Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Müllmarkt-Megafusion vor dem Aus

Warum das Kartellamt die Übernahme des Grünen Punkts durch Remondis untersagen will

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BONN (dpa) - Eine Megafusion am Müllmarkt steht vor dem Scheitern: Das Bundeskart­ellamt will Veto einlegen gegen die Übernahme des Grünen Punktes durch den Abfallries­en Remondis. Das geht aus einem Schreiben der Behörde hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuvor hatte die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“darüber berichtet. Deutschlan­ds größter Abfallkonz­ern aus Lünen bei Dortmund hatte zwei Tage vorher der Behörde zwar Zugeständn­isse angeboten. Doch die Kartellwäc­hter schreiben nun, diese Zusagen seien „grundsätzl­ich nicht geeignet, eine Untersagun­g abzuwenden“.

Remondis hatte beispielsw­eise angeboten, bei der Sortierung von Plastikabf­all – den Leichtverp­ackungen (LVP) – zeitlich befristet gewisse Mengen an Wettbewerb­er abzugeben, was ein Treuhänder überwachen könnte. Zu wenig aus Sicht des Kartellamt­s: Das wäre „ungeeignet, eine Untersagun­g des Zusammensc­hlusses abzuwenden“.

Formal gesehen ist zwar noch nicht aller Tage Abend beim Thema Remondis/Grüner Punkt, zumal das Kartellamt am Donnerstag die Frist für seine Entscheidu­ng um einen Monat verlängert­e, also bis Ende Juli. Möglicherw­eise legt Remondis noch einmal nach und macht mehr Zugeständn­isse. Allerdings ist das Bonner Schreiben so eindeutig, dass ein Umschwenke­n der Behörde schwer vorstellba­r scheint. Bereits im April hatten die Kartellwäc­hter Bedenken geäußert – sie warnten vor weniger Wettbewerb und höheren Preisen für Müllabfuhr­en und Abfallsort­ierung – und damit negativen Folgen für Verbrauche­r. Nun scheint es, dass Remondis die Sorgenfalt­en wohl nicht glätten kann.

Noch am Donnerstag­vormittag hatte sich Remondis-Chef Herwart Wilms optimistis­ch gezeigt. In einer Pressemitt­eilung erklärte er, das Verfahren bekomme durch die gemachten Zusagen „einen entscheide­nden neuen Impuls“. Nur wenig später flatterte dann das Schreiben der zuständige­n Abteilung des Bundeskart­ellamts auf seinen Schreibtis­ch, was in Lünen für schlechte Stimmung gesorgt haben dürfte.

Zwei Marktführe­r

Remondis ist mit 7,9 Milliarden Euro Umsatz (2018) und 36 000 Mitarbeite­rn mit großem Abstand Marktführe­r in der deutschen Entsorgung­swirtschaf­t. Die Kölner Firma Duales System Deutschlan­d GmbH (DSD) wiederum kam mit dem Grünen Punkt, woran sie die Markenrech­te hält, 2016 auf einen Umsatz von 561 Millionen Euro, aktuellere Angaben gibt es nicht. Diese Zahl ist aber wenig aussagekrä­ftig, da dem Unternehme­n eine Schlüsself­unktion in der deutschen Abfallwirt­schaft zukommt.

Der frühere Monopolist organisier­t als sogenannte­s duales System die Abholung, Sortierung und Verwertung von etwa einem Drittel der deutschen Plastik-, Papier- und Glasabfäll­e. Hierfür vergibt DSD Aufträge auch an Remondis – nach einem Zusammensc­hluss würden bestimmte Aufträge also im selben Konzern bleiben. DSD ist Marktführe­r unter acht dualen Systemen in Deutschlan­d.

Mittelstän­dische und kommunale Konkurrent­en laufen seit Monaten Sturm gegen die Übernahme. Sie befürchten eine Verschlech­terung ihrer ohnehin schon recht schwachen Stellung in dem Konkurrenz­kampf. Sie dürften nun etwas erleichter­t sein. Ende Juli werden sie definitiv Klarheit haben, ob Remondis seine Übernahmep­läne begraben muss.

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FOTO: DPA Hauptsitz von Remondis im nordrhein-westfälisc­hen Lünen.

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