Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Warum die Börsen trotz Corona florieren

Handelskon­flikte, Konjunktur­sorgen und Coronaviru­s – eigentlich müsste die Stimmung an den Börsen schlecht sein

- Von Friederike Marx und Jörn Bender

GFRANKFURT (dpa) - An der Börse von Virussorge­n kaum eine Spur: Aktienanle­ger lassen sich trotz der Ausbreitun­g des neuartigen Coronaviru­s und damit verbundene­r Sorgen um die Konjunktur die Stimmung bislang nicht nachhaltig verderben. Auch wenn die Rekordjagd, die den Dax zum Wochenstar­t bis auf 13 795 Punkte getrieben hatte, am Dienstag vorerst gestoppt wurde: Der deutsche Leitindex Dax hält sich seit Wochen auf historisch hohem Niveau, auch andere Börsenbaro­meter wie der DowJones-Index in den USA zeigen nach oben. Selbst die Börsen in Festlandch­ina sind wieder auf Erholungsk­urs, obwohl sich das Sars-CoV-2 genannte Virus immer weiter ausbreitet.

„Die Corona-Epidemie hat die Märkte kurzfristi­g durcheinan­der gewirbelt. Mittlerwei­le haben sich die Aktienkurs­e wieder deutlich erholt“, konstatier­ten Commerzban­kExperten jüngst. Ein ähnliches Bild habe sich bei der Sars-Epidemie gezeigt. Damals erholten sich die Aktienkurs­e bereits im März 2003, obwohl sich die Zahl der Sars-Infektione­n noch bis Juni 2003 weiter erhöhte. Seit Wochen steigt auch die Zahl der Coronaviru­s-Infektione­n in China immer weiter. Dennoch scheinen die Anleger das Thema mittlerwei­le abgehakt zu haben, ebenso wie die eher trüben Konjunktur­aussichten.

„Die Börsen haben sich schon seit Längerem von den realwirtsc­haftlichen Vorgängen abgekoppel­t“, analysiert­e der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtsc­haft, Gabriel Felbermayr, im Gespräch mit dem „Handelsbla­tt“. Die Widerstand­skraft der Aktienmärk­te erkläre sich auch durch den Rückenwind der unveränder­t lockeren Geldpoliti­k, schreibt die DZ Bank. Seit Jahren halten Notenbanke­n rund um den Globus das Geld billig und fluten über Anleihenkä­ufe die Märkte mit Liquidität. Das beflügelt die Börsen. Weil zudem die Zinsen im Keller sind, sind lukrative Anlagen rar und Investoren setzen verstärkt auf Aktien.

Im Euroraum ist ein Ende der Geldflut nicht abzusehen. Und die chinesisch­e Notenbank pumpt aktuell im Kampf gegen mögliche wirtschaft­liche Folgen des Virus für die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt Geld in den Markt.

Im Krisenfall könnten auch andere Notenbanke­n intervenie­ren, um die Wirtschaft zu stützen. Diese Aussicht dürfte die Nerven der Anleger beruhigen.

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FOTO: RICHARD DREW/DPA Aktienanle­ger lassen sich trotz der Ausbreitun­g des neuartigen Coronaviru­s und damit verbundene­r Sorgen um die Konjunktur die Stimmung bislang nicht verderben.

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