Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Abzocke an Stromtankstellen
Intransparenz und Preiswucher: Wie Elektromobilisten an Ladestationen ausgenommen werden
BERLIN - Das Urteil des Stromanbieters Lichtblick über den Markt mit Stromzapfsäulen für die Elektromobilität ist vernichtend. „Was früher Königreiche und Herzogtümer waren, sind heute im Bereich Mobilität die Ladesäulenbetreiber“, kritisiert Gero Lücking, Chef der Energiewirtschaft bei Lichtblick. Die Anbieter würden in ihren Gebieten Preise, Verfügbarkeit und Handel bestimmen. „Sie legen ihre eigenen Gesetze fest“, sagt der Geschäftsführer.
Anlass des heftigen Angriffs auf Versorger und Dienstleister sind die Ergebnisse des Ladesäulenchecks 2019 durch Lichtblick. Die Preise für die Elektrizität seien hoch, der Tarifdschungel unwegsam und der Trend gehe in die Richtung lokaler Monopole. Zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Statista hat Lichtblick die Tarife untersucht. „Sämtliche Ergebnisse sind alarmierend“, stellt Lücking fest.
Ladestrom teurer als Benzin
Ein Blick auf die Preisunterschiede verdeutlicht, was er meint. Die Studie hat die Kosten pro Kilowattstunde ermittelt und daraus berechnet, wie teuer eine Fahrt über 100 Kilometer wird. Eine Ladung für diese Distanz bei Eon kostet demnach 7,95 Euro, an der gleichen Ladesäule über den Roaming-Anbieter The New Motion bereits 14,88 Euro, bei Plugsurfing sogar 16,36 Euro. „Diese Preise sind schockierend“, findet Lücking. Der Ladestrom sei teilweise teurer als Benzin.
Der Preis für Haushaltsstrom kostet durchschnittlich gerade einmal 30,3 Cent. Besonders viel schlagen Eon, die Stadtwerke München und das Stromnetz Hamburg oben drauf. 53 Cent nimmt Eon, 46,7 Cent München und 45,9 Cent Hamburg. Aber es gibt auch das andere Extrem. Bei den Stadtwerken Leipzig und Rhein Energie tanken die Autofahrer ihre Energie kostenlos.
Für die Verbraucher ist die Stromversorgung laut Ladesäulencheck nicht transparent. Es gibt keine vollständige Karte, auf der die verfügbaren Stationen gesucht werden können. Mal müssen sich die Nutzer per SMS anmelden, mal per App oder mit Vorregistrierung im Internet. Zudem kontrollieren regionale Anbieter in einigen Gebieten Deutschlands den gesamten Markt. Meist seien dies die regionalen Stromversorger. Als Beispiele nennt Lichtblick Innogy. Das Unternehmen kontrolliere in Dortmund und Essen mehr als 90 Prozent des Marktes. EnBW betreibe wiederum in Freiburg drei von vier Stromzapfsäulen.