Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Rupprecht Vetter setzt sich für eine uralte Rasse ein
Seit 30 Jahren hilft der Kuhliebhaber aus Arnach den Schlag des Allgäuer Braunviehs zu erhalten
ARNACH - Das Allgäuer Braunvieh hat früher auf fast jedem Bauernhof in Süddeutschland gelebt. Mittlerweile führt diese Gattung ein Schattendasein. Aus diesem Grund wurde diese Nutztierart 2016 zur gefährdeten Rasse erklärt. Rupprecht Vetter aus Schlesis bei Arnach setzt sich bereits seit 30 Jahren mit seiner Familie für den Erhalt dieser besonderen Kühe ein.
Im Süden von Deutschland sind es etwa noch 230 Tiere dieser Rasse. Davon befinden sich 170 in Baden-Württemberg und 60 in Bayern. Alleine von dieser Anzahl gehören 70 Exemplare zum Besitz von Rupprecht Vetter. „Vieh ist mein Leben, dem Allgäuer Braunvieh gehört allerdings mein Herz“, so Vetter, der gleichzeitig eine junge schwarze Katze streichelt, die gerade des Weges kommt und so gar keine scheu vor den Vierbeinern mit den großen Kulleraugen zeigt.
Aber wie kam es dazu, dass der sogenannte Schlag (Teilmenge einer Rasse) des Allgäuer Braunviehs vom Aussterben bedroht ist? Was heute eine Seltenheit ist, war 1966 noch ganz normal. Etwas anderes gab es nicht, bevor die Schweizer ihr „Original Braunvieh“in Amerika mit größeren, leistungsstärkeren Tieren kreuzten („Swiss Brown“). Dadurch veränderten sich auch die Bestände in Deutschland. Die Kühe rund um die Alpen wurden größer, stärker und anscheinend besser. Die eher elegant wirkende und kleinere Rasse musste weichen.
Das ging so lange, bis festgestellt wurde, dass es in Baden-Württemberg nur noch ein einziges Muttertier der „Original Allgäuer“-Braunviehrasse gab – nämlich Sandra, eine 19-jährige Kuhdame aus Aichstetten. Um die Zucht nun wieder in Gang zu bringen, mussten bayerische Kühe herhalten. Damals erkannte Vetter seine Chance, um die Landwirtschaft mit der Natur wieder in Einklang zu bringen und die Rasse wiederzubeleben. So kaufte er auf, was „Original Allgäuer Braunvieh“hieß. Mittlerweile ist er bundesweit der größte Züchter dieser speziellen Rasse.
Im Schnitt habe ein normales Braunvieh in Baden-Württemberg zwei Kälber und würde fünf Jahre alt werden. „Bei uns auf dem Hof haben sie fünf Kälber und werden etwa acht Jahre alt“, erklärte Vetter. An die Gesamtleistung anderer, moderner Kuhrassen würden seine Tiere nicht heranreichen – ein Umstand, der dem Landwirt allerdings egal ist. „Wir haben hier einen Bezug nicht nur zu den Tieren, sondern auch zur Natur.“
Große Weiden
Dass nicht nur Familie Vetter mit der Gesamtsituation in Schlesis zufrieden ist, sondern auch die Tiere, zeigte sich spätestens beim Austreiben. Zufrieden und gelassen machen sich diese auf den Weg auf ihre großflächig angelegten Weiden.
Voran läuft Vetters Lieblingskuh Baronin, die sich sichtlich mit weiteren Kuhmüttern darüber freut, ihren ganz jungen Nachwuchs auf einer separaten Weide in Empfang nehmen zu dürfen. „Das ist für mich eine ganz problemlose und unauffällige Kuh“, erklärt Vetter. Wer jedenfalls noch einmal „blöde Kuh“sagt, der liegt falsch, denn blitzschnell finden Mütter und Kinder instinktiv zusammen.
Keine Pestizide und Herbizide
Für die Zucht seiner Allgäuer Braunviehkühe, mit der der Landwirt zum Erhalt der Rasse beiträgt, erhält er pro Tier und pro Jahr eine staatliche Haltungsprämie. Als Bedingung gilt für ihn der Verzicht auf jeglichen Kunstdünger, Pestizide oder Herbizide, was für Vetter kein Problem ist. „Ich dünge nahezu fast nur mit Festmist.“Von einer Enthornung hält der Kuhliebhaber auch nichts: „Das ist meines Erachtens eine Verstümmelung der Kreatur und deutet für mich auf eine Missachtung der Lebewesen hin“, so Vetter.
Neben seinem Bestand an 70 „Original Allgäuer Braunvieh“befinden sich insgesamt weitere 15 Tiere der Art „Original Schweizer Braunvieh“sowie 15 der Rasse „Brown Swiss“in seinem Besitz. Davon sind zwei Exemplare im Ferienpark Allgäu von Center Parcs untergebracht. 30 Tiere der Originalrasse „Allgäuer Braunvieh“können auf den Weiden des Bauernhausmuseums in Wolfegg bestaunt werden.