Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Vision vom Theaterschiff Atlantis begraben
Konstanzer Intendant Christoph Nix erläutert den Hintergrund
KONSTANZ - Zum Thema „AtlantisProjekt“und Kulturpolitik am Bodensee hat Intendant Christoph Nix am Donnerstagmorgen in die Intendanz des Theaters Konstanz eingeladen. Im Zentrum stand das gescheiterte Projekt Theaterschiff Atlantis.
Nach Nix’ Vision sollten hier Geschichte und Mythen aus der Bodenseeregion dramatisiert werden, das Schiff sollte an Häfen rund um den See anlegen, die drei Anrainerstaaten bespielen und vernetzen. Eigentlich sei die Finanzierung durch Zuschüsse der Baden-Württemberg-Stiftung und andere Sponsoren gesichert gewesen, aber im Zuge des Intendantenwechsels, bei dem ein Großteil des künstlerischen Personals keine Verlängerung über diese Spielzeit hinaus mehr bekommen habe, habe Nix in seiner letzten Spielzeit nicht mehr die Energie, das Projekt zu schultern.
Der vorgesehene Spielplan – allein vier Premieren im November – werde noch nach besten Kräften erfüllt, ebenso das vorgesehene Spiel auf dem Münsterplatz, aber nicht das Atlantis-Projekt: „Atlantis muss glänzen oder es bleibt im Kopf.“Durch den Wechsel der Intendanz hätten sich Gräben aufgetan zwischen den Ensemblemitgliedern, die verlängert werden, und denen, die gehen müssen, das raube Kraft und erschwere die Arbeit ungemein. Er selbst ziehe für sich eine positive Bilanz. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern habe er über vierzehn Jahre hinweg die Zuschauerzahl von früher zu 80 000 auf 100 000 gesteigert und gehalten, dazu viele Projekte angestoßen wie das „Theater im Knast“und Projekte der Theaterpädagogik an drei Orten, die noch weitergeführt werden.
Nix wirkte müde. Er bemängelte das Interesse der Bürgermeister und
Landräte am Theater, ganz im Gegensatz beispielsweise zu Kassel. Er kritisierte, dass die Stadt Konstanz Millionenbeträge ins bis heute defizitäre Bodensee-Forum gesteckt habe. Geld, mit dem man das Stadttheater sanieren hätte können, anstatt es permanent herunterzufahren. Und er bemängelte, dass die Südwestdeutsche Philharmonie weiterhin im Konzil spielen müsse.
Was trotz mehrfacher Versuche nicht zustande gekommen sei, sei ein Gespräch über Kulturarbeit über den See hinweg. Lobenswerte Ansätze gebe es mit den Kantonen Thurgau und St. Gallen. Man habe fürs Atlantis-Projekt auch extra einen jungen Autor aus Vorarlberg gewählt. Doch nach intensiven Beratungen, nach dem Abwägen kleiner Varianten sei das Projekt nun abgesagt. Initiieren wolle Nix noch eine Konferenz zum Thema Kulturpolitik am Bodensee auf einem Schiff – Referenten seien bereits angeschrieben worden.
Schade, dass beim Pressegespräch der Blick auf die kulturellen Beziehungen um den See sehr verengt erschien. Kein Wort fiel über die Verbindungen des Theaters für Vorarlberg in die Schweiz oder auch nach Wien. Ganz zu schweigen von dem Aufschwung des Bodenseefestivals unter der neuen, jetzt alleinigen Geschäftsführerin Katharina Galehr.