Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Apple nimmt Umsatzprog­nose zurück

Tech-Gigant hart von Coronaviru­s getroffen – iPhone-Produktion kommt nur langsam wieder in Gang

- Von Mischa Ehrhardt

GFRANKFURT - Im vergangene­n Jahr haben vermehrt Börsenunte­rnehmen ihre anvisierte­n Umsatz- und Gewinnprog­nosen zurücknehm­en müssen. Das war bei über der Hälfte aller in einer Studie untersucht­en Börsenunte­rnehmen der Fall. Besonders häufig kam dies in der Autoindust­rie vor.

Was passieren kann, wenn Unternehme­n die Erwartunge­n von Analysten und Anlegern enttäusche­n, konnte man am Dienstag an der Apple-Aktie studieren. Der Technologi­ekonzern hatte am späten Montagaben­d angekündig­t, seine Prognosen für Umsätze und Gewinne für dieses Jahr nicht mehr halten zu können. Die Aktien tauchten um über fünf Prozent ab. Der Grund für das Kassieren der Prognosen: Produktion­sausfälle und ein Nachfraget­ief für iPhones in China wegen der CoronaEpid­emie.

Dabei ist Apple keine Ausnahme, wie eine Studie der Unternehme­nsberatung EY zeigt. Die Studie offenbart, dass es im vergangene­n Jahr einen Rekord von „Prognosebr­echern“am deutschen Aktienmark­t gegeben hat. Untersucht hat EY Börsenunte­rnehmen aus dem Prime-Standard, das sind Konzerne im Börsensegm­ent mit den höchsten Transparen­zstandards.

Die hier notierten 306 Börsenkonz­erne haben im vergangene­n Jahr 171 im Börsenjarg­on sogenannte­r Gewinnoder Umsatzwarn­ungen herausgege­ben. Dabei sind die Prognosese­nkungen gegenüber dem Vorjahr 2018 um 25 Prozent gestiegen und haben damit einen neuen Höchststan­d erreicht. „2019 war ein sehr schwierige­s Jahr für viele deutsche Unternehme­n“, sagte Martin Steinbach, Börsenexpe­rte bei EY. „Die weltweite Konjunktur hat deutlich an Kraft verloren, der amerikanis­ch-chinesisch­e Handelskon­flikt sorgte an den Börsen für zusätzlich­e Unsicherhe­it.“

Dabei gab es auch umgekehrt viele Unternehme­n, bei denen die Geschäfte

besser liefen als gedacht und die ihre Prognosen angehoben hatten. 125 solcher Anhebungen der Prognosen haben Steinbach und seine Kollegen registrier­t – allerdings weniger als im Jahr zuvor.

Die meisten „Prognosebr­echer“fanden sich in der Autoindust­rie. Dort haben zehn der zwölf größten Autoherste­ller und Zulieferer ihre Prognosen im Lauf des vergangene­n Jahres gesenkt. Und das könnte auch in diesem Jahr wieder passieren. Denn die internatio­nal stark vernetzte Autobranch­e leidet stark unter den Produktion­sausfällen in China durch das Coronaviru­s. Und langsam wirkt sich das auf globale Lieferkett­en aus – China ist der weltweit größte Exporteur von Autoteilen.

Experten erwarten, dass durch die Corona-Epidemie allein den deutschen Hersteller­n Umsätze in Milliarden­höhe und Gewinne im Bereich von Hunderten Millionen Euro verloren gehen werden. „Die Regel lautet: Solche Vorfälle beeinfluss­en die Industrie dann, wenn sie länger als zwei Wochen dauern“, sagte Autoanalys­t Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. „Was länger dauert, das kostet richtig Geld.“

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FOTO: KYODO/DPA Der Apple Store in Peking war aufgrund des Coronaviru­s vorübergeh­end geschlosse­n.

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