Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wer beaufsichtigt den Falkner?
Zum Artikel „Gonzo und Co. vertreiben die Unbelehrbaren“(SZ vom 11. Februar):
Die seit Jahrzehnten anhaltenden Verfolgungen und Verfemungen der Saatkrähen waren von Dr. Jochen Hölzinger (Ludwigsburg), dem Landesavifaunisten und besten Kenner der Rabenvögel in Oberschwaben und Baden-Württemberg, als „Kulturschande“bezeichnet worden. Nach seinem Tod im Jahr 2015 bin ich der letzte verbliebene Zeitzeuge zum unsäglichen Schicksal der oberschwäbischen Saatkrähen seit Anfang der 1970er-Jahre.
Baden-Württemberg ist ein dicht besiedeltes und sehr begütertes Land. Gerade deshalb nehmen die legitimierten menschlichen Nachstellungen von eigentlich geschützten Tierarten wie Kormoran, Rabenund Greifvögel, Biber, Graugans, Rotfuchs, Wildschwein oder Wolf stark zu. Alle sind zu viel und verursachen angeblich gewaltige Schäden in vielfacher Hinsicht. Mitnichten, die Ordnung heischenden Bürger sind es, die sich mit rasanter Geschwindigkeit von ihren natürlichen Grundlagen entfernt haben.
Mit Bestürzung und Empörung zugleich habe ich der Schwäbischen Zeitung Laupheim entnehmen müssen, dass die städtischen Saatkrähen mit der x-ten Sondergenehmigung des Landratsamts sogar bis Ende April (!) von einem Falkner im Gegenwert von 80 000 Euro verfolgt werden dürfen, sofern sie nicht vorher mit der Eiablage begonnen haben. Dringend zu fragen ist, wer den Falkner bei seinem unseligen Tun beaufsichtigt? Ist jeweils eine Amtsperson dabei, wenn der Falkner die Saatkrähen „letal vergrämt“, in die Nester schaut oder diese inmitten der Brutperiode abräumt?
Das Urteil des Falkners, Saatkrähen seien „unbelehrbar“, spricht von seinem Unwissen. Alle Rabenvögel gehören zu den „klügsten“Vogelarten überhaupt (vgl. u.a. Prof. Dr. Reichholf, München). Geradezu abstrus und paradox mutet die Hoffnung des Falkners an, dass die Saatkrähen nicht durch „illegale Handlungen“von ihrem neuen Standort – gemeint ist der Grundgraben - vertrieben würden. Sein eigenes Tun ist keinen Deut besser. Seine Erkenntnis, das wahllose Herumscheuchen der Saatkrähen führe zur Zersplitterung der Kolonien, hat er von mir gelernt und wie eine diebische Elster unter seinem Namen übernommen.
Seine wahre Einstellung zu seinem Auftrag gibt der Falkner mit seinem Schlusswort preis. Er empfiehlt der Politik, über eine maßvolle Reduzierung der Bestände nachzudenken. Der Gesamtbestand sei ausreichend. Mit meinen Worten: Horrido, auf, auf zum fröhlichen Jagen! Nur in einem Punkt gebe ich dem Falkner recht. „Die Bundeswehr-Hubschrauber sind viel lauter.“
Klaus-Wolfgang Bommer, Laupheim