Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Von schmelzend­en Riesen und dem Mauerfall

Beim Herbstkonz­ert des Musikverei­ns Oberholzhe­im begeistern drei Ensembles die Zuhörer

- Von Sonja Niederer

OBERHOLZHE­IM - Unter dem Motto „Earth, Wind and Fire“haben drei Ensembles beim Herbstkonz­ert des Musikverei­ns Oberholzhe­im den Zuhörern die verschiede­nen Elemente auf begeistern­de Weise musikalisc­h nähergebra­cht. Das Vororchest­er, das Jugendorch­ester Achstetten­Oberholzhe­im-Stetten und das Orchester des MV Oberholzhe­im zeigten eine sehr ansprechen­de Leistung, die mit viel Beifall belohnt wurde. Jasmin Zimmer, Dirigentin aller drei Ensembles, hatte ihre Musikerinn­en und Musiker bestens vorbereite­t.

DerKonzert­abend fand außerhalb des sonst üblichen Turnus statt. Bisher, zumindest die letzten 40 Jahre, hatte das Jahreskonz­ert immer in den Tagen rund um Neujahr und Dreikönig stattgefun­den. „Dieses Mal“, so MV-Vorstand Markus Wischnat, „wollten wir nicht den Schluss in der Winterkonz­ertsaison machen, sondern die Ersten sein.“Dass der Termin gut gewählt war, zeigte die gefüllte Wielandhal­le.

Zum Auftakt überzeugte­n die Mädchen und Jungen des Vororchest­ers bei den Stücken „Legend of the Water Dragon“von Edward Kennedy und „ Fires of Mazama“von Michael Sweeney mit konzentrie­rtem und sauberem Zusammensp­iel. Es gelang ihnen, die spannungsg­eladenen Melodien bestens zu interpreti­eren, so dass die Besucher sogleich nach einer Zugabe verlangten, welche mit dem Stück „Bravo“auch gerne gewährt wurde. „Wer so schön gespielt hat, darf sich auch mal selber ein Lob spielen“, meinte Jasmin Zimmer dazu und war sichtlich zufrieden.

In den vier Sätzen des Stückes „Cloud(ius), der Wolkenmann“ließ das Jugendorch­ester im Anschluss die Zuhörer musikalisc­h die verschiede­nen Wetterlage­n bei Wind, Regen, Sonne und Schnee durchleben.

Stürmisch ging es weiter mit „Into the Storm“von Robert W. Smith. Der Komponist hatte sich für sein Werk von einem heftigen Blizzard inspiriere­n lassen. Das Jugendorch­ester meisterte sowohl die aufwühlend­en schnellen wie auch die ruhigen Passagen des Stücks bestens und konnte von seinem guten Leistungss­tand auch bei der Zugabe „Let it go“, dem Titelsong des Films „Frozen“, überzeugen.

Beeindruck­end begann auch der Musikverei­n Oberholzhe­im seinen Aufritt. Mit ruhigen Klängen wurde bei dem Werk „Schmelzend­e Riesen“von Armin Kofler die Erhabenhei­t der Gletscher interpreti­ert, sowie das Klagelied darüber, dass diese von der Klimaerwär­mung bedroht sind. Im Werk enthalten sind aber auch die quirlige musikalisc­he Interpreta­tion einer flotten Hundeschli­ttenfahrt und optimistis­che Klänge, mit denen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft beschriebe­n wird. Die Musikerinn­en und Musiker rund um Jasmin Zimmer musizierte­n sehr sauber und zogen die Gäste in ihren Bann.

Inmitten des Vulkanausb­ruchs

In dem Werk „Volcano“beschreibt der Komponist Alex Poelman mit musikalisc­hen Mitteln einerseits die Schönheit der Vulkane und anderersei­ts ihre vernichten­de Kraft. Mit einem Paukenschl­ag begann dieses Stück; es folgten leise Glockenspi­elklänge, bis dann das ganze Orchester einsetzte und sich die Zuhörer bald inmitten der gewaltigen Kraft eines Vulkanausb­ruchs befanden. Die dramatisch­e Musik und die oft rasend schnellen Passagen erforderte­n volle Konzentrat­ion von allen Registern, welche die Herausford­erung aber souverän meisterten. Auch mit dem imposanten und abwechslun­gsreichen Werk „The States of Water“von Mario Bürki wurden die Zuhörer bestens unterhalte­n.

Weil sich am Samstag der Tag des Mauerfalls zum 30. Mal jährte, ließ es sich der Musikverei­n Oberholzhe­im nicht nehmen, dieses historisch­e Ereignis in sein Konzert zu integriere­n: mit der Rockballad­e „Wind of Change“von den Scorpions. Dieser Song gelte als Hymne der Wende, sagte Michael Harmuth, der zusammen mit Carina Fritz durchs Programm führte. Der aus Ostdeutsch­land stammende Harmuth nahm das Stück zum Anlass, sichtlich gerührt kurz seine Erinnerung­en an den Tag des Mauerfalls zu schildern. Als 20Jähriger habe er 1989 seinen Grundwehrd­ienst in der DDR abgeleiste­t. Zusammen mit anderen jungen Menschen sei er am 9. November bei einer Veranstalt­ung in der Schulbibli­othek in seinem Heimatort gewesen, und so hätten sie von den Ereignisse­n erst am nächsten Tag erfahren. Ein paar Tage später sei er dann zum ersten Mal mit dem Zug in den Westen gefahren. „Der Mauerfall hat mein Leben auf den Kopf gestellt.“– Beeindruck­t von seinen Schilderun­gen, lauschten die Gäste im Anschluss andächtig der bewegenden Melodie des Songs.

Ein krönender und beschwingt­er Abschluss gelang dem Musikverei­n mit einem von Richard Saucedo arrangiert­en Medley, in dem dieser die größten Hits von Earth, Wind & Fire vereint hat. Das Publikum bedankte sich für den gelungenen Konzertabe­nd mit viel Beifall und es wurden auch gerne noch zwei Zugaben gewährt. Zum einen der Marsch „Berliner Luft“und zum anderen der gemeinsam mit dem Jugendorch­ester vorgetrage­ne „River Quai Marsch“.

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FOTOS (2): SONJA NIEDERER Verdienter Beifall bekam der Musikverei­n Oberholzhe­im mit seiner Dirigentin Jasmin Zimmer.
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Hochkonzen­triert: Junge Musikerinn­en und Musiker des Vororchest­ers.

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