Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auf Herz und Nieren
Kunst aus dem Körper und Gliedmaßen als Kunst in der Villa Rot
Rot (sz) - Vom 30. Juni bis 29. September zeigt die Villa Rot in der Gemeinde Burgrieden zwei besondere Ausstellungen: „Auf Herz und Nieren“und Malte Bruns.
Das Sezieren des menschlichen Körpers war viele Jahrhunderte hindurch ein Tabu. Erst im 15. Jahrhundert begannen die medizinische Forschung und die bildende Kunst damit, das Innere des Körpers zu erforschen. Heute sind uns die Organe und deren Funktion größtenteils bekannt. Dennoch hat die Beschäftigung mit ihnen nichts an Faszination eingebüßt.
Die komplexen Zusammenhänge der „Maschine Mensch“sind noch immer ein spannendes Thema, was auch den Erfolg von Körperweltenausstellungen erläutert. Gleichzeitig ruft der Blick auf Herzen, Nieren oder Gedärme jedoch auch Ekel und Unwohlsein hervor, da wir ihn mit Tod und Vergänglichkeit assoziieren. Diese ambivalente Wirkung von Organen begeistert auch Künstlerinnen und Künstler immer wieder aufs Neue.
„Auf Herz und Nieren“
Die Ausstellung „Auf Herz und Nieren“zeigt 17 ausgewählte künstlerische Positionen, die sich mit dem im Verborgenen liegenden Bereich des menschlichen Organismus beschäftigen. Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler untersuchen in ihren Arbeiten medizinische, ästhetische und mystische Aspekte der Körperorgane. Auch das aktuelle Thema der Organspende wird aufgegriffen. Hier kulminiert die Widersprüchlichkeit zwischen religiöser Aufladung und nüchterner medizinischer Praxis.
Am Ende der Ausstellung steht der Blick auf die technischen Körpererweiterungen in der Zukunft.
Mit Werken von: Ed Atkins, Alisa Baremboym, Ulrich Blum, Mariechen Danz, Birgit Dieker, Stine Deja , Nick Ervinck, Alastair Gibson, Zoë Hough, Klaus Illi, Anna Jermolaewa , Sofie Layton, Marie Munk, Thomas Struth, Alex Tennigkeit, Ivonne Thein, Michael von Brentano.
Organe im Zentrum
Im Zentrum des künstlerischen Schaffens Malte Bruns‘ stehen menschliche Gliedmaße und Organe. Diese werden vom Künstler abgeformt, mit grellen, mitunter unnatürlich wirkenden Tönen eingefärbt und anschließend neu zusammengesetzt. Die so entwickelten grotesk erscheinenden Schöpfungen wirken gleichzeitig vertraut und fremd, zerstückelt und doch lebendig. Es geht dem Bildhauer und Medienkünstler bei diesen Arbeiten nicht um die Verletzbarkeit oder gar die Zerstörung des Körpers. Vielmehr kommentiert er mit ihnen die genetischen und technischen Erweiterungen des Menschen. Hierbei stellt sich auch die Frage, welche Relevanz Begriffe wie Natürlichkeit und Evolution für die heutige Zeit besitzen, in der Wissenschaft und Technologie an die Stelle einer natürlichen Entwicklung der Spezies Mensch getreten ist.
Nicht selten spielt Bruns mit der Ambivalenz des geöffneten und fragmentierten Körpers und bewegt sich damit im Grenzbereich zwischen Ekel und Faszination.
In der Kunsthalle des Museums Villa Rot zeigt Bruns Fotografien, Videoarbeiten und Skulpturen.
Malte Bruns (geboren 1984 in Bielefeld, lebt in Düsseldorf) studierte an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und an der Akademie der Bildenden Künste München. An der Kunstakademie Düsseldorf schloss er 2014 sein Studium als Meisterschüler von Georg Herold ab. Einzelausstellungen hatte er auch im KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf – und in der Galerie Lisa Kandlhofer in Wien.