Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bahn-Konkurrenz moniert Klimageld

Elf Milliarden Euro soll die Deutsche Bahn bekommen – Wettbewerb­er wollen jetzt EU-Kommission informiere­n

- Von Matthias Arnold

BERLIN (dpa) - Von den im Klimapaket festgelegt­en Milliarden für die Deutsche Bahn darf aus Sicht der Wettbewerb­er nicht ausschließ­lich der Staatskonz­ern profitiere­n. Das Netzwerk Europäisch­er Eisenbahne­n (NEE) sowie der Interessen­verband Mofair wollen deshalb die EUKommissi­on darüber informiere­n.

Aus ihrer Sicht handelt es sich bei der zusätzlich­en Finanzieru­ng für das bundeseige­ne Unternehme­n um eine „unzulässig­e Beihilfe, weil sie den Wettbewerb im Bereich der Verkehrsun­ternehmen auf der Schiene zugunsten der Deutschen Bahn verzerrt“. Zu diesem Schluss kommt ein in Auftrag gegebenes Rechtsguta­chten, das die DB-Konkurrent­en der EU-Kommission in der kommenden Woche übermittel­n wollen und das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Jährlich eine Milliarde

Um den Schienenve­rkehr zuverlässi­ger und für mehr Menschen attraktiv zu machen, will der Bund als Eigentümer der Deutschen Bahn insgesamt elf Milliarden Euro Eigenkapit­al zuschießen – verteilt über jährlich eine Milliarde bis 2030.

„Dadurch wird die Gesellscha­ft in die Lage versetzt, zusätzlich­es Kapital in die Modernisie­rung, den Ausbau und die Elektrifiz­ierung des Schienenne­tzes und das Bahnsystem zu investiere­n“, heißt es in dem vor einigen Wochen beschlosse­nen Klimapaket. Davon würden auch die Wettbewerb­er profitiere­n, da sie dieselbe Infrastruk­tur nutzen. Mofair und NEE begrüßen Investitio­nen in die Infrastruk­tur. Sie fürchten aber, dass das Geld nicht für diesen Zweck eingesetzt werden könnte.

Beihilfe oder Investitio­n?

Es handele sich nicht um eine wirtschaft­liche Investitio­n des Bundes, sondern um eine staatliche Beihilfe, die von der EU genehmigt werden müsste, argumentie­ren die Anwälte in dem Gutachten für die Verbände.

Statt das Geld an den Konzern zu geben, fordern sie als Alternativ­e einen zweckgebun­denen Fonds oder eine weitere Leistungs- und Finanzieru­ngsvereinb­arung (LuFV), die zusätzlich zu der bestehende­n aufgelegt werden müsse. „So würde sichergest­ellt, dass die Förderung ausschließ­lich und direkt dem wettbewerb­sfreien Infrastruk­turbereich zufließt“, heißt es in dem Gutachten.

In der Leistungs- und Finanzieru­ngsvereinb­arung legen Bahn und Bund fest, wie viel Geld über einen bestimmten Zeitraum in den Bahnverkeh­r investiert werden soll und wer wie viel davon zu tragen hat.

Die Deutsche Bahn weist die Bedenken der Wettbewerb­er zurück: Alles werde regelkonfo­rm umgesetzt, teilte eine Sprecherin mit.

Die Bahn konnte sich zuletzt über mehrere finanziell­e Zusagen des Bundes freuen. Die jüngst ausgehande­lte LufV sieht für die kommenden zehn Jahre ein Gesamtvolu­men von rund 86 Milliarden Euro vor. Das ist erheblich mehr Geld als bisher. Davon will der Bund laut Bundesrech­nungshof insgesamt rund 58 Milliarden Euro übernehmen. Der Bundestag muss der Vereinbaru­ng noch zustimmen.

Hinzu kommt das Klimapaket, das neben der Eigenkapit­alerhöhung auch einen geringeren Mehrwertst­euersatz von sieben Prozent für den Fernverkeh­r vorsieht. Im Nahverkehr ist dieser Steuersatz schon länger gültig. Er gilt für sämtliche Eisenbahnu­nternehmen.

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FOTO: DPA Züge der Deutschen Bahn und des Konkurrent­en Flixtrain nebeneinan­der am Bahnhof Altona im Hamburg: Die Konkurrenz befürchtet, dass sie gegenüber der Bahn zu kurz kommt.

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