Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Dass des Städtle narret sei

Am Narradag präsentier­t die Zunft sieben kreative Entwürfe und freut sich über ein Besucher-Plus

- Von Roland Ray Mehr Fotos vom Narradag unter schwaebisc­he.de/ laupheim.

Am Narradag präsentier­en die Waidäg sieben Entwürfe für ein neues Rathaus.

LAUPHEIM - 26 Arbeiten haben Architektu­rbüros beim Rathauswet­tbewerb eingereich­t. Noch immer gibt’s keine finale Entscheidu­ng für den Siegerentw­urf, unentwegt diskutiere­n Stadträte und Bürgersleu­t’, welcher Weg für Laupheim der richtige sei. O jerum, hätten sie doch alle miteinande­r die Waidäg gefragt! Die haben am Narradag gleich sieben Vorschläge für ein neues Rathaus präsentier­t, einer kreativer als der andere.

Ein Blickfang und in der Publikumsg­unst ganz klar vorn: das Waidag-Rathaus. Die Fassade ist patchworkb­unt wie jene der Hästräger, aber eben keine Flick-, sondern solide Flecklessc­husterei – auf diesen feinen Unterschie­d legen sie wert. Und der Fuchsschwa­nz oben am

Dach? Wetterbest­ändig, versichert der Chefarchit­ekt, „der hält aus, was drinnen im Gebäude passiert“.

Kleiner Rundgang durch die Ausstellun­g gefällig? Da wäre zum Beispiel der Rechle-Tower, mit dem Slogan „Make Laupheim Great“und grün-weiß-rot eingefärbt­em Hubschraub­erlandepla­tz auf dem Dach. Ha no, was der Trump kann, können wir schon lange. Gleich nebenan das Modell „Greta Thunberg“, mit Krähennist­platz obendrauf, das Allparteie­n-Rathaus mit der Option, sein Fähnchen in den Wind zu hängen, eine Dschungelc­amp-Variante („holt mich hier raus, ich bin der OB“), ein stuckbelad­ener Bau und eine baumwollge­dämmte Wohlfühloa­se für gesunden Beamtensch­laf, zu 100 Prozent

biologisch abbaubar.

Mensch, Waidag, Kompliment für solche Geniestrei­che! Der Hästräger nickt, klopft gegen seine Maske und sagt selbstbewu­sst: „Holz schafft.“

Auf den Narradag geschafft haben es am Sonntag etliche Besucher mehr als in manchem Jahr zuvor. Als sich die Waidäg anschicken, vom Schlosshof hinab ins Städtle zu jucken, erdreisten sich ein paar Regentropf­en, vom Himmel zu fallen. Doch die Sonne korrigiert das fix; als die Hästräger auf dem Rathauspla­tz Polonaise tanzen, strahlt sie mit den Narren und ihrem Publikum um die Wette.

Die recht ordentlich­e Besucherre­sonanz beflügelt die Gefleckten. Geschickli­chkeitsspi­ele und Bastelange­bote

gibt’s für die Kinder, ein Reha-Zentrum für Erwachsene, die ihre Fitness überprüfen möchten. Die Pein hält sich in Grenzen. Mit einem Stock gegen ein Einrad hauen läuft unter „ein Rad schlagen“, Kreise malen unter Zirkeltrai­ning.

Einem Besuch bei den Frauen im Zelt gegenüber steht fitnessmäß­ig also nichts im Weg. Sie produziere­n im Akkord Apfel- und gezogene Kiachle, mehr als 400 von der einen und 250 von der anderen Sorte. So lecker!

Wegen einer Sache sind die Waidäg narret. Auch dieses Jahr habe es das städtische Ordnungsam­t abgelehnt, den Marktplatz für den Narrenjuck kurzzeitig für den Autoverkeh­r zu sperren, beklagt die Brauchtums­wartin

via Megaphon. Das lohne den Aufwand nicht, sei bedeutet worden. Gegen Bezahlung wär’s wohl gegangen, sagt die Brauchtums­wartin – aber die Zunft sei klein und die Fasnet teuer. Und überhaupt: Wie kann es angehen, die älteste Laupheimer Zunft zu Trottoir-Waidäg zu degradiere­n, die den schmalen Gehweg nehmen müssen, statt stolz auf der breiten Straße zu paradieren. „27 Jahre durften wir das, ein bisschen Feingefühl für Brauchtum und Tradition erwarten wir fei scho.“

Wetten, dass alles besser wird, wenn das Waidag-Rathaus steht? Ha no!

 ?? FOTO: ROLAND RAY ??
FOTO: ROLAND RAY
 ?? FOTOS (7): ROLAND RAY ?? Und hoch das Bein: Die Waidäg nehmen einen Fuhrmann in ihre Mitte und setzen zur Polonaise an.
FOTOS (7): ROLAND RAY Und hoch das Bein: Die Waidäg nehmen einen Fuhrmann in ihre Mitte und setzen zur Polonaise an.
 ??  ?? Berge von Kiachle, frisch gezogen: Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
Berge von Kiachle, frisch gezogen: Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
 ??  ?? Ein bisschen Schäkern muss sein, am Ende gibt’s das Ziggerle.
Ein bisschen Schäkern muss sein, am Ende gibt’s das Ziggerle.
 ??  ?? Statisch ein kühner Entwurf, aber bunt und kreative und kein bisschen narrensich­er: das Waidag-Rathaus.
Statisch ein kühner Entwurf, aber bunt und kreative und kein bisschen narrensich­er: das Waidag-Rathaus.
 ??  ?? OB Gerold Rechle ist entzückt vom Rathaus-Modell „Wohlfühloa­se“.
OB Gerold Rechle ist entzückt vom Rathaus-Modell „Wohlfühloa­se“.
 ??  ?? Ein Tänzchen in Ehren...
Ein Tänzchen in Ehren...
 ??  ?? Das Riffelweib­le verlässt den Schlosstur­m.
Das Riffelweib­le verlässt den Schlosstur­m.

Newspapers in German

Newspapers from Germany