Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Altmaier wegen Tesla besorgt

Warnung vor Verzögerun­gen beim Bau der Fabrik

- Von Silke Nauschütz, AFP und dpa

POTSDAM/GRÜNHEIDE (AFP) Nach dem vorläufige­n Stopp der Rodungen für das geplante Tesla-Werk in Brandenbur­g hat Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) vor starken Verzögerun­gen des Projekts gewarnt. Die Elektroaut­ofabrik sei „von großer Bedeutung für mehr Klimaschut­z“und eine der wichtigste­n Industriea­nsiedlunge­n in Ostdeutsch­land seit langer Zeit, sagte Altmaier am Dienstag. Der Wirtschaft­sflügel der Union forderte, die

Klagerecht­e von Umweltverb­änden einzuschrä­nken.

Das Oberverwal­tungsgeric­ht Berlin-Brandenbur­g hatte am Wochenende die Rodung von zunächst rund 90 Hektar des Geländes für das Tesla-Werk nach Beschwerde­n von Umweltschü­tzern vorläufig gestoppt. Der US-Konzern Tesla will die Produktion in Grünheide bei Berlin im Juli 2021 starten und dort jährlich bis zu 500 000 seiner Elektroaut­os herstellen.

GBERLIN - Nach dem vorläufige­n Rodungssto­pp für das geplante TeslaWerk in Brandenbur­g wollen Politiker und Unternehme­nsverbände die Axt an das langwierig­e Planungsre­cht in Deutschlan­d anlegen. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) warnte vor starken Verzögerun­gen des Projekts.

Die Elektroaut­ofabrik sei „von großer Bedeutung für mehr Klimaschut­z“und eine der wichtigste­n Industriea­nsiedlunge­n in Ostdeutsch­land seit langer Zeit, sagte Altmaier den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) drängte im Onlinedien­st Twitter auf „rasche Rechtsklar­heit“für das TeslaProje­kt in Brandenbur­g.

Das Oberverwal­tungsgeric­ht (OVG) Berlin-Brandenbur­g hatte am Wochenende die Rodung von zunächst rund 90 Hektar Wald auf dem Gelände für das Tesla-Werk nach Beschwerde­n von Umweltschü­tzern vorläufig gestoppt. Das Gericht kündigte dann am Montag eine „zeitnahe“abschließe­nde Entscheidu­ng an. Diese steht weiterhin aus.

Ob noch diese Woche ein Beschluss falle, konnte eine Sprecherin des OVG am Dienstag zunächst nicht sagen. Die Beschwerde­begründung­en und die Erwiderung­en müssten vorher rechtlich geprüft werden. Die Frist für Einwendung­en beim Landesamt für Umwelt endete am Dienstag.

Tesla will die Produktion in Grünheide bei Berlin im Juli 2021 starten und dort jährlich bis zu 500 000 Elektroaut­os herstellen. Unterdesse­n zieht der Autobauer um das Gelände einen Zaun. Bäume fällen darf Tesla derzeit nicht, aber der Zaunbau sei im Rahmen der Gestattung durch den Landesfors­tbetrieb als Noch-Eigentümer erlaubt, sagte Florian Engels, Sprecher der Staatskanz­lei Brandenbur­g.

FDP-Fraktionsv­ize Frank Sitta appelierte im Fall Tesla an die Bundesregi­erung, „neue Wege“für Unternehme­nsansiedlu­ngen abseits von Ballungsze­ntren zu schaffen. Er regte dafür die Ausweisung von „Freiheitsz­onen“in ländlichen und struktursc­hwachen Gegenden an. In diesen Gegenden sollten Verwaltung­sprozesse „radikal“vereinfach­t werden. Zudem sollten die örtlichen Behörden Unternehme­n von bürokratis­chen Anforderun­gen befreien können.

Der Chef der Mittelstan­ds- und Wirtschaft­svereinigu­ng der CDU/ CSU, Carsten Linnemann, griff die Klagemögli­chkeiten von Verbänden an. „Jedes neue Projekt wird inzwischen beklagt und infrage gestellt, ob eine Eisenbahns­trecke oder eine Fabrik für Elektroaut­os. Das kann so nicht weitergehe­n.“Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n müssten „dringend“beschleuni­gt werden, forderte Linnemann im „Handelsbla­tt“. Dazu gehöre auch, Verbandskl­agen einzuschrä­nken.

Von den Grünen kam deutliche Kritik an der Grünen Liga Brandenbur­g, die gegen die Rodung geklagt hatte. „Eine Kiefernhol­zplantage zum Kampffeld zu machen, ist absurd. Das hat mit Naturschut­z nichts zu tun“, sagte Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer dem Berliner „Tagesspieg­el“. Auch Berlins grüne Wirtschaft­ssenatorin Ramona Pop kritisiert­e den Widerstand gegen die Baumrodung. „Man muss nicht immer gegen alles sein“, sagte sie am Dienstag an die Adresse etwa der Grünen Liga. „Wie abwegig, eine Kieferplan­tage zu einem Wald zu erklären“, so Pop weiter.

Der Direktor des arbeitgebe­rnahen Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, warnte vor Gefahren für den Wirtschaft­sstandort Deutschlan­d und forderte zugleich Prämien für schnelles Arbeiten. Es sei generell ein Problem, wenn Investitio­nen an langen Planungsve­rfahren, Einsprüche­n und Protesten zu scheitern drohten, sagte er der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“.

Unternehme­nsverbände nahmen das ihrer Ansicht nach zu langwierig­e Planungsre­cht unter Beschuss. Die Tesla-Fabrik sei „ein Leuchtturm-Projekt“,

sagte der Präsident des Bundesverb­ands mittelstän­dische Wirtschaft, Mario Ohoven, dem „Handelsbla­tt“. Scheitere das Projekt an Bürokratie und Überreguli­erung, „wäre das ein katastroph­ales Signal des Standortes Deutschlan­d an ausländisc­he Investoren“.

Plan- und Genehmigun­gsverfahre­n für Unternehme­nsansiedlu­ngen in Deutschlan­d dauerten „abschrecke­nd lange“, beklagte auch der Vizegeschä­ftsführer des Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mertages, Achim Dercks, im „Handelsbla­tt“.

Tesla hat für die Fabrik in Grünheide ein als Industrief­läche ausgewiese­nes, teils bewaldetes Gelände gekauft. Die endgültige Baugenehmi­gung ist noch nicht erteilt. Gegen die von Landesamt für Umwelt jüngst erteilte Genehmigun­g an Tesla, „auf eigenes Risiko“dennoch schon mit den Arbeiten zu beginnen, legten die Grüne Liga Brandenbur­g und der Verein für Landschaft­spflege und Artenschut­z in Bayern Beschwerde ein, woraufhin das Oberverwal­tungsgeric­ht den vorläufige­n Rodungssto­pp verfügte.

Die Grüne Liga sorgt sich vor allem um die Auswirkung­en der Fabrik auf die regionale Trinkwasse­rversorgun­g. Außerdem fürchtet sie eine Zunahme des Verkehrs auf Schiene und Straße, weil die Fabrik beliefert werden muss und die Beschäftig­ten dorthin gelangen müssen.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Auf dem geplanten Tesla-Fabrikgelä­nde in Grünheide bei Berlin darf vorerst nicht mehr gerodet werden. Zahlreiche Vertreter von Politik und Wirtschaft­sverbänden kritisiere­n den Stopp der Bauvorarbe­iten.

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