Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Was Anselm Grün von Ronaldo lernen kann
Gute Nachricht für alle AnselmGrün-Fans. Der Pater ist nicht auf Instagram. Er hat es also nicht nötig, mit seinem ZZ-Top-Gedächtnisbart auf einem Gipfel zu stehen, seine Hände zu falten, einen auf Gott und Bergretter zu machen und billige Likes zu erhaschen. Der 74-Jährige begnügt sich mit einem Adrenalinkick-armen Facebook-Auftritt, in dem er in spirituellen Zeilen an das erinnert, was Jesus zum Gelähmten sagte: „Steh auf, nimm dein Bett und geh!“Gemeint ist: Trete wirklich ins Leben, nimm es selbst in die Hand und gestalte es. Lähme dich nicht selbst.
Womit wir bei Ronaldo wären, dem Ungelähmten, der in den sozialen Netzwerken eine Art Weltpokalsiegerbesieger ist. 190 Millionen Follower hat der Portugiese auf Instagram, Grün gerade mal 4346 auf Facebook (Kreisliga, würde Ronaldo sagen). Nicht Gott, aber eine reflektionslose, auf Äußerlichkeiten bedachte Öffentlichkeit hat dem 34-Jährigen offenbar alle Steuerhinterziehungs- und Vergewaltigungsvorwürfe verziehen.
CR7, Gott aller Sixpack-Fetischisten, nutzt es zur Produktwerbung und hat im Vorjahr via Instagram-Posts allein 43 Millionen Euro kassiert – eine Million pro Post und 15 Millionen mehr, als er bei Juventus Turin bekommt. Kim Kardashian verdient dank ihrer 151 Millionen Follower eine halbe Million Dollar pro Post.
Wollen auch Sie, liebe Leserin, vom Geschäftsmodell profitieren? Nehmen Sie Spiegel und Smartphone, stellen Sie die alte, abgelaufene Niveamilch dazu, lächeln Sie und: Klick! Natürlich wäre es kein Fehler, Sie wären Model, ein wenig naiv und eine stadtbekannte Narzisstin. Also das Gegenteil von Anselm Grün. (zak)