Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Annullierungen, aber kein Chaos
Streikende Flugbegleitergewerkschaft Ufo nimmt Schlichtungsangebot der Lufthansa an
FRANKFURT - Es war recht ruhig an den beiden großen Flughäfen Frankfurt und München gestern. Die meisten Passagiere, deren Flüge wegen des Streiks der Flugbegleitergewerkschaft Ufo ausfielen, waren erst gar nicht angereist. Die streikerfahrene Lufthansa hatte im Vorfeld einen Sonderflugplan aufgestellt, ihre Kunden gut informiert und ihnen kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten angeboten auf andere Flüge oder im Inland auf die Deutsche Bahn.
1300 Flüge, vielleicht auch einige mehr, fallen an den beiden Streiktagen aus, auch an kleineren deutschen Flughäfen. Heute um Mitternacht soll der Ausstand dann enden. Eine weitere Eskalation ist erst einmal abgewendet. Denn Ufo verzichtete darauf, den Ausstand auf die Tochtergesellschaften der Lufthansa, also Lufthansa City Line, Eurowings, Germanwings und Sun Express auszudehnen. Denn nach einem Appell des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Flugbegleitergewerkschaft, Daniel Flohr, am Mittwochabend, man könne den Konflikt nur mithilfe Dritter lösen, reagierte Lufthansa-Chef
Carsten Spohr gestern: „Nach dem konstruktiven und erfolgreichen Spitzengespräch mit Verdi und IGLCU sehen wir uns jetzt in der Lage, Gespräche mit allen drei Gruppen aufzunehmen. Dieses schließt ausdrücklich auch wieder Gespräche mit der Ufo ein – mit dem Ziel, im Interesse unserer Kunden und Mitarbeiter die von der Ufo angebotene Schlichtung zu vereinbaren.“
So wollen beide Tarifpartner zunächst am Wochenende versuchen, den juristischen Konflikt zu lösen. Der besteht darin, dass Lufthansa bisher den auf zwei Mitglieder geschrumpften Vorstand der Ufo nicht als verhandlungsfähig anerkennt. Nach internen Querelen und Korruptionsvorwürfen waren mehrere Vorstandsmitglieder zurückgetreten. Mit diesem Rumpfvorstand wollte Lufthansa nicht verhandeln, sondern erst mit dem neuen Vorstand, der aber erst Mitte Februar gewählt wird.
Am Mittwochabend hatte Spohr die drei konkurrierenden Gewerkschaften zu einem Gespräch eingeladen, neben Ufo also Verdi und die neue Cabin Union. Ufo konnte daran jedoch nicht teilnehmen, weil die Gewerkschaftsvertreter in der Zeit vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht mit den Anwälten der Lufthansa über die Zulässigkeit des aktuellen Streiks stritten. Sollten Ufo und Lufthansa sich einigen, dann will Spohr das Gespräch mit allen drei Gewerkschaften suchen und einen einheitlichen Tarifvertrag aushandeln – so will es das Tarifeinheitsgesetz. So handhabt das die Kranichlinie schon bei Eurowings, jedoch noch nicht bei der Muttergesellschaft Lufthansa.
Sollte es bei einem kurzen Ausstand bleiben, dann könne die Fluggesellschaft das verkraften, meint
Stefan Schöppner, Analyst der Commerzbank. Schwierig werde das erst, wenn immer wieder gestreikt werde. Denn dann verzichteten die Kunden auf Buchungen bei der Lufthansa.
Die rechnet trotz des Streiks für das laufende Jahr bisher jedenfalls nicht mit einem sinkenden Gewinn. Lufthansa-Chef Carsten Spohr strebt weiter ein operatives Ergebnis von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro an. Bis zum Sommer hatte die Kranichlinie eigentlich ein höheres Gewinnziel ausgegeben. Doch die Tochter Eurowings steckt noch in Schwierigkeiten. Mit ihr soll es aber nun aufwärts gehen: Lufthansa will das Langstreckengeschäft nun bei den sogenannten Netzwerkairlines bündeln, Eurowings damit also klarer aufstellen. Und nicht nur das: Auch die schwächelnden Konzerntöchter Austrian, Brussels und Lufthansa Cargo sollen sparen. Bei Austrian fallen Hunderte Jobs weg. Lufthansa Cargo soll künftig nur noch mit halb so vielen, dafür größeren Jets abheben. Ob Lufthansa bei der angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft Alitalia einsteigen will, dazu gab es gestern keine konkreten Aussagen. Spohr will abwarten, wie sich die Lage dort entwickelt.