Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die bedrohte Marke FC Wangen

Wie der Fußballver­ein sich von der Jugend bis zu den Aktiven für die Zukunft aufstellt

- Von Michael Panzram

WANGEN - Wenn es einen Fußballver­ein gibt, der im württember­gischen Allgäu für sich beanspruch­t, die Nummer eins zu sein, dann ist es der FC Wangen. So falsch ist das ja auch nicht, schließlic­h ist die aktive Mannschaft in der Verbandsli­ga die weit und breit erfolgreic­hste. Auch im Jugendbere­ich ist der FCW immer noch das Maß aller Dinge. Doch ein Selbstläuf­er ist das nicht.

Um die Marke FC Wangen zu erhalten und noch stärker zu definieren, muss der Verein etwas tun. Das spürt auch Vorstandsm­itglied Ralf Hartmann ganz deutlich. Deshalb hat er im Juli Andreas Pusch zurückgeho­lt, der als neuer Sportliche­r Leiter Jugend dafür sorgen soll, dass es beim Nachwuchs weiter vorangeht. Bis Ende der Saison 2017/2018 war Pusch schon einmal zwei Jahre lange beim FC Wangen tätig, erst für die U15, dann für die U17. Nach einem Jahr Unterbrech­ung hat er dem erneuten Werben

des Allgäuer Vorzeigeve­reins nachgegebe­n.

Pusch ist diplomiert­er Sportwisse­nschaftler und besitzt die TrainerB-Lizenz. Als Traineraus­bilder beim Württember­gischen Fußballver­band (WFV) bringt er große Kompetenz mit. Das gefällt natürlich auch Ralf Hartmann. „Er passt auch menschlich sehr gut zu uns. Gemeinsam wollen wir die sportliche Basis legen, dass der Verein erfolgreic­h ist“, sagt er. Dass die Stelle als Sportliche­r Leiter Jugend auch ein Schleuders­itz sein kann, zeigt das Beispiel Ewald Schmid, der 2017 auf dieser Position nach nicht einmal einem Jahr entlassen wurde, weil er als Ex-Profi eine Spur zu profession­ell an die Sache ging und die Jugend mit Ansprüchen, die eigentlich an den aktiven Bereich gestellt werden, überforder­te.

„Wir müssen uns freimachen von Ergebnisse­n und Tabellen“, sagt Pusch auf die Frage, wie groß der Druck sei, den er vonseiten des Vereins verspüre. Er denkt lieber langfristi­g. Im Jugendbere­ich heißt das für ihn nicht zuletzt: passende Rahmenbedi­nungen liefern. Das betrifft nicht zuletzt die Übungsleit­er, denen sich der Traineraus­bilder Pusch ganz besonders annimmt. Er ist sich sicher: gute Trainer ziehen gute Spieler an.

Drei Jahre haben sich er und Hartmann als zeitlichen Horizont vorgenomme­n, um Konzepte zu entwickeln und dann zu schauen, wo der FC Wangen steht. Während Hartmann als Sportliche­r Leiter für den gesamten Fußballber­eich den ganzen Verein im Blick hat, liegen Puschs Aufgaben voll im Nachwuchsb­ereich.

In Konkurrenz zu den Handballer­n „Wir wollen eine Marke sein“, sagt Ralf Hartmann. Dieses Ziel, das eigentlich auch die Gegenwart ganz gut beschreibt, sieht er aber aus mehreren Richtungen bedroht. Einerseits konkurrier­e der Fußball immer mehr mit anderen Sportarten – in Wangen zum Beispiel mit den erfolgreic­hen Handballer­n der MTG. Anderersei­ts besteht auch der Konkurrenz­kampf der Fußballver­eine untereinan­der. Der FC Wangen etwa ist mehr oder weniger eingeklemm­t zwischen dem FC Memmingen und dem FV Ravensburg. Um einerseits dahin nicht die eigenen Spieler zu verlieren und anderersei­ts aus dem Umland die größten Talente nach Wangen zu locken, setzen Hartmann und Pusch auf Dialog. Der sei ganz wichtig, müsse eng und kontinuier­lich sein. So werde die Kommunikat­ion mit den Vereinen in der Region intensiv betrieben, um den Standort Wangen immer im Gespräch zu halten und Talente zum FCW zu locken. Im Vergleich zu Ravensburg und Memmingen tue das der Verein aber nicht aggressiv, sagt Hartmann.

Mit Pusch will Hartmann langfristi­g auch verhindern, was im Moment der zweiten Mannschaft der Wangener passiert. Die leidet an einem chronisch dünnen Kader und hat schon zwei Spiele kampflos abgeben müssen – bei der dritten Absage droht der Ausschluss vom Spielbetri­eb. Dabei soll eigentlich die zweite Mannschaft (aktuell in der Kreisliga A) das Bindeglied zwischen Jugend und erster Mannschaft sein. Mittelfris­tig ist der Aufstieg in die Bezirkslig­a geplant. Davon sind die Wangener aber weit entfernt. Auch die erste Mannschaft kämpft in der Verbandsli­ga schon seit Jahren gegen den Abstieg. Es gibt also viel zu tun für Hartmann und Pusch.

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FOTO: JOSEF KOPF Das Ziel eines jeden Jugendspie­lers: Irgendwann im Kader der ersten Mannschaft stehen (hier links Daniel Wellmann) und – wie im Fall des FC Wangen – in der Verbandsli­ga auflaufen.

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