Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wenn die Sicherungen durchbrennen
Freiburg schlägt Frankfurt, für Aufsehen sorgt aber eine brutale Attacke gegen Streich
FREIBURG (SID) - Zwei Rote Karten in der Nachspielzeit, einmal GelbRot und schließlich noch ein Skandal-Check, bei dem Freiburgs Trainer Christian Streich der Leidtragende war. Nach einer turbulenten Begegnung hat die Überraschungsmannschaft des SC Freiburg ihr bestes Anfangsdrittel in der Bundesliga mit dem Sprung auf einen Champions-League-Platz gekrönt. Die unschönen Szenen in der Nachspielzeit trübten aber zunächst die Freude über den glücklichen 1:0 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt.
Frankfurts Kapitän David Abraham räumte Streich kurz vor Schluss vor der Freiburger Bank mit dem Ellenbogen ab und kassierte dafür völlig zu Recht die Rote Karte (90.+6 Minute). Nach der Attacke war fast die komplette Freiburger Bank auf den Argentinier zugestürmt, auch der bereits ausgewechselte Vincenzo Grifo, der Abraham ins Gesicht langte und nach Sichtung der Videobilder ebenfalls Rot sah. Streich blieb hinterher locker: „Er ist halt ein junger Büffel. Ich bin 54“, scherzte der Trainer: „Da sind ihm die Sicherungen durchgebrannt. Abraham ist ein extrem emotionaler Spieler. Fußball ist ein Kampfsport, das war allerdings an der falschen Stelle“, sagte Streich bei Sky, gab sich danach aber wieder versöhnlich: „Dann hat er mich über den Haufen gerannt. Ich wollte ihm nicht den Ball holen, weil er mit einer extremen Geschwindigkeit ankam. Jetzt muss man aber wieder runterkommen. Nicht irgendwie dumm schwätzen hinterher.“
Streich vergibt, Bobic nicht Abrahams Chef Fredi Bobic, Sportvorstand bei Eintracht Frankfurt, kritisierte den Übeltäter. „Das überschattet vieles zum Schluss. Das darf er nicht machen. Er ist emotional, das darf ihm nicht passieren“, sagte er. „Am Ende war so viel los, das braucht der Fußball nicht“, sagte SCAbwehrspieler Dominique Heintz.
Vor der Attacke hatte Streich einen Ball, der ins Aus flog, nicht gestoppt und etwas in Richtung Abraham gerufen. Auf die Frage, was Streich zu Abraham gesagt hat, antwortet Bobic: „Das bleibt in der Kabine.“Sky-Experte Didi Hamann war auch nicht so nachsichtig wie Streich, mahnte: „Der Trainer ist heilig. Das darf es im Fußball nicht geben. Das ist wahrscheinlich Frust. Ich gehe davon aus, dass er eine lange Sperre bekommen wird.“
Entschieden wurde die Partie durch einen unnötigen Platzverweis für Frankfurts Gelson Fernandes (45.), der kurz vor der Pause gegen Jonathan Schmid viel zu spät gekommen war. Nils Petersen machte mit seinem 82. Pflichtspieltor (77.) für Freiburg, die eine Halbzeit lang in Überzahl spielten, den Sieg perfekt. Während die Breisgauer auf den vierten Platz kletterten, rutschte Frankfurt nach dem sechsten Spiel in 18 Tagen auf Rang neun.
Von der Gelb-Roten Karte gegen Fernandes profitierte Freiburg zunächst überhaupt nicht. Frankfurt stand in Unterzahl deutlich tiefer, die Freiburger Vorstöße über die Außenbahnen führten nicht zum Erfolg.
Gegen die kämpferisch ebenfalls starken Gastgeber erarbeitete sich die Mannschaft von Trainer Adi Hütter im Verlauf der ersten Halbzeit sogar ein Chancenübergewicht.
Je länger das Spiel dauerte, desto besser wurde die Eintracht – bis sie sich selbst durch den berechtigten Platzverweis für Fernandes schwächte. Auch nach einer halben Stunde hatte Schiedsrichter Felix Brych richtig entschieden, als er einen schon gepfiffenen Elfmeter für die Eintracht nach Sichtung der Videobilder zurücknahm: Paciencia war zuvor nicht gefoult worden, sondern hatte in den Boden getreten.
Doch bleiben nach dem Spiel vor allem anderen Szenen in Erinnerung.