Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die schwierige Lage der Kliniken im Südwesten
Den Bau und die Sanierung von Krankenhäusern finanziert die Landesregierung, den Betrieb die Krankenkassen. Sie zahlen pro Patienten und pro Diagnose. Das System ist so komplex, dass Krankenhäuser Kodierassistenten beschäftigen. Ihre einzige Aufgabe: herausfinden, wie man diesen Verbandswechsel und jenes Arztgespräch am besten abrechnet. Wer Patienten rasch entlässt, ist meist im Vorteil. In der Theorie sollen die beiden Geldquellen die Krankenhäuser unterhalten. In der Praxis sind sie vor allem für Kommunen ein Zuschussgeschäft. Irgendetwas bleibt immer an den Trägern hängen. Private Konzerne wie Sana oder Helios profitieren davon, dass sie viele Kliniken betreiben, Verwaltungen bündeln, günstigere Konditionen bei Dienstleistern bekommen. Laut Krankenhaus-Report des LeibnizInstituts für Wirtschaftsforschung sind im Südwesten so viele Häuser wie sonst nirgends von der Insolvenz bedroht: ein Drittel der rund 200. Die Gründe sind vielfältig. Viele kleine Häuser in einem großen Flächenland, das bedeutet wesentlich höhere Lohnkosten als anderswo. Das Land investiert so viel wie kein anderes in Bau und Sanierung. Es legt mit Kassen und Trägern Standorte und Bettenzahl fest. Nur Häuser, die in diesen Plänen vorkommen, können mit den Krankenkassen abrechnen.
Die Versorgung mit niedergelassenen Ärzten müssen deren Standesorganisationen sicherstellen. Die Mediziner tragen als Selbstständige ihre Kosten selbst, rechnen Leistungen mit den Kassen ab. Die Kassenärztlichen Vereinigungen berechnen anhand von Faktoren wie Bewohnerzahl, wie viele Ärzte sich in einer Region wo niederlassen dürfen – sie verwalten die Arztsitze. Ohne eine solchen kann ein Arzt seine Leistungen nicht mit den Krankenkassen abrechnen. Allerdings wollen bekanntlich immer weniger Mediziner bestehende Praxen übernehmen, allein in Baden-Württemberg fehlen daher aktuell 600 niedergelassen Hausärzte. (tja)