Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ulmer votieren für Tram nach Neu-Ulm
Stadträte geben Antrag auf Machbarkeitsstudie statt – Auch Blaustein-Linie im Gespräch
ULM - Ein kommunalpolitischer Dauerbrenner hat in der vorletzten Sitzung des „alten“Ulmer Gemeinderats ein Comeback erlebt: Das Gremium, das in neu gewählter Zusammensetzung erstmals am Schwörmontag zusammentrifft, machte sich am Mittwochabend für eine neue Straßenbahnlinie über Wiblingen nach Neu-Ulm stark. Mit der Mehrheit von 21 gegen zehn Stimmen wurde die Verwaltung beauftragt, das Gespräch mit Neu-Ulm zu suchen und Wege zu einer baldigen Machbarkeitsstudie zu ebnen. Ob eine dritte Tram-Linie über das Wiley und Ludwigsfeld bis nach Wiblingen oder anderswo verläuft, ist nicht Teil des Antrags. Und eine Verbindung mit Blaustein wird bereits voruntersucht.
OB Gunter Czisch hielt den Vorstoß für ziemlich unnötig. „Gerold Noerenberg und ich wollen ohnehin ein gemeinsames Nahverkehrskonzept beauftragen.“Aus Sicht vieler Stadträte aus den Reihen der Grünen und der SPD war es dennoch an der Zeit, ein Zeichen in Sachen Straßenbahn zu setzen. Auslöser der Debatte waren akute Defizite, was die Anbindung von Wiblingen an die Kernstadt angeht. Einer Straßenbahnlinie nur nach Wiblingen erteilte Baubürgermeister Tim von Winning allerdings eine eindeutige Absage: Auch ohne eine detaillierte Kosten-Nutzen-Überprüfung, von der die staatlichen Zuschüsse in Millionenhöhe abhängen, könne gesagt werden: Es wird keine positive Bewertung geben.“
Die 20 000 Einwohner Wiblingens reichten nicht aus, um die Investition bei einer „standardisierten Bewertung“zu rechtfertigen. Es müsse eine teure Donaubrücke gebaut werden und nach dem Donaubad in Richtung Wiblingen viele Kilometer unbewohntes Gebiet überwunden werden. Die CDU ging in einem Antrag von 300 Millionen Euro Gesamtkosten aus. Das Geld solle demnach aber lieber in zusätzliche Bus-Verstärkerlinien investiert werden.
Dass Elektrobusse in absehbarer Zeit durch Ulm fahren, ist davon unabhängig sicher: Wie Czisch berichtete, hätten die Stadtwerke grundsätzlich die Anschaffung von sechs EBussen beschlossen. Pro Stück kosteten die ungefähr doppelt so viel wie ein handelsüblicher Dieselbus. Doch 80 Prozent der Mehrkosten bekomme die Stadt aus Fördertöpfen zurück. Auch ein Brennstoffzellenbus, so Czisch, solle erprobt werden.
Grundsätzlich ist Czisch ein Freund der Straßenbahn. „Die Linie 2 ist ein Erfolgsprojekt.“Auch wenn es einer „granatenmäßigen Anstrengung“bedurft habe, bis die Kinderkrankheiten beseitigt waren. Beim Thema Straßenbahn-Verlängerung spielt auch das geplante Baugebiet Kohlplatte eine Rolle. Die Stadtverwaltung wurde längst per Nahverkehrsplan mit der Untersuchung einer möglichen Verlängerung der Linie 1 bis zum geplanten Wohngebiet an der Kohlplatte sowie zum Science Park III beauftragt.
Bei der Verlängerung in Richtung Science Park III ist auch die Nachbarstadt Blaustein mit im Boot einer Projektgruppe. Denn durch ein geplantes Bauprojekt direkt an der Gemarkungsgrenze Ulm/Blaustein („Entwicklungsgebiet am Oberen Scheibenberg“) wachsen die beiden Kommunen noch enger zusammen, was auch eine Verlängerung der Straßenbahn ins Blautal sinnvoll erscheinen lassen könnte. Zwei Machbarkeitsstudien sollen vermutlich im kommenden Jahr vorliegen und dem Gemeinderat vorgestellt werden.
Die Fraktion der Grünen hofft, dass das Thema Straßenbahn in NeuUlm durch den kommenden Wahlkampf um den Chefsessel im Rathaus an Fahrt gewinnt. Und Michael Joukov-Schwelling setzt darauf, dass es nach den Wahlen dort „straßenbahnfreundlicher“als derzeit zugehe.
Nicht abgestimmt wurde über einen Antrag der CDU, wie Wiblingen ohne Straßenbahn besser an den Nahverkehr angeschlossen werden könne. Verstärkerlinien, die insbesondere das Illertal und den Ulmer Süden aufnehmen und dann den Wiblinger Stadtteil an die Endhaltestellen der Straßenbahnlinien befördern, seien ohne große Infrastrukturinvestitionen und ohne Vorlauf umzusetzen. Als Transportmittel sollen ausschließlich Elektrobusse eingesetzt werden. An drei Haltepunkten (Donautal, Kuhberg, Wissenschaftsstadt) sollen Leihfahrrad- und gegebenenfalls E-Scooter Ausleihstationen bereitgestellt werden.