Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Eine bunte Pilzkopf-Revue

Die Songs der Beatles leben im Musical „All you need is love“weiter – Das Quartett „Twist and Shout“weckt beim Auftritt in Ulm Erinnerung­en

- Von Stefan Kümmritz

NEU-ULM - Die Pilzköpfe waren hier. Die Beatles. Aber die gibt es doch schon ewig nicht mehr? Trotzdem: Die Gruppe „Twist and Shout“aus Las Vegas mit Alan LeBoeuf als Paul McCartney, Howard Arthur als John Lennon, John Brosnan als George Harrison und Carmine Francis Grippo als Ringo Starr ließ am Donnerstag mit dem Musical „All you need is love“die Ausnahmeba­nd aus den 1960er-Jahren für zwei Stunden in die Herzen der „Fab Four“-Fans zurückkehr­en. Wobei es offenbar nicht (mehr) so viele Fans in der Region gibt, denn der große Saal war nur zur Hälfte gefüllt. Die größtentei­ls älteren Anwesenden brauchten einige Zeit, bis sie auftauten, am Ende aber waren sie begeistert und zollten dem Quartett stehend Applaus.

Mit den Beatles begann Anfang der Sechziger eine neue Ära der Musik. Innerhalb kürzester Zeit kamen die vier Engländer, bei denen anfangs noch Pete Best am Schlagzeug saß, aber bald durch Ringo Starr ersetzt wurde, und die zunächst als Begleitban­d von Tony Sheridan auftraten, vor allem durch ihre Beat-Konzerte im Hamburger „Starclub“zu Berühmthei­t. Sie eroberten, wie Moderator

Nicolai Tegeler den Besuchern im CCU ausführlic­h erzählt, bald auch die Billboards, also die Hitparade in den USA. Während und zwischen den einzelnen von „Twist and Shout“sehr authentisc­h vorgetrage­nen Songs werden auf einer Leinwand hinter der Bühne auch Filme der Original-Beatles, von den enthusiast­ischen, jugendlich­en Fans, die fast reihenweis­e – vor allem die Mädchen – in Ohnmacht fielen, wenn sie ihre Idole auch nur sahen, aber auch von Studentenp­rotesten oder vom Vietnamkri­eg gezeigt. Passend zu Letzterem spielt die Band den Song „Revolution“und das Publikum verfällt in erstarrtes Schweigen.

Am besten kommen bei den Zuhörern zunächst Ohrwürmer wie „Love me do“, „I want to hold your hand, „Please, please me“, die zu den ersten Erfolgen zählten, und das später aufgenomme­ne „Obladi oblada“an. Dem Publikum wird erzählt, wie die Beatles von Produzent Bert Kaempfert

zu Brian Epstein wechselten, der aber schon mit 33 Jahren starb. Trotz aller Erfolge und der Massenhyst­erie, die den Alten etwas Angst einflößte, gab es einen Riss in der Gruppe. Paul McCartney hatte andere Vorstellun­gen als die anderen. Noch blieb das Quartett zusammen, aber der falsche Paul stimmt im CCU sinnigerwe­ise schon „Yesterday“an.

„Twist and Shout“spielen „Ticket to ride“und „Yellow Submarine“und überrasche­n dann mit einem neuerliche­n Kleiderwec­hsel. Nun treten sie, die zu Beginn noch Lederklamo­tten trugen, zur Begeisteru­ng der Leute in den Kostümen auf, die die Beatles bei „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“anhatten. Die Flut der Beatles-Hits nimmt kein Ende. „Penny Lane“, natürlich „All you need is love“, zu dem weibliche Hippies die Bühne entern, und „Hey Jude“bringen die Besucher in Stimmung. Der Bericht über die letzte Platte der „Fab Four“, deren finales Konzert auf dem Dach ihrer Plattenfir­ma in London und die Auflösung der Pilzköpfe im Jahr 1970 trübt die Laune ein wenig, doch dann kommt das furiose Finale mit „Twist and Shout“und „Let it be“, das die Menschen aufspringe­n und mächtig applaudier­en lässt.

Es ist eine bunte Revue, die nach zwei Jahren Pause erneut aufgeführt wird und die Beatlemani­a wieder aufleben lässt. Showmäßig geht es etwas schleppend zu, aber erstens sind „Twist and Shout“nicht die echten Beatles und zweitens belagern keine kreischend­en Fans die Bühne. Stattdesse­n sitzen gesetztere Herrschaft­en gemütlich auf ihren Polsterses­seln und schwelgen, dann schon mal ein wenig mitsingend, in ihren schönen Erinnerung­en.

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FOTO: STEFAN KUEMMRITZ Auch wenn die Show etwas schleppend läuft: Das Beatles-Musical bietet Songs wie „Twist and Shout“mit authentisc­hem Klang ,und auch die Kostüme und Frisuren erinnern an das Original, die „Fab Four“aus Liverpool.

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