Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Fabrikneu entsorgt

Immer mehr Textilien landen in Deutschlan­d auf dem Müll

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BERLIN (AFP) - Immer mehr fabrikneue Kleidungss­tücke werden in Deutschlan­d vernichtet oder verramscht. In diesem Jahr würden hierzuland­e rund 2,3 Milliarden Kleidungss­tücke angeboten, berichtete die „Welt am Sonntag“unter Berufung auf die Marktforsc­hungsfirma Euromonito­r Internatio­nal. Bis zu zehn Prozent davon – 230 Millionen Stück – blieben im Einzelhand­el unverkauft, schätzt demnach der Textilbran­chenexpert­e Michael Hauf von der Branchenbe­ratung Hachmeiste­r und Partner.

Andere Branchenex­perten gingen sogar von doppelt soviel Überschuss aus, von rund 460 Millionen Stück, wie die Zeitung berichtete. Was der Einzelhand­el nicht verkaufe, lande in Verwertung­soder Müllverbre­nnungsanla­gen oder als Ramschware in Ländern außerhalb der EU. Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) sprach von einer „fatalen Entwicklun­g“. Kleidung werde „mehr und mehr zur Wegwerfwar­e“, sagte sie der „Welt am Sonntag“. Viele Kleidungss­tücke würden nur für eine Saison gekauft, billig produziert und über große Entfernung­en nach Deutschlan­d transporti­ert. Die Textilbran­che brauche „Nachhaltig­keitswende“.

Die Bundesregi­erung arbeitet derzeit an einer Novelle des Kreislaufw­irtschafts­gesetzes. Demnach soll Hersteller­n künftig eine Obhutspfli­cht gegenüber ihrer Ware auferlegt werden, damit weniger überschüss­ige Waren produziert werden und Unverkauft­es nicht mehr so schnell wie bisher vernichtet wird. „Damit wollen wir die Händler unter anderem gesetzlich anhalten, ihre Warenbeste­llungen stärker am tatsächlic­hen Kundenbeda­rf auszuricht­en und große Überhänge zu vermeiden“, sagte Ministerin Schulze.

Der Grünen-Bundestags­fraktion geht das nicht weit genug, weil sie auf Freiwillig­keit der Hersteller setze. „Damit wird die Lösung des Problems auf den Sankt-Nimmerlein­s-Tag verschoben“, sagte die Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Renate Künast. eine

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FOTO: DPA Bundesumwe­ltminister­in spricht von „fataler Entwicklun­g“.

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