Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die bedrohte Marke FC Wangen
Wie der Fußballverein sich von der Jugend bis zu den Aktiven für die Zukunft aufstellt
WANGEN - Wenn es einen Fußballverein gibt, der im württembergischen Allgäu für sich beansprucht, die Nummer eins zu sein, dann ist es der FC Wangen. So falsch ist das ja auch nicht, schließlich ist die aktive Mannschaft in der Verbandsliga die weit und breit erfolgreichste. Auch im Jugendbereich ist der FCW immer noch das Maß aller Dinge. Doch ein Selbstläufer ist das nicht.
Um die Marke FC Wangen zu erhalten und noch stärker zu definieren, muss der Verein etwas tun. Das spürt auch Vorstandsmitglied Ralf Hartmann ganz deutlich. Deshalb hat er im Juli Andreas Pusch zurückgeholt, der als neuer Sportlicher Leiter Jugend dafür sorgen soll, dass es beim Nachwuchs weiter vorangeht. Bis Ende der Saison 2017/2018 war Pusch schon einmal zwei Jahre lange beim FC Wangen tätig, erst für die U15, dann für die U17. Nach einem Jahr Unterbrechung hat er dem erneuten Werben
des Allgäuer Vorzeigevereins nachgegeben.
Pusch ist diplomierter Sportwissenschaftler und besitzt die TrainerB-Lizenz. Als Trainerausbilder beim Württembergischen Fußballverband (WFV) bringt er große Kompetenz mit. Das gefällt natürlich auch Ralf Hartmann. „Er passt auch menschlich sehr gut zu uns. Gemeinsam wollen wir die sportliche Basis legen, dass der Verein erfolgreich ist“, sagt er. Dass die Stelle als Sportlicher Leiter Jugend auch ein Schleudersitz sein kann, zeigt das Beispiel Ewald Schmid, der 2017 auf dieser Position nach nicht einmal einem Jahr entlassen wurde, weil er als Ex-Profi eine Spur zu professionell an die Sache ging und die Jugend mit Ansprüchen, die eigentlich an den aktiven Bereich gestellt werden, überforderte.
„Wir müssen uns freimachen von Ergebnissen und Tabellen“, sagt Pusch auf die Frage, wie groß der Druck sei, den er vonseiten des Vereins verspüre. Er denkt lieber langfristig. Im Jugendbereich heißt das für ihn nicht zuletzt: passende Rahmenbedinungen liefern. Das betrifft nicht zuletzt die Übungsleiter, denen sich der Trainerausbilder Pusch ganz besonders annimmt. Er ist sich sicher: gute Trainer ziehen gute Spieler an.
Drei Jahre haben sich er und Hartmann als zeitlichen Horizont vorgenommen, um Konzepte zu entwickeln und dann zu schauen, wo der FC Wangen steht. Während Hartmann als Sportlicher Leiter für den gesamten Fußballbereich den ganzen Verein im Blick hat, liegen Puschs Aufgaben voll im Nachwuchsbereich.
In Konkurrenz zu den Handballern „Wir wollen eine Marke sein“, sagt Ralf Hartmann. Dieses Ziel, das eigentlich auch die Gegenwart ganz gut beschreibt, sieht er aber aus mehreren Richtungen bedroht. Einerseits konkurriere der Fußball immer mehr mit anderen Sportarten – in Wangen zum Beispiel mit den erfolgreichen Handballern der MTG. Andererseits besteht auch der Konkurrenzkampf der Fußballvereine untereinander. Der FC Wangen etwa ist mehr oder weniger eingeklemmt zwischen dem FC Memmingen und dem FV Ravensburg. Um einerseits dahin nicht die eigenen Spieler zu verlieren und andererseits aus dem Umland die größten Talente nach Wangen zu locken, setzen Hartmann und Pusch auf Dialog. Der sei ganz wichtig, müsse eng und kontinuierlich sein. So werde die Kommunikation mit den Vereinen in der Region intensiv betrieben, um den Standort Wangen immer im Gespräch zu halten und Talente zum FCW zu locken. Im Vergleich zu Ravensburg und Memmingen tue das der Verein aber nicht aggressiv, sagt Hartmann.
Mit Pusch will Hartmann langfristig auch verhindern, was im Moment der zweiten Mannschaft der Wangener passiert. Die leidet an einem chronisch dünnen Kader und hat schon zwei Spiele kampflos abgeben müssen – bei der dritten Absage droht der Ausschluss vom Spielbetrieb. Dabei soll eigentlich die zweite Mannschaft (aktuell in der Kreisliga A) das Bindeglied zwischen Jugend und erster Mannschaft sein. Mittelfristig ist der Aufstieg in die Bezirksliga geplant. Davon sind die Wangener aber weit entfernt. Auch die erste Mannschaft kämpft in der Verbandsliga schon seit Jahren gegen den Abstieg. Es gibt also viel zu tun für Hartmann und Pusch.