Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Prima genutzte Eiszeit
Daniel Fischbuch, beim Deutschland Cup Debütant im Nationalteam, wird auf Anhieb fünftbester Turnier-Scorer
KREFELD - Die Empfehlung aus Franken konnte sich sehen und hören lassen: Sieben Tore und sechs Vorlagen hat Daniel Fischbuch in den ersten 17 Saisonpartien der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu Tabellenrang sieben der Nürnberg Ice Tigers beigetragen; in ihrer ersten Angriffsformation steht der 26-Jährige neben Christopher Brown und Brandon Buck seinen Rechtsaußen. Spielt Überzahl – und da Scheibenverteiler an der Blauen Linie –, hatte im Schnitt 18:34 Minuten Eiszeit. Prima genutzte Eiszeit, lobte Tigers-Coach Kurt Kleinendorst: „Daniel ist sehr clever und trifft mit dem Puck gute Entscheidungen.“Toni Söderholm ist das nicht entgangen, der Bundestrainer holte den Stürmer in sein Deutschland-CupAufgebot. Bilanz nach drei Einsätzen: ein Treffer (das 3:2 gegen die Schweiz), drei Vorlagen, freudiges Staunen beim Neu-Nationalspieler selbst. „Hätte mir das vorher einer so gesagt, hätt’ ich’s nicht glauben können.“
Die Dinge laufen gut für den gebürtigen Bad Friedrichshaller in diesen Tagen. Abzusehen war das nicht, als es im Sommer zur Vertragsauflösung mit Berlins Eisbären kam. Ganze sechs Scorerpunkte 2018/19 waren kein Argument für eine vierte (bereits vereinbarte) Spielzeit dort. „Er ist ein guter Typ“, gab Eisbären-Sportdirektor Stéphane Richer Daniel Fischbuch mit auf den Weg, „aber bei uns hat es einfach nicht gepasst für ihn.“
„Ich geb jeden Tag Gas“
Vorbei, passé, kein Nachhaken beim jäh Vereinssuchenden. Wer 385 DELEinsätze – verteilt auf die Stationen Düsseldorfer EG, eben Eisbären Berlin und jetzt Nürnberg Ice Tigers – bestritten hat (mit 44 Toren und 61 Assists), wer seit 2011/12 erstklassig aufs Eis geht, der kennt das Geschäft. Und wird gekannt. André Dietzsch, Richer-Pendant in Nürnberg: „Daniel ist ein Spieler im besten Alter und mit klaren Zielen. Er sieht Nürnberg als Chance, sich in der DEL nachhaltig zu einem Führungsspieler zu entwickeln.“Tut er jetzt.
Weil, sagte Daniel Fischbuch am Samstag in Krefeld, da „dieses Vertrauen“ist von Kurt Kleinendorst und dessen Trainerstab, weil „ich auch zwei gute Mitspieler neben mir hab“– und: „Der eine oder andere Schuss, der letztes Jahr nicht reingegangen ist, geht dieses Jahr rein.“Lohn harter Arbeit offenbar („Ich geb jeden Tag Gas“). Nicht der einzige – frag nach bei Toni Söderholm. Der war ziemlich gespannt auf Daniel Fischbuch im Nationaltrikot: „Man hofft ja immer – wenn ein Spieler in einen guten Rhythmus in der Liga gefunden hat –, dass er dasselbe Spiel auch international liefern kann.“Die Nummer 77 konnte: Mit Daniel Pietta, dem punktgenau bärenstarken, treffsicheren Krefelder, mit Marcel Noebels (schon in Berlin mitunter Reihenkollege), mit „einer guten Confidence“, wie der Bundestrainer das Fischbuch’sche Selbstvertrauen im Spätherbst 2019 flugs sprachlich internationalisierte.
Tatsache ist: Man kann schlechter debütieren. Mit Toni Söderholms Worten: Hoffnung erfüllt! „Der Daniel hat gezeigt, dass er mit guten Mitspielern auch dieses Level zu hundert Prozent spielen kann.“
Würde „der Daniel“wohl so unterschreiben. Grinsend hat er in Krefeld nochmals die Geschichte seiner Nominierung erzählt: „Ich hab die Nummer nicht eingespeichert, ich wusste das gar nicht, wer mich da anruft.“Von seiner großen Freude hat Daniel Fischbuch berichtet, als die AuswahlPremiere fix war, vom „Glauben daran“, der „immer da“gewesen sei. „Das war mein Ziel. Auf jeden Fall. Ich hab immer dafür gekämpft – und ja, es hat sich ausbezahlt!“
Getroffen – und doch selbstkritisch Doch Daniel Fischbuch kann auch (selbst)kritisch. „Wir hätten heute wahrscheinlich noch zwei Tore mehr schießen können von den Chancen her“, sagte er nach dem Verlängerungs-3:4 gegen die Schweiz – bezogen auf seine (auffällig aufspielende) Offensivreihe, vor allem auf sich selbst. Da war sein Treffer „natürlich schön“, die Wahl zum besten Spieler hernach ebenfalls. Nur: „Ich hätt’s lieber mit ’nem Sieg genossen als so.“
Kann ja noch werden. Womöglich gar bei der Weltmeisterschaft 2020 in der Schweiz? Verspielt hat Daniel Fischbuch seine Chancen am Wochenende gewiss nicht. Und die DEL hat Toni Söderholm bis zum nächsten Nationalmannschaftsmeeting kommenden Februar gewohnt aufmerksam im Blick. Nürnberg wird Sprungbrett, Krefeld war letzte Stufe dorthin.
Genommen mit klarem Vorsatz, im Wissen um die Unwägbarkeiten: „Ich will mich natürlich beweisen und kämpfen“, sagte Daniel Fischbuch, fünftbester Scorer des Deutschland Cups 2019. „Und ich hoffe, dass ich mal bei ’ner WM dabei sein kann. Aber es gibt noch sehr viele andere gute, erfahrene Spieler. Da muss man’s auch erst mal schaffen, vorbeizukommen. Aber: Ich geb mein Bestes.“Gegen Russland, die Schweiz und die Slowakei war das: nicht wenig. Sondern prima genutzte Eiszeit.