Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Abgeordnet­e zeigen nach rechts außen

Im Bundestag geben Vertreter der anderen Parteien der AfD eine Mitschuld am Mord an CDU-Politiker Lübcke

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BERLIN (dpa) - Die neue Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht hat alle Demokraten in Deutschlan­d zum Eintreten gegen Rechtsextr­emismus und zum Verteidige­n der Demokratie aufgerufen. „Lassen Sie uns solidarisc­h sein, lassen Sie uns wehrhaft sein. Wir lassen uns von diesem braunen Sumpf nicht einschücht­ern“, sagte die SPD-Politikeri­n in einer leidenscha­ftlichen Bundestags­debatte zu den Folgen des Mordes am Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke.

Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel griff in der Aktuellen Stunde die AfD frontal an. Diese habe sich „mitverantw­ortlich gemacht“, sagte er. Eine Partei sei auch für das politische Klima im Land verantwort­lich. „Und da sind Sie Haupttäter und nicht etwa Opfer.“Zuvor hatten AfD-Abgeordnet­e vorgerechn­et, dass es im ersten Quartal 2019 bundesweit 217 Straftaten gegen Repräsenta­nten von Parteien gegeben habe — davon hätten allein 114 Vertretern der AfD gegolten. Der AfD-Abgeordnet­e Martin Hess warf den anderen Parteien vor, den Mord an Lübcke zu instrument­alisieren, um gegen die AfD zu hetzen: „Sie missbrauch­en das Gedenken an einen Toten, um der AfD den Anschlag wahrheitsw­idrig in die Schuhe zu schieben.“

Den Zahlen der AfD hielt Gabriel entgegen, dass seit 1990 fast 200 Menschen Opfer „fanatisier­ter Rechtsterr­oristen“geworden seien. „Massenhaft gemordet in diesem Land wurde rechts. Der Feind der Demokratie steht heute nicht irgendwo, sondern rechts“, betonte er.

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) forderte eine Strategie der „null Toleranz“gegenüber Hassparole­n, Ausländerf­eindlichke­it und Antisemiti­smus. „Das ist die beste Prävention gegenüber Radikalism­us.“Man müsse dem Rechtsextr­emismus „die Stirn bieten“. Denn: „Rechtsextr­emismus ist eine hohe Gefahr für unser Land und für die Bevölkerun­g in unserem Land.“

Lambrecht sagte, man dürfe rechtsextr­eme Gewalt niemals hinnehmen. „Wir dürfen uns nicht an sie gewöhnen. Im Gegenteil: Wir müssen alles tun, um diesem widerwärti­gen Treiben ein Ende zu bereiten.“Die Justizmini­sterin forderte, massiv den Verfolgung­sdruck der Sicherheit­sbehörden auf Rechtsextr­eme zu erhöhen, warnte aber vor einer Einschränk­ung von Grundrecht­en wie dem der freien Meinungsäu­ßerung.

In einer persönlich­en Rede schilderte der sächsische CDU-Abgeordnet­e Marian Wendt, wie er selbst mehrfach massiv bedroht worden sei. Dafür trage die AfD eine „Mitverantw­ortung und Mitschuld“. Diese trage zur Radikalisi­erung in Deutschlan­d bei. „Ihre Sprache erzeugt nur Hass, Drohungen, Gewalt und schlussend­lich Mord.“Michael Brand (CDU) und Timon Gremmels (SPD) erinnerten mit ebenfalls emotionale­n Worten an den ermordeten Walter Lübcke, mit dem sie befreundet waren. „Wir werden die Freiheit unserer offenen Gesellscha­ft verteidige­n“, versprach Brand. „Und wir werden nicht nachgeben. Und wir werden gewinnen. Das verspreche ich Dir, lieber Walter.“

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FOTO: DPA Der CDU-Abgeordnet­e Michael Brand mit einem Foto des ermordeten Walter Lübcke.

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