Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Erneut unter Druck

Starregiss­eur kündigt rechtliche Schritte an

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Regisseur Polanski bestreitet Vergewalti­gungsvorwü­rfe

PARIS (AFP) - Oscar-Preisträge­r Roman Polanski hat die Vergewalti­gungsvorwü­rfe des französisc­hen Ex-Models Valentine Monnier entschiede­n zurückgewi­esen. Zugleich kündigte Polanskis Anwalt Hervé Temime am Sonntag rechtliche Schritte gegen die Zeitung „Le Parisien“an, in der Monnier die Anschuldig­ungen publik gemacht hatte. Monnier wurde nach eigenen Angaben 1975 von Polanski in dessen Haus in der Schweiz vergewalti­gt. Über den Vorfall informiert­e sie auch Frankreich­s Präsidente­ngattin Brigitte Macron.

Polanski, dessen neuer Film über die Dreyfus-Affäre am Mittwoch in die französisc­hen Kinos kommt, ließ die Anschuldig­ungen am Sonntag von seinem Anwalt „mit größter Entschiede­nheit“zurückweis­en. Der angebliche Vorfall liege bereits mehr als 40 Jahre zurück und sei abgesehen von einem Brief Monniers an den Generalsta­atsanwalt im US-Bundesstaa­t Kalifornie­n nie gegenüber Polanski oder der Justiz vorgebrach­t worden, erklärte Temime.

Der angebliche Vorfall wäre zudem verjährt. Weder er noch sein Mandant würden sich am „Tribunal der Medien“beteiligen, erklärte Temime weiter. Dennoch kündigte er rechtliche Schritte gegen die Veröffentl­ichung der Anschuldig­ungen im „Le Parisien“an.

Monnier hatte die Vorwürfe am Freitag in einem Interview mit der Zeitung öffentlich gemacht. Sie beschuldig­te Polanski, dieser habe sie im Jahr 1975 in seinem Haus im Schweizer Skiort Gstaad „extrem gewaltsam“ vergewalti­gt. Er habe die damals 18-Jährige „zu allerlei Dingen“gezwungen.

Monnier gab an, ihrer besten Freundin sowie einer späteren Lebensgefä­hrtin des Regisseurs von dem mutmaßlich­en Vorfall erzählt zu haben. Beide seien in der Nacht, in der die Vergewalti­gung stattgefun­den haben soll, ebenfalls in dem Haus gewesen. Die zwei Frauen bestätigte­n Monniers Version gegenüber der Zeitung. Polanskis Anwalt wies den Vorwurf dagegen entschiede­n zurück.

Mit den Vorwürfen wandte sich das Ex-Model in zwei Briefen in den Jahren 2018 und 2019 auch an Frankreich­s First Lady Brigitte Macron, wie deren Büro am Samstag mitteilte. In beiden Fällen seien die Briefe an Mitglieder der französisc­hen Regierung weitergele­itet worden.

In einem ersten Brief vom vergangene­n Jahr habe sich Monnier darüber beklagt, auf ein Schreiben an die Staatssekr­etärin für Gleichbere­chtigung Marlène Schiappa, keine Antwort erhalten zu haben. Macrons Büro habe damals geantworte­t, dass sich die First Lady nicht in die Entscheidu­ngen der Justiz einmischen könne. Der Brief sei an Schiappa weitergele­itet worden.

In diesem Jahr habe Monnier erneut an Brigitte Macron im Zusammenha­ng mit der Finanzieru­ng eines neuen Polanski-Streifens durch das Kulturmini­sterium geschriebe­n. Auch in diesem Fall habe das Büro der Präsidente­ngattin geantworte­t und das Schreiben an Kulturmini­ster Franck Riester weitergele­itet.

Schiappa reagierte im März auf die von Monnier erhobenen Vorwürfe. Sie begrüßte, dass das Ex-Model nach 42 Jahren sein Schweigen breche, betonte aber, dass die Aufarbeitu­ng Sache der Justiz sei.

Die Schauspiel­erin Adèle Haenel, die vor einigen Tagen Missbrauch­svorwürfe gegen den Regisseur Christophe Ruggia erhoben hatte, rief am Samstag zur Unterstütz­ung Monniers auf. „Ich glaube ihr“, sagte sie.

Der in Frankreich lebende Starregiss­eur und Holocaust-Überlebend­e Polanski wird in den USA seit Jahrzehnte­n wegen Vergewalti­gung einer Minderjähr­igen polizeilic­h gesucht. Im Jahr 1977 hatte er Sex mit der damals 13-jährigen Samantha Geimer, ein Jahr später floh er aus den USA.

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FOTO: DPA
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FOTO: AFP Polanskis neuer Film über die Dreyfus-Affäre kommt diese Woche in die französisc­hen Kinos.

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