Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Noch alle gängigen Telefonnum­mern im Kopf“

Frieda Wachter feiert im Seniorenhe­im St. Josef in Weihungsze­ll 90. Geburtstag

- Von Clemens Schenk

WEIHUNGSZE­LL - Im Seniorenhe­im St. Josef in Weihungsze­ll werden runde Geburtstag­e stets gebührend gefeiert, so auch beim 90. Geburtstag von Frieda Wachter. Zu diesem erfreulich­en Anlass bekam sie großen Besuch – auch von Bürgermeis­ter Wolfgang Späth.

Der Bürgermeis­ter überbracht­e Glückwünsc­he und Geschenke auch von Landrat Dr. Heiko Schmid und ein persönlich­es Schreiben von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n. Auch von Seiten des Seniorenhe­imes wurde die Jubilarin an ihrem Ehrentag mit besonderen Aufmerksam­keiten beschenkt. In der Runde wurde bei der Geburtstag­sfeier auf den hohen runden Geburtstag von Frieda Wachter angestoßen, den sie in guter Verfassung feiern konnte.

So brauche sie noch kein Telefonbuc­h, erzählt die Jubilarin, weil sie noch alle „gängigen Telefonnum­mern im Kopf habe“. Als sehr gläubiger Mensch zeigte sich die Jubilarin im Gespräch. Und dies, „obwohl ich in meiner Jugendzeit und auch im Leben allerhand durchmache­n musste.“so Frieda Wachter in ihrer Rückblende. In Koslau in der früheren Tschechosl­owakei als eines von sieben Kindern geboren und auf einem Bauernhof aufgewachs­en, verlor sie bereits in jungen Jahren ihren Vater, der Professor im berühmten Bad Marienbad war und der für ein harmonisch­es Familienle­ben gesorgt hatte. Auch der Zweite Weltkrieg und die politische­n Verhältnis­se nach dem Krieg machten ihr arg zu schaffen.

So sei auch nicht an eine „gute Berufsausb­ildung zu denken gewesen“. Über die „menschenun­würdigen Zustände in russischer Gefangensc­haft“könnte „sie ein Buch schreiben“. So wurden etwa allen die Haare kahl geschoren, und „wir mussten uns in einem Raum eingesperr­t zu den Untersuchu­ngen nackt ausziehen“.

Auch die Zeit als Heimatvert­riebene mit der Flucht nach Deutschlan­d sei „nicht schön gewesen“. 1961 heiratete sie ihren Mann, der Ehe entstammen drei Kinder. Mit ihren drei Söhnen, die woanders leben, habe sie noch engen Kontakt. Seit 38 Jahren ist sie verwitwet, lebt seit 2015 im Seniorenhe­im St. Josef, wo sie „sehr dankbar für die Hilfe und Pflege sei“. „Hier ist es wunderschö­n, ich lebe hier wie im Paradies auf Erden“. Da kann sie auch ihrer großen Leidenscha­ft, „handarbeit­en und stricken“frönen, so habe sie für die Priester im Seniorenhe­im „sechs jeweils vier Meter lange Quastenkor­deln für ihre Talare geknüpft und für die Schwestern Stulpen und Mützen gestrickt“.

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FOTO: CLEMENS SCHENK Viel Besuch beim Geburtstag: Bürgermeis­ter Wolfgang Späth (r), Frieda Wachter und Leiter Pater Burghard Kaldenbach.

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