Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Dass des Städtle narret sei
Am Narradag präsentiert die Zunft sieben kreative Entwürfe und freut sich über ein Besucher-Plus
Am Narradag präsentieren die Waidäg sieben Entwürfe für ein neues Rathaus.
LAUPHEIM - 26 Arbeiten haben Architekturbüros beim Rathauswettbewerb eingereicht. Noch immer gibt’s keine finale Entscheidung für den Siegerentwurf, unentwegt diskutieren Stadträte und Bürgersleut’, welcher Weg für Laupheim der richtige sei. O jerum, hätten sie doch alle miteinander die Waidäg gefragt! Die haben am Narradag gleich sieben Vorschläge für ein neues Rathaus präsentiert, einer kreativer als der andere.
Ein Blickfang und in der Publikumsgunst ganz klar vorn: das Waidag-Rathaus. Die Fassade ist patchworkbunt wie jene der Hästräger, aber eben keine Flick-, sondern solide Flecklesschusterei – auf diesen feinen Unterschied legen sie wert. Und der Fuchsschwanz oben am
Dach? Wetterbeständig, versichert der Chefarchitekt, „der hält aus, was drinnen im Gebäude passiert“.
Kleiner Rundgang durch die Ausstellung gefällig? Da wäre zum Beispiel der Rechle-Tower, mit dem Slogan „Make Laupheim Great“und grün-weiß-rot eingefärbtem Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach. Ha no, was der Trump kann, können wir schon lange. Gleich nebenan das Modell „Greta Thunberg“, mit Krähennistplatz obendrauf, das Allparteien-Rathaus mit der Option, sein Fähnchen in den Wind zu hängen, eine Dschungelcamp-Variante („holt mich hier raus, ich bin der OB“), ein stuckbeladener Bau und eine baumwollgedämmte Wohlfühloase für gesunden Beamtenschlaf, zu 100 Prozent
biologisch abbaubar.
Mensch, Waidag, Kompliment für solche Geniestreiche! Der Hästräger nickt, klopft gegen seine Maske und sagt selbstbewusst: „Holz schafft.“
Auf den Narradag geschafft haben es am Sonntag etliche Besucher mehr als in manchem Jahr zuvor. Als sich die Waidäg anschicken, vom Schlosshof hinab ins Städtle zu jucken, erdreisten sich ein paar Regentropfen, vom Himmel zu fallen. Doch die Sonne korrigiert das fix; als die Hästräger auf dem Rathausplatz Polonaise tanzen, strahlt sie mit den Narren und ihrem Publikum um die Wette.
Die recht ordentliche Besucherresonanz beflügelt die Gefleckten. Geschicklichkeitsspiele und Bastelangebote
gibt’s für die Kinder, ein Reha-Zentrum für Erwachsene, die ihre Fitness überprüfen möchten. Die Pein hält sich in Grenzen. Mit einem Stock gegen ein Einrad hauen läuft unter „ein Rad schlagen“, Kreise malen unter Zirkeltraining.
Einem Besuch bei den Frauen im Zelt gegenüber steht fitnessmäßig also nichts im Weg. Sie produzieren im Akkord Apfel- und gezogene Kiachle, mehr als 400 von der einen und 250 von der anderen Sorte. So lecker!
Wegen einer Sache sind die Waidäg narret. Auch dieses Jahr habe es das städtische Ordnungsamt abgelehnt, den Marktplatz für den Narrenjuck kurzzeitig für den Autoverkehr zu sperren, beklagt die Brauchtumswartin
via Megaphon. Das lohne den Aufwand nicht, sei bedeutet worden. Gegen Bezahlung wär’s wohl gegangen, sagt die Brauchtumswartin – aber die Zunft sei klein und die Fasnet teuer. Und überhaupt: Wie kann es angehen, die älteste Laupheimer Zunft zu Trottoir-Waidäg zu degradieren, die den schmalen Gehweg nehmen müssen, statt stolz auf der breiten Straße zu paradieren. „27 Jahre durften wir das, ein bisschen Feingefühl für Brauchtum und Tradition erwarten wir fei scho.“
Wetten, dass alles besser wird, wenn das Waidag-Rathaus steht? Ha no!