Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Schemmerhofen wird hochgestuft
Regionalverband stellt neuestes Planwerk vor – Bürgermeister äußern Kritik an Vorgaben
SCHEMMERHOFEN/REGION - Wie können die Flächen in der Region in Zukunft genutzt werden, und welche Entwicklungsmöglichkeiten haben die Kommunen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Regionalplan, der für das Gebiet von Ulm bis Memmingen und von Laichingen bis Mindelheim reicht. Im Biberacher Landratsamt wurde die aktuelle Fortschreibung nun öffentlich vorgestellt. Eine der Änderungen betrifft die Gemeinde Schemmerhofen.
Mit rund 8500 Einwohnern ist Schemmerhofen bereits die größte Gemeinde im Landkreis Biberach und soll künftig auf eine Stufe mit den Städten Ochsenhausen und Bad Schussenried gestellt werden. Das sieht die neueste Gesamtfortschreibung des Regionalplans vor. Demnach wird die Gemeinde vom Kleinzum Unterzentrum hochgestuft. Bürgermeister Mario Glaser sieht dadurch neue Entwicklungschancen: „Wir übernehmen damit eine überörtliche Versorgungsfunktion, haben künftig Vorteile bei der Ausweisung von zusätzlichen Wohnbauflächen und Gewerbeansiedlungen bis hin zu großflächigem Einzelhandel“, erklärt er. Letztlich werde damit abgebildet, was in den vergangenen Jahren an Strukturen geschaffen wurde. „Ich habe vor sieben Jahren in meinem Bürgermeisterwahlkampf diese Hochstufung auch als eines meiner politischen Ziele ausgegeben und bin deshalb über diesen Schritt nun sehr froh.“
Region wächst stark
Die Hochstufung der Gemeinde ist nur eine von einer Fülle an Vorgaben, die die Fortschreibung des Regionalplans mit sich bringt. Thematisiert werden darin unter anderem auch Naturschutz, Landwirtschaft, Wasservorkommen und Hochwasserschutz. Ebenso geht es um die Möglichkeiten für Gewerbeflächen, die Gewinnung von Bodenschätzen, die Energieversorgung und das Verkehrsnetz. „Wir sind eine extrem prosperierende Region“, betonte Verbandsdirektor Markus Riethe bei der Planvorstellung im Landratsamt. Die neue Fortschreibung sei auf etwa 15 Jahre angelegt. Bis dahin gehen die Prognosen von einem Einwohnerzuwachs von bis zu 35 000 Menschen aus im gesamten Plangebiet. „Das entspricht einer größeren Stadt“, erklärte Riethe. Nutzungskonflikte seien dabei nur schwer zu vermeiden. „Wir müssen uns dennoch überlegen, wie wir weniger Fläche in Anspruch nehmen für Siedlungen und Verkehr.“Landschaften, die der Erholung dienen, müssten gesichert werden. Orte, die im direkten Einzugsgebiet von Biberach liegen, wie Ummendorf, Warthausen oder Mittelbiberach, müssten auch über eine „verdichtete Wohnbebauung“nachdenken, um den „extremen Siedlungsdruck“zu stemmen. Im Hinblick auf das interkommunale Industriegebiet betonte Riethe: „Es braucht auch nicht jede Gemeinde ein eigenes Großindustriegebiet.“
Auch auf den Abbau von Kies, wie er unter anderem im neuen Gebiet im Äpfinger Herrschaftsholz geplant ist, ging Riethe ein. „Mit heimischen Rohstoffen soll unser Bedarf gedeckt werden“, betonte er. Große Kies-Exporte – wie in der Bodenseeregion üblich – könnten zwar „nicht ausgeschlossen werden“, lägen aber im niedrigen Prozentbereich.
Dargestellt werden im neuen Regionalplan auch Hochwasserflächen bis zu „HQ-extrem“, das heißt Flächen, die statistisch gesehen seltener als alle 100 Jahre unter Wasser stehen. „Damit wollen wir eine Sensibilisierung erreichen. Das verhindert aber im Zweifel nicht unbedingt ein Baugebiet“, betonte der stellvertretende Verbandsvorsitzende Martin Samain.
Für den neuen Regionalplan werden nun rund 800 Träger öffentlicher Belange angehört, zudem kann jede Privatperson Stellung nehmen.
Josef Pfaff kritisiert das Planwerk
Im Biberacher Landratsamt äußerten manche der anwesenden Bürgermeister Kritik an dem Planwerk. Burgriedens Schultes Josef Pfaff beklagte: „Unser Bedarf wird in keinster Weise abgebildet.“Wenn der Plan in dieser Form in Kraft trete, werde die Gemeinde zu sehr in ihren Entwicklungsmöglichkeiten „eingeschränkt“. „Wir Bürgermeister sind dann keine Akteure mehr, sondern nur noch Verwalter. Dann habe ich ein schlechtes Gewissen beim Blick auf meinen Gehaltszettel.“Aktuell habe die Gemeinde zum Beispiel wieder ein Baugebiet, bei dem auf 17 Bauplätze etwa 95 Bewerber kämen.