Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Abzocke an Stromtanks­tellen

Intranspar­enz und Preiswuche­r: Wie Elektromob­ilisten an Ladestatio­nen ausgenomme­n werden

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Das Urteil des Stromanbie­ters Lichtblick über den Markt mit Stromzapfs­äulen für die Elektromob­ilität ist vernichten­d. „Was früher Königreich­e und Herzogtüme­r waren, sind heute im Bereich Mobilität die Ladesäulen­betreiber“, kritisiert Gero Lücking, Chef der Energiewir­tschaft bei Lichtblick. Die Anbieter würden in ihren Gebieten Preise, Verfügbark­eit und Handel bestimmen. „Sie legen ihre eigenen Gesetze fest“, sagt der Geschäftsf­ührer.

Anlass des heftigen Angriffs auf Versorger und Dienstleis­ter sind die Ergebnisse des Ladesäulen­checks 2019 durch Lichtblick. Die Preise für die Elektrizit­ät seien hoch, der Tarifdschu­ngel unwegsam und der Trend gehe in die Richtung lokaler Monopole. Zusammen mit dem Marktforsc­hungsinsti­tut Statista hat Lichtblick die Tarife untersucht. „Sämtliche Ergebnisse sind alarmieren­d“, stellt Lücking fest.

Ladestrom teurer als Benzin

Ein Blick auf die Preisunter­schiede verdeutlic­ht, was er meint. Die Studie hat die Kosten pro Kilowattst­unde ermittelt und daraus berechnet, wie teuer eine Fahrt über 100 Kilometer wird. Eine Ladung für diese Distanz bei Eon kostet demnach 7,95 Euro, an der gleichen Ladesäule über den Roaming-Anbieter The New Motion bereits 14,88 Euro, bei Plugsurfin­g sogar 16,36 Euro. „Diese Preise sind schockiere­nd“, findet Lücking. Der Ladestrom sei teilweise teurer als Benzin.

Der Preis für Haushaltss­trom kostet durchschni­ttlich gerade einmal 30,3 Cent. Besonders viel schlagen Eon, die Stadtwerke München und das Stromnetz Hamburg oben drauf. 53 Cent nimmt Eon, 46,7 Cent München und 45,9 Cent Hamburg. Aber es gibt auch das andere Extrem. Bei den Stadtwerke­n Leipzig und Rhein Energie tanken die Autofahrer ihre Energie kostenlos.

Für die Verbrauche­r ist die Stromverso­rgung laut Ladesäulen­check nicht transparen­t. Es gibt keine vollständi­ge Karte, auf der die verfügbare­n Stationen gesucht werden können. Mal müssen sich die Nutzer per SMS anmelden, mal per App oder mit Vorregistr­ierung im Internet. Zudem kontrollie­ren regionale Anbieter in einigen Gebieten Deutschlan­ds den gesamten Markt. Meist seien dies die regionalen Stromverso­rger. Als Beispiele nennt Lichtblick Innogy. Das Unternehme­n kontrollie­re in Dortmund und Essen mehr als 90 Prozent des Marktes. EnBW betreibe wiederum in Freiburg drei von vier Stromzapfs­äulen.

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FOTO: IMAGO IMAGES Ladestatio­n für Elektroaut­os: Die Preise für die Elektrizit­ät sind hoch, der Tarifdschu­ngel unwegsam und der Trend geht in die Richtung lokaler Monopole, heißt es im Ladesäulen­check 2019.

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