Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der Markt ist endlich
„Die konventionellen Landwirte tun mir leid, sie sind in einer totalen Zwickmühle. Die Gesellschaft stellt große Herausforderungen an sie.“Klare Worte von Ökolandbauexpertin Sabine Zikeli von der Uni Hohenheim. Die aber in Zeiten, in denen Landwirte bei vielen Themen zum Sündenbock gemacht werden – Bienensterben, Tierwohl, Grundwasser –, nicht allzu weit hergeholt sind.
Im Kreis Biberach setzt nach wie vor nur ein Bruchteil der Bauern auf Bio – 6,6 Prozent sind es aktuell. Ein Wert, der in den kommenden Jahren steigen wird. Schon aus dem einfachen Grund, dass weitere konventionelle Betriebe verschwinden werden. Doch wann lohnt sich der Umstieg auf Ökolandbau? Experten und Landwirte, die bereits umgestellt haben, wissen: Diese Entscheidung will wohlüberlegt sein. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz rät auf seiner Homepage: „Die Umstellung auf ökologischen Landbau ist ein langfristig angelegtes Projekt und kommt nicht für Betriebe infrage, die den kurzfristigen Erfolg suchen.“Vor der Umstellung müssten die individuellen Chancen und Risiken des Betriebs gegeneinander abgewogen werden.
Auch wenn der Anteil des Ökolandbaus zunehmen und die von der Bundesregierung angezielte 20-Prozent-Marke erreicht wird: Der große Teil der Landwirte wird weiter konventionell arbeiten. Allein deshalb, weil es der Markt im Biosegmnet stellenweise (noch) nicht hergibt.
Für Sabine Zikeli müssen Themen wie Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit deshalb aber nicht zwingend eine untergeordnete Rolle spielen. „Auch konventionelle Landwirtschaft kann nachhaltig funktionieren.“Dafür müsse man sich aber möglicherweise von gewissen Leitlinien verabschieden und sich die Frage stellen, ob man mit dem Weltmarkt konkurrieren wolle und müsse. „Soja aus Brasilien zu kaufen, um damit in Deutschland Schweine zu mästen und diese dann nach China zu exportieren, ist sicher nicht nachhaltig.“