Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Eine bunte Pilzkopf-Revue
Die Songs der Beatles leben im Musical „All you need is love“weiter – Das Quartett „Twist and Shout“weckt beim Auftritt in Ulm Erinnerungen
NEU-ULM - Die Pilzköpfe waren hier. Die Beatles. Aber die gibt es doch schon ewig nicht mehr? Trotzdem: Die Gruppe „Twist and Shout“aus Las Vegas mit Alan LeBoeuf als Paul McCartney, Howard Arthur als John Lennon, John Brosnan als George Harrison und Carmine Francis Grippo als Ringo Starr ließ am Donnerstag mit dem Musical „All you need is love“die Ausnahmeband aus den 1960er-Jahren für zwei Stunden in die Herzen der „Fab Four“-Fans zurückkehren. Wobei es offenbar nicht (mehr) so viele Fans in der Region gibt, denn der große Saal war nur zur Hälfte gefüllt. Die größtenteils älteren Anwesenden brauchten einige Zeit, bis sie auftauten, am Ende aber waren sie begeistert und zollten dem Quartett stehend Applaus.
Mit den Beatles begann Anfang der Sechziger eine neue Ära der Musik. Innerhalb kürzester Zeit kamen die vier Engländer, bei denen anfangs noch Pete Best am Schlagzeug saß, aber bald durch Ringo Starr ersetzt wurde, und die zunächst als Begleitband von Tony Sheridan auftraten, vor allem durch ihre Beat-Konzerte im Hamburger „Starclub“zu Berühmtheit. Sie eroberten, wie Moderator
Nicolai Tegeler den Besuchern im CCU ausführlich erzählt, bald auch die Billboards, also die Hitparade in den USA. Während und zwischen den einzelnen von „Twist and Shout“sehr authentisch vorgetragenen Songs werden auf einer Leinwand hinter der Bühne auch Filme der Original-Beatles, von den enthusiastischen, jugendlichen Fans, die fast reihenweise – vor allem die Mädchen – in Ohnmacht fielen, wenn sie ihre Idole auch nur sahen, aber auch von Studentenprotesten oder vom Vietnamkrieg gezeigt. Passend zu Letzterem spielt die Band den Song „Revolution“und das Publikum verfällt in erstarrtes Schweigen.
Am besten kommen bei den Zuhörern zunächst Ohrwürmer wie „Love me do“, „I want to hold your hand, „Please, please me“, die zu den ersten Erfolgen zählten, und das später aufgenommene „Obladi oblada“an. Dem Publikum wird erzählt, wie die Beatles von Produzent Bert Kaempfert
zu Brian Epstein wechselten, der aber schon mit 33 Jahren starb. Trotz aller Erfolge und der Massenhysterie, die den Alten etwas Angst einflößte, gab es einen Riss in der Gruppe. Paul McCartney hatte andere Vorstellungen als die anderen. Noch blieb das Quartett zusammen, aber der falsche Paul stimmt im CCU sinnigerweise schon „Yesterday“an.
„Twist and Shout“spielen „Ticket to ride“und „Yellow Submarine“und überraschen dann mit einem neuerlichen Kleiderwechsel. Nun treten sie, die zu Beginn noch Lederklamotten trugen, zur Begeisterung der Leute in den Kostümen auf, die die Beatles bei „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“anhatten. Die Flut der Beatles-Hits nimmt kein Ende. „Penny Lane“, natürlich „All you need is love“, zu dem weibliche Hippies die Bühne entern, und „Hey Jude“bringen die Besucher in Stimmung. Der Bericht über die letzte Platte der „Fab Four“, deren finales Konzert auf dem Dach ihrer Plattenfirma in London und die Auflösung der Pilzköpfe im Jahr 1970 trübt die Laune ein wenig, doch dann kommt das furiose Finale mit „Twist and Shout“und „Let it be“, das die Menschen aufspringen und mächtig applaudieren lässt.
Es ist eine bunte Revue, die nach zwei Jahren Pause erneut aufgeführt wird und die Beatlemania wieder aufleben lässt. Showmäßig geht es etwas schleppend zu, aber erstens sind „Twist and Shout“nicht die echten Beatles und zweitens belagern keine kreischenden Fans die Bühne. Stattdessen sitzen gesetztere Herrschaften gemütlich auf ihren Polstersesseln und schwelgen, dann schon mal ein wenig mitsingend, in ihren schönen Erinnerungen.