Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Iran nimmt Urananreic­herung wieder auf

Teheran will mit der Atomenergi­ebehörde kooperiere­n

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TEHERAN (AFP) - In einem weiteren Schritt zum Rückzug aus dem internatio­nalen Atomabkomm­en hat Iran die Urananreic­herung in der Atomanlage Fordo wieder aufgenomme­n. Wie die iranische Atomenergi­ebehörde mitteilte, wurden in der unterirdis­chen Anlage südlich von Teheran die Zentrifuge­n am Donnerstag kurz nach Mitternach­t wieder in Betrieb genommen. Die US-Regierung rief die Staatengem­einschaft auf, den Druck auf Teheran zu erhöhen.

Die Ingenieure hätten „in den ersten Minuten des Donnerstag­s“begonnen, Uranhexafl­uorid in die Zentrifuge­n zu leiten, teilte die iranische Atomenergi­ebehörde mit. Die Urananreic­herung in Fordo war gemäß dem Atomabkomm­en von 2015 stillgeleg­t worden. Demnach darf Iran die Urananreic­herung in der Anlage eigentlich erst 2025 wieder aufnehmen.

Präsident Hassan Ruhani hatte am Dienstag aber angekündig­t, dass sein Land wieder Uran in Fordo anreichern werde. Es handele sich um die „vierte Etappe“des schrittwei­sen Rückzugs seines Landes aus dem Atomabkomm­en. Die Vertragspa­rtner Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien, Russland und China reagierten besorgt auf diesen weiteren Schritt aus der Vereinbaru­ng.

US-Außenminis­ter Mike Pompeo sagte am Donnerstag es bestehe die Sorge, dass sich Iran die Option eines „raschen nuklearen Durchbruch­s“verschaffe­n wolle. Es sei nun an der Zeit, „die atomare Erpressung dieses Regimes zurückzuwe­isen und schwerwieg­ende Maßnahmen zu ergreifen, um den Druck zu erhöhen“.

Iran wird seit Langem verdächtig­t, nach Atomwaffen zu streben. Teheran hat dies stets bestritten und betont, sein Atomprogra­mm diene zivilen Zwecken. Im Zentrum des Streits steht die Urananreic­herung, da hoch angereiche­rtes Uran für Atomwaffen benötigt wird. Niedrig angereiche­rtes Uran wird aber auch zur Energiegew­innung verwendet.

Das Abkommen war 2015 internatio­nal als wichtiger Schritt zur Entschärfu­ng des Atomkonfli­kts mit Iran gefeiert worden. Im Mai 2018 verkündete US-Präsident Donald Trump jedoch den einseitige­n Ausstieg seines Landes und verhängte im Zuge einer Politik des „maximalen Drucks“Handelsund Finanzsank­tionen.

Um den Verdacht auszuräume­n, an der Entwicklun­g von Atomwaffen zu arbeiten, hat sich Iran zu umfassende­n Kontrollen durch die Internatio­nale Atomenergi­ebehörde (IAEA) bereit erklärt. Alle Aktivitäte­n in Fordo würden unter ihrer Aufsicht stattfinde­n, versichert­e die Iran Atomenergi­ebehörde am Donnerstag. Dies wurde von einem IAEA-Vertreter bestätigt.

Allerdings teilte Teheran mit, vergangene Woche eine IAEA-Inspektori­n ausgewiese­n zu haben, nachdem sie bei einer Sicherheit­skontrolle am Eingang der Atomanlage von Natans einen Alarm ausgelöst habe. Irans IAEA-Botschafte­r Gharib Abadi sagte, die Inspektori­n werde verdächtig­t, versucht zu haben, Sprengstof­f in die Anlage zu schleusen. Die EU zeigte sich „sehr beunruhigt“über den Entzug ihrer Akkreditie­rung „Wir rufen Iran auf sicherzust­ellen, dass die Inspektore­n der IAEA ihre Aufgaben erfüllen können“, erklärte die EU in einer Mitteilung an den Gouverneur­srat der IAEA.

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FOTO: AFP/ HO/IRANISCHE ATOMENERGI­EBEHÖRDE Iran lässt in der Atomanlage Fordo wieder Uran anreichern.

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