Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Jugend forsch – und Schütz präzise
DEB-Team schläft Russland zum Auftakt des Deutschland Cups mit 4:3
KREFELD - 20 Länderspiele wird die Bundestrainer-Ära Toni Söderholm am Sonntag nach Ende des 30. Deutschland Cups alt sein. Vergleichsweise wenig ist das im Eishockey – und doch genug für den WahlMünchner aus Kauniainen, Finnland, um zu überzeugen. Seinen Chef zuvorderst. „Riesenschritte nach vorn“hat Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) bei dem 41-Jährigen ausgemacht. „Für mich hat sich Toni als internationaler Coach präsentiert und entwickelt. Das war von der Geschwindigkeit her schon überraschend.“Warme Worte vor dem ersten Turnierbully, vor dem 4:3 (1:2, 2:1,1:0) am Donnerstagabend in Krefeld gegen Russland.
Russische Mannschaft noch jünger als die deutsche Strukturiert, überzeugt (überzeugend auch) geht Toni Söderholm seine Aufgabe an. Da wird ein Traditionsevent im eigenen Land flugs zum Casting großen Stils – mit Blick auf die Weltmeisterschaft kommendes Frühjahr und wegen der engen, fordernden Taktung von DEL und Champions Hockey League für viele der schon Bewährten. „Ungefähr 45 Spieler, also zwei Mannschaften“, glaubt Toni Söderholm, hätten die Klasse, für Deutschland bei einer WM zu spielen. Sechs Mann seines 27er-Kaders von Krefeld hatten heuer geholfen, in der Slowakei WMRang sechs zu holen; in Felix Schütz – 141 internationale Berufungen, derzeit vereinslos – ist noch ein Olympiazweiter von Pyeongchang 2018 dabei. Die andere Seite: fünf Debütanten, das Durchschnittsalter aller 27 fünfundzwanzigkommairgendwas. Das ist mutig, ambitioniert. Naiv ist es nicht. Der Bundestrainer smart lächelnd: „Ich bin immer blauäugig bei den eigenen Spielern.“
Die wollten Vertrauen zurückzahlen gegen Russland. Der 27-malige Weltmeister, Olympiasieger 2018, hatte sein „Olympic Team“nach Deutschland entsandt, gemittelt 23 Jahre jung. Wer Trainer Oleg Bratashs Aufgebot als zweite Wahl abqualifiziert, mag wohl bedacht haben, dass Russlands Arrivierte zeitgleich beim Karjala Cup in Helsinki antraten – aber nicht, dass die internationale russische Kontinental Hockey League Qualität fast ohne Ende liefert. Wer da als Perspektivkraft gilt, hat den Puck zum Freund. Das wusste man, das sah man. Beim 0:1 durch Pavel Poryadin (4:21), beim 1:2 durch Andrei Yermakov (16:15) nach feinster Scheibenstafette. Die Gastgeber verlegten sich notgedrungen auf Abwehr(schwerst)arbeit, sortierten sich aber alsbald dank eines Powerplays und belohnten ihr Aufbäumen kurz danach durch Daniel Pietta (1:1; 12:50). Der Krefelder verwertete Marcel Noebels’ Vorarbeit so ansatz- wie humorlos. Die 3625 freute es.
Simon Sezemskys 2:2 (22:58) passte prima ins Beuteschema des Augsburger
Verteidigers anno 2019: Überzahl, Zeit, Platz und eine bemerkenswerte Schusstechnik! In der DEL traf kein Defensiver diesen Herbst öfter. Und in Krefeld fand Toni Söderholms Mannschaft über den Kampf ins jetzt offenere Spiel. Maximilian Kammerer (34:25) gelang gar das wohl meistbejubelte Düsseldorfer Tor auf Krefelder Eis; Artyom Volkov jedoch packte allen russischen Furor in das kurios-videobewiesene 3:3 (37:49).
Im Schlussdrittel stand hinten die Null – auch wegen Schlussmann Mathias Niederberger (auch er Düsseldorfer), vorne fälschte Silbergewinner Schütz Dominik Bittners Versuch siegbringend ab (53:02). Toni Söderholm sah man lächeln. Smart.