Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Tickende Geldanlage

Luxusuhren sind auch als Renditeobj­ekt gefragt – doch die Auswahl ist schwierig

- Von Jennifer Weese

MÜNCHEN (dpa) - Es gibt Luxusuhren, die nach kürzester Zeit schon das Doppelte wert sind – eine Rendite, von der die meisten nur träumen können. Bei Banken und Sparkassen gibt es so gut wie keine Zinsen, für größere Summen müssen Sparer teilweise sogar zahlen. Wer nicht in Aktien oder Gold investiere­n möchte, steckt sein Geld in Luxusgüter – warum also nicht in Uhren? Der Haken: Nur wenige Modelle bringen wirklich Geld. Ohne Marktkennt­nis kann ein Investment schnell in die Hose gehen.

Viele Uhren auf dem Markt werden ihren Wert nicht halten können, sagt Stefan Muser, Inhaber des Auktionsha­uses Dr. Crott in Mannheim. „Im aktuellen Bereich – das, was man so beim Juwelier kaufen kann – gibt es sehr, sehr, sehr wenige Modelle, bei denen ich ein Wertsteige­rungspoten­zial sehen würde.“

„Man kann es nur schätzen, aber 70 bis 80 Prozent der Uhren, selbst die hochwertig­en Uhren aus der Schweiz und Glashütte, sind als Kapitalanl­age ungeeignet“, sagt auch Michael Brückner, der sich als Autor jahrelang mit Uhren und anderen Luxusgüter­n auseinande­rgesetzt hat. Die restlichen 20 bis 30 Prozent seien vor allem bestimmte Marken und Modelle, die in den vergangene­n Jahren eine gute Performanc­e erreicht haben.

Diese wenigen Marken und Modelle gelten als „Blue Chips“, erklärt Muser. Dieser Begriff bezeichnet an der Börse Aktien mit hohem Marktwert, was dort allerdings auch nicht vor Fehlspekul­ation schützt.

Allerdings seien solche Uhren nie günstig zu bekommen. „Das heißt im wahrsten Sinne: You get, what you pay for.“Die Top-Modelle kosten neu nicht selten so viel wie eine Eigentumsw­ohnung.

Doch es ist gar nicht so einfach, solche Uhren im Fachhandel zu kaufen. Die Modelle seien schlecht zu bekommen und oft auf lange Zeit ausverkauf­t, sagt Joachim Dünkelmann, Geschäftsf­ührer des Bundesverb­ands der Juweliere. Schnell landen sie auf eBay und Co – zu einem deutlich höheren Preis. „Es gibt Modelle, die am Markt um ein Vielfaches teurer gehandelt werden als die Listenprei­se der Hersteller“, erläutert Dünkelmann.

Eine neue Rolex GMT Master II „Pepsi“kostet seit Januar laut Listenprei­s 9000 Euro – im Internet wird sie für bis zum doppelten Preis angeboten. Bei anderen Modellen ist es ähnlich. Die „Nautilus“von Patek Philippe ist ebenfalls äußerst beliebt und nach wenigen Jahren das Doppelte wert.

Doch so einfach ist es nicht immer: „Vorauszuse­hen, ob aus einer Uhr etwas wird oder nicht, das schaffen nicht mal die Vollprofis“, sagt Muser. Damit Uhren tatsächlic­h eine gute Wertanlage sind, braucht man – im wahrsten Sinne – Zeit. Oft vergehen Jahre, oder sogar Jahrzehnte, ehe eine Uhr zu einem Sammlerstü­ck wird.

Ob eine alte Uhr wertvoll ist – oder es wird – ist vor allem von dem Erhaltungs­zustand abhängig. Wurde sie zwischendu­rch gewartet? Ist sie im Originalzu­stand? Bei Uhren ist es laut Muser wie bei einem Oldtimer: „Je originaler der ist – also je weniger daran rumgeschra­ubt wurde – desto besser wird er sich am Markt halten.“

Auch kleine technische Raffinesse­n, sogenannte Komplikati­onen wie ein Tagesdatum oder eine Chronograf­enfunktion, sind bei Sammlern besonders beliebt. „Grundsätzl­ich gilt: Je mehr Komplikati­onen eine Uhr hat, desto wertvoller ist sie“, erklärt Brückner.

Bei jeder Luxusuhr – egal ob neu oder Vintage – geht es ums Image. Sie ist immer auch ein „Statement am Handgelenk“, davon ist Michael Brückner überzeugt. Dass Uhren auch als Wertanlage gelten, sei da ein praktische­r Nebeneffek­t: „Manche sagen, dieser Wertsteige­rungsgedan­ke

ist eigentlich nur dazu da, das schlechte Gewissen zu kompensier­en“, sagt Brückner.

Auf der einen Seite ist eine Uhr ein Schmuckstü­ck, als Wertanlage eignen sich aber fast ausschließ­lich Uhren ohne jeglichen Kratzer. „Wenn Sie ganz streng vorgehen wollen und kaufen Uhren ausschließ­lich unter dem Aspekt der Geldanlage, dann dürften Sie die eigentlich gar nicht tragen“, sagt Brückner.

Für Stefan Muser sind Uhren vor allem eins: eine Leidenscha­ft. Daher rät er dazu, in eine Uhr zu investiere­n, die Freude macht. „Noch vor 20 Jahren hat man seinen Juwelier besucht und sich ein Uhren-Modell herausgesu­cht, welches einem Spaß bereitete.“Nahezu kein Käufer habe sich Gedanken über eine Wertsteige­rung gemacht. Muser ist der Meinung, dass man genau so auch heute an die Sache herangehen sollte.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Schaufenst­erauslage mit Uhren der Schweizer Marke Rolex: Technische Raffinesse­n, sogenannte Komplikati­onen wie ein Tagesdatum oder eine Chronograf­enfunktion, sind bei Sammlern besonders beliebt.

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