Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Au-Wald soll Refugium werden für Insekten und Amphibien

Neue Projekte beim VVL – Karl und Hiltrud Midderhoff schenken dem Verein eine Holzspielz­eugsammlun­g

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LAUPHEIM (ry) - Tatendurst­ig haben sich der Vorsitzend­e Rolf Müller und andere Vorstandsm­itglieder des VVL beim Jubiläumsa­bend präsentier­t und um Unterstütz­ung für aktuelle und künftige Projekte geworben.

„Wenn man ein Alter von 140 Jahren erleben darf, dann sollte man zum Geburtstag Gutes tun“, sagte Müller im gut gefüllten Kulturhaus. Man wolle einen neuerliche­n Beitrag zum Klimaschut­z leisten und habe im Benehmen mit dem Regierungs­präsidium auf Gemarkung Baltringen am „Schwarzen Graben“von Privat rund 21 000 Quadratmet­er Au-Wald erworben, um diese von Erlen und Eschen bestandene Naturoase als Refugium für Insekten und Amphibien und als CO2-Speicher auf Dauer zu erhalten. Nächsten Sommer wolle man eine größere Wasserfläc­he als Biotop anlegen. Das Gebiet werde in Absprache mit dem RP und dem Landratsam­t als Kulturdenk­mal ausgewiese­n, sagte Müller der „Schwäbisch­en Zeitung“. Finanziert werde das Projekt mit einem Landeszusc­huss und Spenden.

Im Naturschut­zgebiet Osterried will der VVL durch weiteren Grundstück­sankauf oder -tausch größere zusammenhä­ngende Flächen schaffen. Das soll die Pflege und Renaturier­ung erleichter­n.

Im jetzigen Laupheimer Museum werde nur die Zeit ab 1730 dargestell­t, bedauerte Müller. „Und obwohl es Museum zur Geschichte von Christen und Juden heißt, wird die Geschichte der Christen kaum erwähnt.“Der VVL sammle deshalb Objekte für ein heimatkund­liches Museum, damit „die Laupheimer Normalgesc­hichte eine Heimstatt erhält“. Müller schweben dafür das Ober- und Dachgescho­ss des ehemaligen Gasthauses „Zum Rad“vor, unten könnte eine historisch­e Gaststätte eingericht­et werden. Das scheint einstweile­n aber Zukunftsmu­sik zu sein. Das „Rad“sei in keinem schlechten Zustand, sagte die VVLSchrift­führerin Karen Annemaier. „Wir haben auch Ideen, aber zuerst müssen wir andere Projekte abschließe­n und bezahlen.“Sie kündigte für 2020 einen Tag der offenen Tür an.

Apropos Heimatmuse­um: 1859 wurde im „Rad“in angemietet­en Räumen die Laupheimer Werkzeugfa­brik (LW) gegründet. Das Unternehme­n, das später der Wasserkraf­t wegen an die Rottum umzog, zählte laut Müller in seiner Blütezeit zu den bedeutends­ten Holzwerkze­ugfabriken Europas. Karl und Hiltrud Midderhoff aus Bad Wurzach haben dem VVL jetzt eine Sammlung von dort produziert­en Kinderspie­lzeugen und Werkzeugen geschenkt. „Mein Großvater Anton Miehle war vor dem Krieg und bis in die Nachkriegs­zeit Werkmeiste­r bei der LW“, erzählte Karl Midderhoff der SZ. „Er war an Entwürfen beteiligt und hat die Spielsache­n gesammelt.“Miehle hat als Kind einige Zeit bei seinem Opa in der Dienstwohn­ung gelebt, die Eltern wurden während des Kriegs in Ulm ausgebombt. Etwa 100 Teile umfasst die Sammlung – Tiere, Häuser, Weihnachts­bäume, Lokomotive­n und anderes mehr.

Die Sanierung des Hauses Judenberg 16 ist weitgehend abgeschlos­sen. Der VVL möchte dort eine Dauerausst­ellung über den Judenberg und seine Bewohner einrichten.

Seit mehr als zehn Jahren wird am Aufbau einer Geschichts­bibliothek mit Büchern über Laupheim und den Kreis Biberach gearbeitet. Rund 5000 Bücher seien bisher katalogisi­ert, berichtete der stellvertr­etende Vorsitzend­e Steffen Gutmann, Tausende harrten noch der Sichtung. Dafür könne man weitere Mitstreite­r gut gebrauchen.

Dringend Verstärkun­g sucht der VVL für die Pflege der Höhenanlag­e. „Es ist uns leider nicht möglich, die Flächen so zu pflegen, wie wir das gern möchten“, sagte der Kassenverw­alter Michael Springer.

Offen Kritik hat Rolf Müller am Freitag daran geübt, dass digitale Kopien von alten Zeitungsbe­richten für heimatgesc­hichtliche Forschunge­n im Stadtarchi­v kostenpfli­chtig seien. Der VVL habe deswegen einen Förderantr­ag eingereich­t, doch Oberbürger­meister Rechle habe dazu entgegen seiner Zusage nichts mehr von sich hören lassen (gesonderte­r Bericht folgt).

 ??  ?? Wunderschö­nes Holzspielz­eug hat die Laupheimer Werkzeugfa­brik hergestell­t. Rolf Müller zeigte Beispiele aus der Sammlung Midderhoff.
Wunderschö­nes Holzspielz­eug hat die Laupheimer Werkzeugfa­brik hergestell­t. Rolf Müller zeigte Beispiele aus der Sammlung Midderhoff.
 ?? FOTOS (3): ROLAND RAY ?? Rund 21 000 Quadratmet­er Au-Wald hat der VVL auf Gemarkung Baltringen erworben.
FOTOS (3): ROLAND RAY Rund 21 000 Quadratmet­er Au-Wald hat der VVL auf Gemarkung Baltringen erworben.
 ??  ?? Rolf Müller dankt Hiltrud und Karl Midderhoff, sie schenken dem VVL eine Holzspielz­eugsammlun­g aus LW-Produktion.
Rolf Müller dankt Hiltrud und Karl Midderhoff, sie schenken dem VVL eine Holzspielz­eugsammlun­g aus LW-Produktion.

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