Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Vierbeiner üben das Fliegen
Rettungshunde der Malteser beschnuppern Hubschrauber auf Militärflugplatz.
GLAUPHEIM - Zwei Rettungshundestaffeln der Malteser haben am Montag auf dem Militärflugplatz des Hubschraubergeschwaders 64 (HSG) das Ein- und Aussteigen in einen Helikopter sowie das Ausharren in der Maschine trainiert. Durch die Übung sollten sich die Vierbeiner an die Triebwerke und die Rotorblätter der Maschine gewöhnen.
Schon von Weitem ist das Dröhnen der Sikorsky CH-53 zu hören – mit laufenden Turbinen und flirrenden Rotorblättern steht der Transporthubschrauber auf dem Rollfeld des Laupheimer Militärflugplatzes. Etwas abseits warten bereits die Hundeführer der Rettungshundestaffeln der Malteser aus Rottenburg und Schwäbisch Gmünd mit ihren Tieren auf ein Zeichen.
„Zunächst wurden die Hundeführer, die zum ersten Mal dabei sind, auf Gefahrenbereiche hingewiesen und mit dem Hubschrauber vertraut gemacht“, erklärt Theo Wermeling von der Pressestelle des HSG. Auch ihre Hunde hatten dabei die Gelegenheit, den Hubschrauber zuerst im Ruhezustand zu beschnuppern. Schließlich bekamen die Malteser und ihre Begleiter bei laufender Hilfsturbine schon einen kleinen Vorgeschmack auf das, was sie erwartet.
„Beide Hauptturbinen sind nun in Betrieb“, meldet Wermeling. Die beiden Rettungshundestaffeln setzen sich in Bewegung: Nacheinander verschwinden rund 35 Hundeführer mit ihren Vierbeinern im Rumpf des Hubschraubers. Nach kurzer Verweildauer verlassen sie den Drehflügler
über die Heckklappe wieder und umrunden ihn einmal. Der Lärm der Turbinen ist ohrenbetäubend, der Rotor wirbelt eine Menge Luft auf, Abgase steigen einem in die Nase.
Eine Unterhaltung in der Nähe des Helikopters zu führen ist schier unmöglich. „Das ist eine extreme Belastung für die Hunde, die viel mehr mitbekommen als wir Menschen“, sagt Hans-Jürgen Kaiser, Zugführer der Rottenburger Hundestaffel, über die ausgeprägten Sinne der Tiere. „Das Training ist wichtig, weil die Hunde sich dadurch an den Hubschrauber gewöhnen.“
Die Hunde werden für die Flächenund Trümmersuche eingesetzt. „Wenn durch ein Erdbeben die Zufahrtswege versperrt sind, kommt der Hubschrauber zum Einsatz“, erklärt Kaiser. Die Hundestaffel wird in diesem Fall im Krisengebiet abgesetzt oder auch abgeseilt. Durch die Übung werden die Hunde mit den Gerüchen, dem Lärm und dem Wind der Maschine vertraut und können sich im Ernstfall voll auf die Suche nach Verschütteten konzentrieren: „Andernfalls könnte der Stress dazu führen, dass die Hunde nicht mehr einsatzfähig sind.“
Die bisherigen Erfahrungen der Hunde sind sehr unterschiedlich – einige haben das Training schon einmal absolviert, andere sind zum ersten Mal dabei und sichtlich gestresst. „Grundsätzlich kann jeder Hund das lernen, aber wir wählen mittelgroße Hunde aus, die eignen sich am besten“, sagt Kaiser. Wegen der Einsturzgefahr bei der Trümmersuche seien große Hunde wie Landseer oder Neufundländer mit ihrem Gewicht eher ungeeignet. Vor allem die Ausdauer ist entscheidend: „Eine Suchaktion dauert mehrere Stunden, der Hund legt viel mehr Strecke als wir Hundeführer zurück.“
„Leo“ist mit rund zehn Wochen der jüngste Rettungshund-Kandidat. Der Labrador-Retriever muss zwischenzeitlich von seinem Frauchen auf dem Arm gehalten und beruhigt werden. Obwohl der Kleine sich vor der gewaltigen Maschine ziert, sei es keinesfalls zu früh, ihn auszubilden, erklärt der Zugführer: „Die Rettungshundeausbildung sollte so früh wie möglich beginnen.“
Kaisers Hund „Simba“kennt die Strapazen bereits aus früheren „Hubschrauber-Gewöhnungstrainings“. Dreimal war der viereinhalb Jahre alte Golden Retriever bisher dabei – ohne einen Rückzieher betritt er den Bauch der CH-53 und setzt sich neben sein Herrchen. Die Heckklappe schließt sich, das Brummen der Maschine geht durch Mark und Bein. „Wenn alle Luken dicht sind, ist das Szenario eines Flugs schon sehr realistisch“, sagt Wermeling.
Obwohl „Simba“zu den alten Hasen gehört, ist er in der geschlossenen Maschine trotzdem nervös. „An seinen Ohren zeigt sich seine Anspannung“, sagt Kaiser. Auch für trainierte Hunde seien die Eindrücke, die auf ihre Sinne einprasseln, eine enorme Belastung.
Die Mitglieder der Rettungshundestaffeln arbeiten alle ehrenamtlich. Insgesamt dauert die Ausbildung für Hund und Hundeführer zwei bis drei Jahre. Auf dem Weg dorthin liegen mindestens zwei Prüfungen. „Die Hunde werden über das Spiel trainiert, sie vertrauen Herrchen und Frauchen, dass wir auf sie aufpassen.“