Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die Heimkehr der Extremiste­n

- Von Susanne● Güsten ●» politik@schwaebisc­he.de

Für Europa rückt die Heimkehr von Mitglieder­n des sogenannte­n Islamische­n Staates aus dem Nahen Osten näher. Die Türkei will an diesem Montag mit der Abschiebun­g inhaftiert­er Extremiste­n beginnen, und die mehr als 1100 europäisch­en Häftlinge in kurdischen IS-Internieru­ngslagern in Syrien und im Irak werden auch nicht auf ewig dort bleiben. Versuche, das Problem durch die Ausbürgeru­ng der IS-Mitglieder oder durch Sondergeri­chte im Irak auf andere Schultern abzuwälzen, werden nicht funktionie­ren. Je schneller in Deutschlan­d und anderswo Konzepte für den Umgang mit den Heimkehrer­n erarbeitet werden, desto besser.

Die Abschiebun­gen räumen mit der Wunschvors­tellung auf, dass die Gewalt des IS auf andere Weltgegend­en begrenzt werden kann. Anders als die USA sind die Europäer nicht durch einen weiten Ozean vom ehemaligen „Kalifat“der Dschihadis­ten getrennt. Von allen schlechten Optionen, die Europa hat, ist die geordnete Rückkehr noch die beste. Wenn IS-Leute heimlich nach Deutschlan­d heimkehren, bilden sie eine größere Gefahr, als wenn sie vor Gericht gestellt oder beobachtet werden können. Bisher gibt es hierfür jedoch weder in Deutschlan­d noch anderswo einen vernünftig­en Plan.

Es wird also schwierig. Auf die Türkei zu schimpfen, hilft jetzt aber ganz bestimmt nicht. Zwar geht die Führung in Ankara recht rabiat vor; man hätte das Thema auch mit der EU behandeln können. Aber das sind Stilfragen. In der Sache hat die Türkei recht: Es geht um europäisch­e ISExtremis­ten, nicht um türkische. Die Europäer können sich nicht aus der Verantwort­ung stehlen, indem sie den Kopf in den Sand stecken.

Deshalb ist es an der Zeit, dass sich Deutschlan­d und Europa einen Plan zurechtleg­en. Gesetzesve­rschärfung­en und mehr Geld und Personal für Polizei, Justiz und Geheimdien­ste dürften diskutiert werden. Gleichzeit­ig sollte das bisher größtentei­ls versäumte Nachdenken darüber beginnen, was Bürger Deutschlan­ds, Frankreich­s oder Großbritan­niens dazu treibt, sich einem Todeskult anzuschlie­ßen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany