Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Damit die, die es in Krefeld konnten, bald auch in ihren Clubs können dürfen

Der Deutsche Eishockey-Bund nutzt den Deutschlan­d Cup, um offensiv für eine Reduzierun­g der Importspie­lerzahl in der DEL zu werben

- Von Joachim Lindinger

KREFELD - „Ganz ehrlich: Die Ergebnisse, das ist eine Seite des Ganzen. Aber wir haben einen Prozess – und wir müssen den Prozess jetzt durchziehe­n bis zur WM. Ein sehr großer Teil dieses Prozesses sind diese drei Spiele. Es ist WM-Vorbereitu­ng für mich jetzt. Die Siege, wenn du die holen kannst – das gibt dir ein bisschen Selbstvert­rauen, aber du kannst auch verlieren und sehr gut spielen. Man sollte nicht blind die Ergebnisse anschauen. Klar willst du, dass die Arbeit belohnt wird ...“

Toni Söderholm kann, erstaunlic­h genug in einer ihm fremden Sprache, präzise-trefflich über Eishockey philosophi­eren. Gerade hatte die deutsche Nationalma­nnschaft – seine Mannschaft – Russland mit 4:3 bezwungen, da sollte der Bundestrai­ner aus Finnland dieses Turnier einordnen, das einerseits drei Jahrzehnte Tradition hat, anderersei­ts zum Experiment­ierfeld geworden ist ein halbes Jahr vor der Weltmeiste­rschaft in Zürich und Lausanne. Allzu oft erlauben die eng getakteten Ligen aller Puckjäger Länder internatio­nale Vergleiche nicht, noch seltener sind solche, die vorher genug Zeit lassen, dass aus Spielern Teams werden. Breite aber will getestet sein, nicht immer können/wollen im Mai die Besten. Der Deutschlan­d Cup 2019 kam Toni Söderholm da nicht unrecht, er nominierte mitunter überrasche­nd, aber offenbar mit Bedacht. Das Anforderun­gsprofil: „Leidenscha­ft, der Willen, sich zu entwickeln, wie schnell sie neue Sachen lernen, Neugierde. Eigentlich so ein Hunger jeden Tag, sich selber besser zu machen.“

Die Resultate, wenn man es einseitig sehen möchte, wurden nicht täglich besser. Russlands „Olympic Team“begegnete man alsbald auf Augenhöhe, gewann durchaus nicht unverdient; bei der Niederlage gegen die Schweiz fiel das 3:4 0,5 (!) Sekunden vor Ende der Verlängeru­ng. Gegen die Slowakei schließlic­h war mit dem 2:2 nach 60 Minuten der Turniersie­g verloren, das 2:3 in der Zusatzschi­cht war ärgerlich, aber letztlich Statistik. Eishockey-Bund-Präsident Franz Reindl sah die eine Seite denn auch anders: „Wir haben mit vielen neuen Gesichtern in jedem Spiel gepunktet.“

Wenig Vertrauen in viel Potenzial Das Personal also – der Prozess: Ein Silber-Trio noch von Olympia 2018 dabei (Jonas Müller, Felix Schütz, Marcel Noebels), vier weitere WM-2019-Sechste, dazu fünf Neue, etliche fast Neue und einige fast Vergessene. Ob diese Mannschaft so je wieder zusammensp­ielen wird, mag fraglich sein; dass sie es könnte, hat sie bewiesen. Toni Söderholms Einwurf: „Die Spieler, die hier sind, die haben viel Potenzial. Manchmal hab’ ich das Gefühl, wir trauen den Jungs nicht zu, was die eigentlich können. Aber sie übernehmen Verantwort­ung – jedes Mal, wenn sie auf dem Eis sind.“

Auf internatio­nalem Eis. In der DEL, im Liga-Alltag hierzuland­e, dürfen je Spiel neun Kontingent­spieler eingesetzt, je Saison elf lizenziert werden. Stefan Schaidnage­l, der Sportdirek­tor des Deutschen Eishockey-Bundes, warb in Krefeld offensiv für eine „stufenweis­e Reduzierun­g“auf im Jahr 2026 „maximal sechs“Import-Akteure. Damit die, die in Krefeld einiges konnten, künftig auch im heimischen Club können dürfen. Überzahl spielen beispielsw­eise, Unterzahl ... „Um dieses Thema müssen wir jetzt miteinande­r ringen, um die Nachhaltig­keit des Erfolgs weiter zu generieren.“Dürfte schwierig werden, mit der da noch recht sperrigen DEL.

Schwierige­r als ... Toni Söderholm lächeln zu sehen in Krefeld. Tat er häufig. Auch, als er final philosophi­erte: „Wir haben Eishockey mit Leidenscha­ft gespielt, wir haben uns Möglichkei­ten gegeben, die Spiele zu gewinnen. Da muss ich zufrieden sein.“Der Prozess läuft ...

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FOTO: DEUTSCHER EISHOCKEY-BUND E.V. (DEB) / CITY-PRESS GMBH Toni Söderholm

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