Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Standort für Tiny-House-Siedlung gesucht
Ein Minihaus in Ummendorf muss weg, aber diese Wohnform könnte trotzdem Zukunft haben
UMMENDORF - Ein illegal aufgestelltes Minihaus außerhalb von Ummendorf wird wieder entfernt. Das Tiny House wurde im Februar ohne Genehmigung unterhalb vom Bühl aufgestellt – im Außenbereich, der nicht für Wohnen vorgesehen ist. Es kann daher auch nachträglich nicht genehmigt werden. Monika Koros-Steigmiller und Gerhard Steigmiller wollen nun der Aufforderung der Baurechtsbehörde im Landratsamt nachkommen und es entfernen. Monika Koros-Steigmiller sagte der „Schwäbischen Zeitung“, dass sie es beim ehemaligen Hof in der Biberacher Straße aufstellen wollen.
Fürs Erste jedenfalls, denn sie fügte hinzu: „Wir werden weiterkämpfen.“Nämlich für eine TinyHouse-Siedlung, in der sie selbst in ihrem Kleinsthaus wohnen und weitere Tiny Houses an andere vermieten könnten. „Der Bedarf ist riesig, ich habe eine richtige Liste von Leuten, die sich dafür interessieren.“Mit einem entsprechenden Antrag der Steigmillers hat sich jetzt der Gemeinderat befasst – und zeigte sich für diese neue Wohnform aufgeschlossen. Eine Projektgruppe soll aktiv prüfen, wo und wie ein Gebiet für eine Tiny-House-Siedlung ausgewiesen werden kann. Die Gruppe aus Räten und Vertretern der Verwaltung kann sachkundige Einwohner hinzuziehen. Im Haushalt 2020 wird Geld bereitgestellt. Ein Bebauungsplan entsteht allerdings sicher nicht von heute auf morgen.
Keine Zersiedelung
Für Diskussionen sorgte einzig die Standortfrage. Die Verwaltung schlug vor, bei der Suche die Fläche der Familie Steigmiller, auf der das Tiny House momentan noch steht, von vornherein auszuschließen. Sie verwies auf die Aussage des Regierungspräsidiums (RP), dass Wohnen an dieser Stelle „derzeit am Ziel der bestandsnahen Siedlungsentwicklung scheitern würde“. Darüber hinaus hatte das Landratsamt früher in anderem Zusammenhang auf naturschutzrechtliche Hindernisse hingewiesen. Die Behörde strich obendrein die Bedeutung des Bühls als Naherholungsgebiet heraus. Unklar ist überdies, ob ein landwirtschaftlicher Betrieb in der Nachbarschaft ein Wohngebiet an dieser Stelle ausschließt. Und zu guter Letzt verwies Bürgermeister Klaus B. Reichert darauf, dass ein Gutachten aus dem Jahr 2003 hier die Option für eine Straße zur Entlastung der Jordanstraße offenhält. Und auch wenn eine Straße ebenfalls das Biotop tangieren würde, sagte Reichert: „Ob die Straße jemals gebaut oder genehmigt wird, steht in den Sternen. Aber wir sollten uns diese Option nicht verbauen.“
Aus all diesen Gründen empfahl Reichert, die Steigmiller’sche Fläche außen vor zu lassen. So sah es auch Thomas Dörflinger: „Das Signal des RP ist eindeutig. Wir würden ein totes Pferd reiten. Wir sollten unsere Konzentration auf das Machbare lenken.“Rolf Schrodi sah sich bestätigt, dass eine Wohnsiedlung an dieser Stelle allenfalls denkbar sei, wenn das Wohngebiet Kienlen als Andockpunkt käme. Eine Tiny-House-Siedlung dürfe aber auch „kein Hemmschuh“für ein Wohngebiet Kienlen sein, da die Nachfrage nach herkömmlichen Wohnformen ungebrochen sei. Darüber hinaus steht er Privaterschließungen skeptisch gegenüber, seiner Meinung nach sollte die Gemeinde den Hut auf haben.
Manche wollen mehr Courage Auch Simon Özkeles lobte den Weg, dass die Projektgruppe nach geeigneten Standorten sucht. Nicht einverstanden war er indes damit, die Steigmiller’sche Fläche gleich aus dem Rennen zu nehmen. Dem pflichtete Ulf Politz bei: Man möge prüfen, ob die Hindernisse überwindbar seien und „eine Art Ökodorf mit wenig oder gar keiner Erschließung“möglich sei. Andrea Reck plädierte gleichfalls dafür, „es couragierter anzugehen“. Rudolf Walter beklagte, dass der Gesetzgeber für Minihäuser einen Bebauungsplan verlangt wie für herkömmliche Häuser; er regte an, die Gemeinde solle das RP umzustimmen versuchen. „Viel Spaß dabei“, kommentierte Reichert mit einem Schuss Sarkasmus, und lud die Räte ein, ihn zu Gesprächen mit der Tübinger Behörde zu begleiten. Gleichwohl beharrte er nicht darauf, die Steigmiller’sche Fläche auszuschließen – unter der Bedingung, „dass wir nicht zuviel Zeit reinstecken“in ein Vorhaben, das er für aussichtslos hält. Daraufhin entschied der Rat einmütig, dass die Projektgruppe ergebnisoffen suchen soll.
Koros-Steigmiller sagte, sie hätten nicht gewusst, dass für ein Tiny House, das auf Rädern angeliefert wird, eine Genehmigung nötig sei. „Das haben wir jetzt lernen müssen. Wir sind sehr traurig, dass wir von diesem schönen Platz wegmüssen.“Sie hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ein Bebauungsplan doch noch eine Siedlung an dieser Stelle ermöglicht, denn aus ihrer Sicht sind die nächsten Häuser gar nicht so weit entfernt. Das Wohnen in Minihäusern werde sich verbreiten, glaubt sie: „Wir genießen es sehr, es ist komfortabel und schön.“