Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Jetzt sind alle gefordert“
Towerstars-Boss Rainer Schan nimmt nach dem mäßigen Saisonstart Spieler und Trainer in die Pflicht
RAVENSBURG - Als Titelverteidiger sind die Ravensburg Towerstars wieder mit hohen Ansprüchen in die Saison der Deutschen Eishockey-Liga 2 gestartet. Zur Länderspielpause fällt nicht nur das Fazit des Geschäftsführers Rainer Schan eher bescheiden aus. Es ist noch viel Luft nach oben bei den Towerstars. Der erhoffte Topscorer ist nach enttäuschenden Leistungen schon wieder weg, der potenzielle Nachfolger geht nach ausgelaufenem Probevertrag anderswo auf Torejagd. Dazu hat der neue Trainer Tomek Valtonen noch immer keine Konstanz in seine Reihen und in die Leistungen seiner Mannschaft gebracht. Wie Schan die Lage sieht, sagte er im Gespräch mit Michael Panzram und Thorsten Kern.
Herr Schan, können Sie als amtierender DEL2-Meister mit Platz sechs nach 17 Spielen zufrieden sein?
Nein, natürlich nicht. Es gab im Großteil bescheidene Spiele, so ehrlich müssen wir sein. Punktemäßig stehen wir okay da, aber das kann nicht unser Anspruch sein. Mir haben in vielen Spielen der Spielwitz und die Leidenschaft gefehlt. Wir haben eine gute Mannschaft, aber sie spielt noch unter ihren Möglichkeiten.
Woran liegt das?
Wir schaffen es einfach nicht, 60 Minuten konstant auf hohem Level zu spielen. Vereinzelt hat man gesehen, was die Mannschaft zu leisten imstande ist. Was mir aber nicht gefällt: Ich wünsche mir mehr Leidenschaft und Emotionen von den Spielern, nur so können wir auch die Fans begeistern. Dass zuletzt kritische Stimmen kamen, ist normal und auch berechtigt.
Da kommt unweigerlich der Trainer ins Spiel. Wie zufrieden sind Sie denn explizit mit der Arbeit von Tomek Valtonen?
Man darf nicht vergessen, dass die halbe Mannschaft neu ist, dass mit Valtonen auch ein neuer Co-Trainer (Kasper Vuorinen, die Red.) kam. Tomek Valtonen hat mit Beginn der Vorbereitung bis zuletzt viel mit den Reihen experimentiert. Es hat sich bislang nicht alles so eingespielt, wie wir uns das vorgestellt haben.
Gibt es Positives, was hat Ihnen gefallen?
Das Über- und Unterzahlspiel funktioniert recht gut. In Überzahl haben wir in den vergangenen Jahren ja immer Probleme gehabt, jetzt sind wir in dieser Statistik Fünfter, in Unterzahl sogar Zweiter. Die Mannschaft kreiert auch viele Chancen und hat einige, am Ende leider verlorene Spiele dominiert. In der Gesamtbetrachtung haben wir deutlich zu wenig Kapital daraus geschlagen. Bestes Beispiel war das Heimspiel gegen Bietigheim.
Das Thema ausländische Spieler beschäftigt die Towerstars-Fans schon die ganze Saison. So richtig überzeugt hat noch keiner ...
Ja, von unseren fünf Ausländern haben bislang nur Jakub Svoboda und Matias Haaranen konstante Leistungen gezeigt. Tero Koskiranta hat immer mal wieder angedeutet, dass er die Führungsrolle einnehmen kann, die wir von ihm erwarten. Leider kamen dann wieder weniger gute Spiele, das muss konstanter werden.
Und Jeff Hayes?
Das hat mit ihm leider gar nicht funktioniert. Wir hatten große Erwartungen an ihn nach seinen erfolgreichen Jahren in der DEL2. Er war immer einer der besten Ausländer der Liga und hat in Weißwasser schon sehr erfolgreich mit Svoboda zusammengespielt. Bei uns hat das leider nicht harmoniert.
Rob Flick wurde nachverpflichtet, schlug mit sechs Toren in zwei Spielen ein, ist jetzt aber doch wieder weg. Wollten Sie ihn nicht behalten?
Er sollte den Konkurrenzkampf unter den ausländischen Kollegen entfachen und für mehr Torgefahr sorgen. Rob hatte einen Topstart, danach kam aber zu wenig, um ihn weiter zu verpflichten.
Und nun? Der neue ausländische Stürmer sollte schnell kommen, damit er sich einspielen kann, oder?
Natürlich hoffen wir, dass wir schon bis zum Training in der kommenden Woche einen neuen Kontingentspieler präsentieren können, aber wir werden nichts überstürzen. Der neue Stürmer sollte im Spielbetrieb sein, um uns auch sofort weiterhelfen zu können.
Ja, jetzt sind alle gefordert. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir insgesamt überdurchschnittlich gut aufgestellt sind, derzeit fehlt es einigen Spielern aber auch an Selbstvertrauen, was sich auf das Team im Gesamten auswirkt. Nach der Pause muss sich das ändern und wir wollen und müssen natürlich Fortschritte sehen, damit wir unsere Saisonziele (mindestens Top 6 nach der Hauptrunde und damit sicher im Play-offViertelfinale, Anm. der Red.) nicht aus den Augen verlieren.