Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der Knabe Siegfried Einstein erzählt Kindern von heute sein Schicksal
Ein Buch aus Laupheim, auch für den Grundschulunterricht – Und ein Sammelband mit Gedichten, Essays und Erzählungen
LAUPHEIM (ry) - Zwei neue Bücher gibt es zu Siegfried Einstein, beide wurden am Gedenkabend vorgestellt.
An acht- bis zehnjährige Leser wendet sich das Buch „Der Stein, der mein Leben rettete“(Verlag Klemm und Oelschläger, Ulm). Verfasst haben es Beate Kaiser, Fachleiterin für Deutsch am Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte in Laupheim, und Barbara KiesingerJehle, Bereichsleiterin für Sachunterricht ebendort. Susanne Harnisch steuerte Illustrationen, das Museum Fotos bei; dazu gesellen sich Postkarten aus der Sammlung Manfred und Dominik Schwarz.
Die Idee, ein solches Buch auch für den Grundschulunterricht zu konzipieren, hatte der Seminarleiter Stefan Langer. „Wichtig war uns, den Stoff an einer Person festzumachen, mit der sich Kinder identifizieren können“, sagen die Autorinnen. Sie lassen den Knaben Siegfried Einstein in kindlicher Sprache von seiner Familie und seinen Hobbys erzählen, wie es war, vor bald 100 Jahren in einem bürgerlich-jüdischen Haushalt aufzuwachsen, und wie sich mit Hitlers Machtergreifung alles änderte und seine Eltern ihn auf ein Schweizer Internat schickten. Ausgrenzung und Diskriminierung lassen sich auf solche Weise thematisieren – und Werte wie Toleranz, Respekt, Vielfalt und Demokratie. „Demokratie muss gelernt und gelebt werden“, betonten Kaiser und Kiesinger-Jehle.
„Zeit der vielen Einsamkeiten“heißt ein Band mit Werken und einer Kurzbiografie von Siegfried Einstein, erschienen im Heidelberger Verlag Wunderhorn. Es sei höchste Zeit, diesen wunderbaren Sprachkünstler dem Vergessen zu entreißen und sein facettenreiches OEuvre wieder bekannt zu machen, schreiben die Herausgeberinnen Esther Graf, promovierte Judaistin, und ihrer Tochter Nelly Z. Graf im Vorwort. Man habe Texte ausgewählt, „die uns sprachlich und inhaltlich gepackt haben (...) und in uns den starken Wunsch ausgelöst haben, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“. Darunter sind auch „messerscharf formulierte politische Essays“, in denen Einstein sich mit dem vergessen wollenden Nachkriegsdeutschland auseinandersetzt. Den Anstoß für die Publikation gaben seine Witwe Ilona Einstein und ihre Freundin Sabine Metzger.