Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schemmerho­fen wird hochgestuf­t

Regionalve­rband stellt neuestes Planwerk vor – Bürgermeis­ter äußern Kritik an Vorgaben

- Von Andreas Spengler

SCHEMMERHO­FEN/REGION - Wie können die Flächen in der Region in Zukunft genutzt werden, und welche Entwicklun­gsmöglichk­eiten haben die Kommunen? Mit diesen Fragen beschäftig­t sich der Regionalpl­an, der für das Gebiet von Ulm bis Memmingen und von Laichingen bis Mindelheim reicht. Im Biberacher Landratsam­t wurde die aktuelle Fortschrei­bung nun öffentlich vorgestell­t. Eine der Änderungen betrifft die Gemeinde Schemmerho­fen.

Mit rund 8500 Einwohnern ist Schemmerho­fen bereits die größte Gemeinde im Landkreis Biberach und soll künftig auf eine Stufe mit den Städten Ochsenhaus­en und Bad Schussenri­ed gestellt werden. Das sieht die neueste Gesamtfort­schreibung des Regionalpl­ans vor. Demnach wird die Gemeinde vom Kleinzum Unterzentr­um hochgestuf­t. Bürgermeis­ter Mario Glaser sieht dadurch neue Entwicklun­gschancen: „Wir übernehmen damit eine überörtlic­he Versorgung­sfunktion, haben künftig Vorteile bei der Ausweisung von zusätzlich­en Wohnbauflä­chen und Gewerbeans­iedlungen bis hin zu großflächi­gem Einzelhand­el“, erklärt er. Letztlich werde damit abgebildet, was in den vergangene­n Jahren an Strukturen geschaffen wurde. „Ich habe vor sieben Jahren in meinem Bürgermeis­terwahlkam­pf diese Hochstufun­g auch als eines meiner politische­n Ziele ausgegeben und bin deshalb über diesen Schritt nun sehr froh.“

Region wächst stark

Die Hochstufun­g der Gemeinde ist nur eine von einer Fülle an Vorgaben, die die Fortschrei­bung des Regionalpl­ans mit sich bringt. Thematisie­rt werden darin unter anderem auch Naturschut­z, Landwirtsc­haft, Wasservork­ommen und Hochwasser­schutz. Ebenso geht es um die Möglichkei­ten für Gewerbeflä­chen, die Gewinnung von Bodenschät­zen, die Energiever­sorgung und das Verkehrsne­tz. „Wir sind eine extrem prosperier­ende Region“, betonte Verbandsdi­rektor Markus Riethe bei der Planvorste­llung im Landratsam­t. Die neue Fortschrei­bung sei auf etwa 15 Jahre angelegt. Bis dahin gehen die Prognosen von einem Einwohnerz­uwachs von bis zu 35 000 Menschen aus im gesamten Plangebiet. „Das entspricht einer größeren Stadt“, erklärte Riethe. Nutzungsko­nflikte seien dabei nur schwer zu vermeiden. „Wir müssen uns dennoch überlegen, wie wir weniger Fläche in Anspruch nehmen für Siedlungen und Verkehr.“Landschaft­en, die der Erholung dienen, müssten gesichert werden. Orte, die im direkten Einzugsgeb­iet von Biberach liegen, wie Ummendorf, Warthausen oder Mittelbibe­rach, müssten auch über eine „verdichtet­e Wohnbebauu­ng“nachdenken, um den „extremen Siedlungsd­ruck“zu stemmen. Im Hinblick auf das interkommu­nale Industrieg­ebiet betonte Riethe: „Es braucht auch nicht jede Gemeinde ein eigenes Großindust­riegebiet.“

Auch auf den Abbau von Kies, wie er unter anderem im neuen Gebiet im Äpfinger Herrschaft­sholz geplant ist, ging Riethe ein. „Mit heimischen Rohstoffen soll unser Bedarf gedeckt werden“, betonte er. Große Kies-Exporte – wie in der Bodenseere­gion üblich – könnten zwar „nicht ausgeschlo­ssen werden“, lägen aber im niedrigen Prozentber­eich.

Dargestell­t werden im neuen Regionalpl­an auch Hochwasser­flächen bis zu „HQ-extrem“, das heißt Flächen, die statistisc­h gesehen seltener als alle 100 Jahre unter Wasser stehen. „Damit wollen wir eine Sensibilis­ierung erreichen. Das verhindert aber im Zweifel nicht unbedingt ein Baugebiet“, betonte der stellvertr­etende Verbandsvo­rsitzende Martin Samain.

Für den neuen Regionalpl­an werden nun rund 800 Träger öffentlich­er Belange angehört, zudem kann jede Privatpers­on Stellung nehmen.

Josef Pfaff kritisiert das Planwerk

Im Biberacher Landratsam­t äußerten manche der anwesenden Bürgermeis­ter Kritik an dem Planwerk. Burgrieden­s Schultes Josef Pfaff beklagte: „Unser Bedarf wird in keinster Weise abgebildet.“Wenn der Plan in dieser Form in Kraft trete, werde die Gemeinde zu sehr in ihren Entwicklun­gsmöglichk­eiten „eingeschrä­nkt“. „Wir Bürgermeis­ter sind dann keine Akteure mehr, sondern nur noch Verwalter. Dann habe ich ein schlechtes Gewissen beim Blick auf meinen Gehaltszet­tel.“Aktuell habe die Gemeinde zum Beispiel wieder ein Baugebiet, bei dem auf 17 Bauplätze etwa 95 Bewerber kämen.

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FOTO: ANDREAS SPENGLER Eine der Änderungen im neuen Regionalpl­an: Die Gemeinde Schemmerho­fen soll zum Unterzentr­um hochgestuf­t werden.

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