beendet den Monat Juli nur einen Tag vor dem nächsten Neumond.
Die Planeten
Der sonnennächste Planet Merkur kann sich schwer aus dem Glanz der Sonne lösen. Er ist in diesem Monat von Deutschland aus nicht zu erkennen.
Die Venus, unser Nachbarplanet innerhalb der Erdbahn, nähert sich immer mehr der Sonne und ist mit bloßem Auge ebenso nicht mehr zu beobachten. Auch Mars, unser Nachbarplanet außerhalb der Erdbahn, ist im Juli nicht mehr am Himmel zu verfolgen.
Jupiter, der größte Planet unseres Sonnensystems mit elffachem Erddurchmesser, steht im „Schlangenträger“. Er ist dort fast die ganze Nacht über zu sehen. Als hellstes Nachtobjekt in diesem Monat nach dem Mond ist er dort nicht zu verfehlen. Der Gasriese übertrifft mit seiner Leuchtkraft mit Leichtigkeit alle Sterne in dieser Sternregion. Jupiter sinkt am 1. Juli gegen 3.56 Uhr, am 31. bereits gegen 1.49 Uhr unter den Südwesthorizont.
Am 13. zieht der zunehmende Mond in etwa drei Vollmonddurchmessern Entfernung nördlich an Jupiter vorbei.
Saturn, der entlegenste mit bloßem Auge sichtbare Planet, zieht durch den „Schützen“. Der Ringplanet bietet in diesem Monat die beste Beobachtungsmöglichkeit des Jahres, da er am 9. Juni seine Oppositionsstellung erreicht. Bei einer Saturnopposition sind Sonne, Erde und Saturn entlang einer geraden Linie angeordnet. Diese Stellung ist für die Saturnbeobachtung optimal, da zum einen der Planet die ganze Nacht über zu sehen ist – er geht bei Sonnenuntergang auf und bei Sonnenaufgang unter – zum anderen ist auch seine Entfernung zur Erde am geringsten und dadurch sein scheinbarer Durchmesser und seine Helligkeit am größten.
Der Saturn geht am Oppositionstag um 21.16 Uhr auf und um 5.33 Uhr unter. Am Monatsende erfolgt sein Untergang bereits um 4.02 Uhr.
Die Fixsterne
Eine der bekanntesten Sternfiguren ist das „Sommerdreieck“. Es setzt sich zusammen aus den hellen Sternen Wega in der „Leier“, Deneb im „Schwan“und Atair im „Adler“. Sie gehören zu den 20 der hellsten mit bloßem Auge sichtbaren Sterne überhaupt. Um diese drei Sternbilder ranken sich folgende Legenden:
Auf der Leier spielte und sang Orpheus so schön, dass er sogar den Totengott dazu bewegen konnte, ihm seine verstorbene Frau aus der Unterwelt herauszugeben! Der „Schwan“entstand durch den ersten Verkehrsunfall der Antike: Nachdem der junge Phaeton bei einer heimlichen Spritztour mit dem Sonnenwagen seines Vaters, des Sonnengottes Helios, schwer verunglückte, trauerte sein Freund so sehr um ihn, dass er aus Mitleid von den Göttern als Schwan an den Himmel versetzt wurde.
Der Adler wiederum entführte einen Jungen namens Antinous, der fortan den Göttern auf dem Olymp diente.
Im Fernglas leuchtet übrigens nahe des „Leier“-Hauptsterns Wega das Vierfachsystem Epsilon Lyrae, also vier sich gegenseitig umkreisende Sonnen.
„Schwan“und „Adler“liegen im matten Band der Milchstraße, das das Fernglas in Tausende einzelner Sterne auflöst. Die Milchstraße ist unsere diskusförmige Heimatgalaxis, die wir von der Kante her sehen. Ihr Durchmesser beträgt etwa 100 000 Lichtjahre, ihre Dicke nur 16 000 Lichtjahre. Ihre etwa 200 Milliarden Sterne vollenden in 230 Millionen Jahren eine Umdrehung um das Zentrum der Galaxis, von dem die Sonne rund 27 000 Lichtjahre entfernt ist. Östlich des Sommerdreiecks liegt das ausgedehnte Sternbild „Schlangenträger“mit dazugehöriger „Schlange“.
Beide sind leuchtschwach, ergeben aber ein lohnendes Puzzle für klare Sommernächte. Über dem Kopf der „Schlange“liegt der Sternenbogen der „Nördlichen Krone“. Ihr östlicher Nachbar ist „Herkules“. Zwischen den westlichen zwei „Kastensternen“, der Brust des Herkules, ist mit einem Fernglas – an dunklen Orten auch bereits mit bloßem Auge – der bekannte Kugelsternhaufen M13 zu finden. Der vom „Herkules“als erste seiner zwölf Heldentaten gejagte „Löwe“versinkt bereits mit den beiden anderen Frühlingssternbildern „Bärenhüter“und „Jungfrau“im Westen.
Da die milden Sommernächte immer wieder gerne zur Sternbeobachtung einladen, hier noch einmal, wie die Sternkarte zu benutzen ist. Zunächst ist rasch erklärt, warum auf ihr die Himmelsrichtungen Ost und West vertauscht sind. Um mit ihr den Sternenhimmel zu beobachten, wird die Sternkarte mit dem Bild nach unten über den Kopf gehalten und den Himmelsrichtungen entsprechend ausgerichtet. Der Zenit, der Himmelspunkt direkt über dem Kopf, entspricht dem Schnittpunkt der gedachten Nord-Süd- mit der OstWest-Linie. Zur angegebenen Uhrzeit tummeln sich dort „Drache“und der antike Hau-drauf-Held „Herkules“.