Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Warum die Börsen trotz Corona florieren
Handelskonflikte, Konjunktursorgen und Coronavirus – eigentlich müsste die Stimmung an den Börsen schlecht sein
GFRANKFURT (dpa) - An der Börse von Virussorgen kaum eine Spur: Aktienanleger lassen sich trotz der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus und damit verbundener Sorgen um die Konjunktur die Stimmung bislang nicht nachhaltig verderben. Auch wenn die Rekordjagd, die den Dax zum Wochenstart bis auf 13 795 Punkte getrieben hatte, am Dienstag vorerst gestoppt wurde: Der deutsche Leitindex Dax hält sich seit Wochen auf historisch hohem Niveau, auch andere Börsenbarometer wie der DowJones-Index in den USA zeigen nach oben. Selbst die Börsen in Festlandchina sind wieder auf Erholungskurs, obwohl sich das Sars-CoV-2 genannte Virus immer weiter ausbreitet.
„Die Corona-Epidemie hat die Märkte kurzfristig durcheinander gewirbelt. Mittlerweile haben sich die Aktienkurse wieder deutlich erholt“, konstatierten CommerzbankExperten jüngst. Ein ähnliches Bild habe sich bei der Sars-Epidemie gezeigt. Damals erholten sich die Aktienkurse bereits im März 2003, obwohl sich die Zahl der Sars-Infektionen noch bis Juni 2003 weiter erhöhte. Seit Wochen steigt auch die Zahl der Coronavirus-Infektionen in China immer weiter. Dennoch scheinen die Anleger das Thema mittlerweile abgehakt zu haben, ebenso wie die eher trüben Konjunkturaussichten.
„Die Börsen haben sich schon seit Längerem von den realwirtschaftlichen Vorgängen abgekoppelt“, analysierte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, im Gespräch mit dem „Handelsblatt“. Die Widerstandskraft der Aktienmärkte erkläre sich auch durch den Rückenwind der unverändert lockeren Geldpolitik, schreibt die DZ Bank. Seit Jahren halten Notenbanken rund um den Globus das Geld billig und fluten über Anleihenkäufe die Märkte mit Liquidität. Das beflügelt die Börsen. Weil zudem die Zinsen im Keller sind, sind lukrative Anlagen rar und Investoren setzen verstärkt auf Aktien.
Im Euroraum ist ein Ende der Geldflut nicht abzusehen. Und die chinesische Notenbank pumpt aktuell im Kampf gegen mögliche wirtschaftliche Folgen des Virus für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt Geld in den Markt.
Im Krisenfall könnten auch andere Notenbanken intervenieren, um die Wirtschaft zu stützen. Diese Aussicht dürfte die Nerven der Anleger beruhigen.