Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Razorbacks sind zurück im Meisterrennen
Vor allem in der Verteidigung überzeugen Ravensburgs Footballer gegen den Spitzenreiter
WEINGARTEN - Oliver Billstein, Cheftrainer der Ravensburg Razorbacks, ist normalerweise nicht für überschwängliches Lob bekannt. Nach dem 24:14-Erfolg seiner Mannschaft am Sonntag gegen die Saarland Hurricanes sagte Billstein jedoch: „Die Defense hat eine grandiose Leistung gezeigt.“Die Saarbrückener kamen mit der besten Offensive der Liga nach Weingarten. Mehr als 40 Punkte hatten die Hurricanes bis dahin im Schnitt pro Spiel gemacht. Nicht so am Sonntag.
Schon der erste Angriff der Gäste vor 1545 Zuschauern im Weingartener Lindenhofstadion war beispielhaft für das gesamte Spiel. Die Hurricanes verloren den Ball – auch, weil die Ravensburger Defensive ganz viel Druck auf Quarterback Alexander Haupert ausübte und die Running Backs der Gäste nicht wie gewohnt zum Zuge kamen. „Der erste Drive hat uns gleich gezeigt: Da geht alles“, meinte Billstein.
Einige Ballverluste der Gäste
Als die Razorbacks zum ersten Mal den Ball in der Offensive hatten, machte Andrecus Lindley den ersten Touchdown, Yannik Oswald traf den Zusatzkick – 7:0. Nach einem schwachen Field-Goal-Versuch von Andreas Schöck mussten die Hurricanes wieder ohne Punkte vom Feld. Nach einem starken Lauf von Finn Kearns sowie dem zweiten Touchdown von Lindley (plus Zusatzkick von Oswald), stand es 14:0.
Im zweiten Viertel schaffte Tyler Wormhoudt zwar den ersten Touchdown für die Gäste. Doch es blieb dabei: Ravensburgs Defense ließ nicht nach. Dazu kamen leichte und somit unnötige Ballverluste der Hurricanes. Da half es den Gästen auch nicht wirklich, dass sie die Offensive der Ravensburger besser in den Griff bekamen. Razorbacks-Quarterback Garrett Dellechiaie hatte immer wieder Probleme, Mitspieler zu finden. Christian Steffani etwa, starker Wide Receiver der Ravensburger, kam in der ersten Halbzeit quasi überhaupt nicht an den Ball. „Der beste Mann in der Defense hat mich gedeckt und einen super Job gemacht“, lobte Steffani seinen Gegenspieler.
Als es darauf ankam, war Dellechiaie aber hellwach. Kurz vor Ende des dritten Viertels riskierte der Quarterback im vierten Versuch alles, geriet zwar unter Druck, warf den Ball aber dennoch maßgenau über 25 Yards in die Endzone. Der Empfänger? Christian Steffani. „Meinem Gegenspieler ging nach und nach etwas die Puste aus“, sagte der Ravensburger lächelnd. Es stand nun 21:7, der Heimsieg rückte näher.
Noch einmal kamen die Hurricanes durch Wormhoudt in die Endzone (14:21), ehe Patrick Reinisch seinen großen Auftritt hatte. Seit mehr als einem Jahr fehlte Reinisch verletzungsbedingt, zum Field Goal aus 35 Yards kam er am Sonntag aufs Feld und verwandelte souverän zum 24:14. Alles klar machte schließlich – wie konnte es am Sonntag auch anders sein – die Defensive. Martin Körber fing kurz vor Schluss einen Pass von Quarterback Haupert ab – diese Interception kurz vor der eigenen Endzone war die endgültige Entscheidung. „Das war eines unserer besseren Spiele“, sagte Steffani. Wenige Meter weiter atmete Abteilungsleiter Frank Kienzle tief durch. „Das war ganz wichtig.“Denn durch den Sieg haben die Razorbacks die Meisterschaft nach wie vor in eigener Hand, auch wenn sie als Zweiter noch hinter den Saarland Hurricanes liegen.
Nun geht es zum Schlusslicht Bevor es in die Sommerpause geht, fahren die Razorbacks am kommenden Samstag nach Gießen. Die Golden Dragons haben noch keins ihrer sieben Spiele gewonnen und haben bislang erst 48 Punkte geschafft. „Aber“, warnte Billstein seine Mannschaft schon am Sonntag kurz nach dem Sieg gegen den Tabellenführer, „Gießen liegt uns irgendwie nicht. Wir dürfen nicht nachlassen und müssen gut trainieren.“Christian Steffani sprach aber aus, was alle wissen: „Wenn wir so spielen wie gegen die Hurricanes, dann funktioniert es auch in Gießen.“