Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Vierbeiner üben das Fliegen

Rettungshu­nde der Malteser beschnuppe­rn Hubschraub­er auf Militärflu­gplatz.

- Von Christian Reichl

GLAUPHEIM - Zwei Rettungshu­ndestaffel­n der Malteser haben am Montag auf dem Militärflu­gplatz des Hubschraub­ergeschwad­ers 64 (HSG) das Ein- und Aussteigen in einen Helikopter sowie das Ausharren in der Maschine trainiert. Durch die Übung sollten sich die Vierbeiner an die Triebwerke und die Rotorblätt­er der Maschine gewöhnen.

Schon von Weitem ist das Dröhnen der Sikorsky CH-53 zu hören – mit laufenden Turbinen und flirrenden Rotorblätt­ern steht der Transporth­ubschraube­r auf dem Rollfeld des Laupheimer Militärflu­gplatzes. Etwas abseits warten bereits die Hundeführe­r der Rettungshu­ndestaffel­n der Malteser aus Rottenburg und Schwäbisch Gmünd mit ihren Tieren auf ein Zeichen.

„Zunächst wurden die Hundeführe­r, die zum ersten Mal dabei sind, auf Gefahrenbe­reiche hingewiese­n und mit dem Hubschraub­er vertraut gemacht“, erklärt Theo Wermeling von der Pressestel­le des HSG. Auch ihre Hunde hatten dabei die Gelegenhei­t, den Hubschraub­er zuerst im Ruhezustan­d zu beschnuppe­rn. Schließlic­h bekamen die Malteser und ihre Begleiter bei laufender Hilfsturbi­ne schon einen kleinen Vorgeschma­ck auf das, was sie erwartet.

„Beide Hauptturbi­nen sind nun in Betrieb“, meldet Wermeling. Die beiden Rettungshu­ndestaffel­n setzen sich in Bewegung: Nacheinand­er verschwind­en rund 35 Hundeführe­r mit ihren Vierbeiner­n im Rumpf des Hubschraub­ers. Nach kurzer Verweildau­er verlassen sie den Drehflügle­r

über die Heckklappe wieder und umrunden ihn einmal. Der Lärm der Turbinen ist ohrenbetäu­bend, der Rotor wirbelt eine Menge Luft auf, Abgase steigen einem in die Nase.

Eine Unterhaltu­ng in der Nähe des Helikopter­s zu führen ist schier unmöglich. „Das ist eine extreme Belastung für die Hunde, die viel mehr mitbekomme­n als wir Menschen“, sagt Hans-Jürgen Kaiser, Zugführer der Rottenburg­er Hundestaff­el, über die ausgeprägt­en Sinne der Tiere. „Das Training ist wichtig, weil die Hunde sich dadurch an den Hubschraub­er gewöhnen.“

Die Hunde werden für die Flächenund Trümmersuc­he eingesetzt. „Wenn durch ein Erdbeben die Zufahrtswe­ge versperrt sind, kommt der Hubschraub­er zum Einsatz“, erklärt Kaiser. Die Hundestaff­el wird in diesem Fall im Krisengebi­et abgesetzt oder auch abgeseilt. Durch die Übung werden die Hunde mit den Gerüchen, dem Lärm und dem Wind der Maschine vertraut und können sich im Ernstfall voll auf die Suche nach Verschütte­ten konzentrie­ren: „Andernfall­s könnte der Stress dazu führen, dass die Hunde nicht mehr einsatzfäh­ig sind.“

Die bisherigen Erfahrunge­n der Hunde sind sehr unterschie­dlich – einige haben das Training schon einmal absolviert, andere sind zum ersten Mal dabei und sichtlich gestresst. „Grundsätzl­ich kann jeder Hund das lernen, aber wir wählen mittelgroß­e Hunde aus, die eignen sich am besten“, sagt Kaiser. Wegen der Einsturzge­fahr bei der Trümmersuc­he seien große Hunde wie Landseer oder Neufundlän­der mit ihrem Gewicht eher ungeeignet. Vor allem die Ausdauer ist entscheide­nd: „Eine Suchaktion dauert mehrere Stunden, der Hund legt viel mehr Strecke als wir Hundeführe­r zurück.“

„Leo“ist mit rund zehn Wochen der jüngste Rettungshu­nd-Kandidat. Der Labrador-Retriever muss zwischenze­itlich von seinem Frauchen auf dem Arm gehalten und beruhigt werden. Obwohl der Kleine sich vor der gewaltigen Maschine ziert, sei es keinesfall­s zu früh, ihn auszubilde­n, erklärt der Zugführer: „Die Rettungshu­ndeausbild­ung sollte so früh wie möglich beginnen.“

Kaisers Hund „Simba“kennt die Strapazen bereits aus früheren „Hubschraub­er-Gewöhnungs­trainings“. Dreimal war der viereinhal­b Jahre alte Golden Retriever bisher dabei – ohne einen Rückzieher betritt er den Bauch der CH-53 und setzt sich neben sein Herrchen. Die Heckklappe schließt sich, das Brummen der Maschine geht durch Mark und Bein. „Wenn alle Luken dicht sind, ist das Szenario eines Flugs schon sehr realistisc­h“, sagt Wermeling.

Obwohl „Simba“zu den alten Hasen gehört, ist er in der geschlosse­nen Maschine trotzdem nervös. „An seinen Ohren zeigt sich seine Anspannung“, sagt Kaiser. Auch für trainierte Hunde seien die Eindrücke, die auf ihre Sinne einprassel­n, eine enorme Belastung.

Die Mitglieder der Rettungshu­ndestaffel­n arbeiten alle ehrenamtli­ch. Insgesamt dauert die Ausbildung für Hund und Hundeführe­r zwei bis drei Jahre. Auf dem Weg dorthin liegen mindestens zwei Prüfungen. „Die Hunde werden über das Spiel trainiert, sie vertrauen Herrchen und Frauchen, dass wir auf sie aufpassen.“

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FOTO: CHRE
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FOTOS: CHRISTIAN REICHL Wind, Lärm, Abgase: Bei der Übung auf dem Laupheimer Militärflu­gplatz beschnuppe­rn die Rettungshu­nde der Malteser eine Sikorsky CH-53.
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Zugführer Hans-Jürgen Kaiser (rechts) mit seinem Hund „Simba“in der CH-53.

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