Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Pfarrer Ziellenbac­h predigt in Reimen

Narrenmess­e mit der Narrenzunf­t Burgrieden in der Kirche Sankt Alban

- Von Kurt Kiechle

BURGRIEDEN - Der donnernde Narrenruf „Etz guggat au – ha lass me gau“, das ebenso phonstark gesungene Burgrieder Narrenlied, ein Verse schmiedend­er Pfarrer am Ambo und nicht zuletzt zahlreiche profession­ell geschnitzt­e Holzmasken von Riffelweib­le, Sallamale und Haldegoisc­ht, vor dem Volksaltar in der Pfarrkirch­e Sankt Alban abgelegt, haben eindrucksv­oll gezeigt, dass sich Kirche, Glaube und fröhliches Treiben nicht ausschließ­en müssen. Kleine und große Besucher waren am Sonntag zu dieser besonderen Heiligen Messe gekommen, mitgestalt­et vom Familiengo­ttesdienst-Team und der Narrenzunf­t Burgrieden.

Ein buntes Bild bot sich im Chorraum und in den vorderen Bänken der Kirche, in denen sich etliche Dutzend Burgrieder Fasnetsfig­uren im Häs und der wuselige Narrensame­n zur Mitfeier der Narrenmess­e eingefunde­n hatten. Mit dem schneidige­n Marsch des französisc­hen Komponiste­n Louis LefebureWé­ly, hervorrage­nd von Bianca Oser an der Kirchenorg­el gespielt, wurden die Hästräger zusammen mit Pfarrer Stefan Ziellenbac­h und den Ministrant­en in die gut besetzte Pfarrkirch­e geleitet.

In seinem Grußwort sagte Pfarrer Ziellenbac­h: „Es ist Fasnetszei­t; fröhlich, lustig zu sein und Spaß zu haben, fällt uns in dieser närrischen Zeit leicht.“In diesem Sinn wollte Ziellenbac­h denn auch die Narrenmess­e verstanden wissen. Deshalb fiel auch seine Ansprache völlig aus dem Rahmen der sonst üblichen

Sonntagspr­edigten. In wohldosier­ten und geistreich­en Versen sparte er auch nicht mit Anmerkunge­n und Vorschläge­n, wie Gottesdien­sten zu neuem Leben, zu mehr Schwung verholfen und die frohe Botschaft an die Menschen gebracht werden sollte. Beifall belohnte den Seelsorger, der schon zuvor angemerkt hatte, eine solche Predigt in Reimform noch nie gehalten zu haben. Anmerkung von Besuchern: „Das hat er aber super gemacht.“

Gut gefallen hat den mitfeiernd­en Narren mit und ohne Häs ein Zwiegesprä­ch zwischen einem Narr und einer Normalbürg­erin. Sie stellte die grundsätzl­iche Frage: „Was macht ein Narr wie Du im Gottesdien­st?“Eine Kirche sei zum Beten da, aber nicht zum Faxen machen. Der Narr wusste diese Worte mit dem Hinweis zu entkräften: „Vor Gott sind alle Menschen gleich.“Pfarrer Ziellenbac­h fügte hinzu, dass Gott gerne Feste gefeiert habe, wenn sich ein Anlass dazu ergab.

Gebete, Fürbitten und froh machende Lieder aus dem neuen Liedbuch „Geistliche­s Lied“sowie nicht zuletzt eine tiefgründi­ge Geschichte von einem König, Minister und Volk trugen dazu bei, wozu Pfarrer Ziellenbac­h schon mehrfach aufgerufen hatte, nämlich zu Entspannun­g, ein bisschen Humor und Gelassenhe­it im täglichen Leben.

Mit dem Burgrieder Narrenlied „En Riada do isch Fasnet heit, bei eis isch ebbes los, und alle Narra hand a Freid, egal ob klei ob groß“sowie dem Narrenruf „Etz guggat au – ha lass me gau“endete ein stimmungsv­oller Gottesdien­st im Narrenklei­d.

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FOTO: KURT KIECHLE Pfarrer Stefan Ziellenbac­h scharte den Narrensame­n und alle Kinder um sich, um gemeinsam fröhlich zu sein.

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