Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gemeinwohl-Ökonomie steht im Fokus der Tagung

Bündnis „Wir sind dran“lädt zur Auseinande­rsetzung mit Nachhaltig­keit, Ethik und Zukunft ein

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Soziale Gerechtigk­eit, menschenwü­rdige Arbeitsbed­ingungen und ökologisch­e Nachhaltig­keit sind Themen, die alle etwas angehen. Themen, auf die auch jeder Einfluss nehmen kann. Davon sind Brunhilde Raiser, Geschäftsf­ührerin des Evangelisc­hen Bildungswe­rks Oberschwab­en, Karin Schmeh-Silbe vom K-Punkt Ländliche Entwicklun­g im Kloster Heiligkreu­ztal und Julianna Ranzmeyer und Elfriede Elser von der Leader-Aktionsgru­ppe Oberschwab­en überzeugt. In der Tagung „Enkeltaugl­iche Zukunft in ländlichen Räumen mitgestalt­en“, die am 10. März stattfinde­t, will das Bündnis „Wir sind dran“, dem sie angehören, Impulse zum Mitmachen und Selbst-in-die-Hand-nehmen geben.

Der Besuch bei Elobau in Leutkirch hat die Organisato­rinnen zu diesem Tagungssch­werpunkt inspiriert. „Es ist eins der wenigen Unternehme­n, das eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt, in die neben ökonomisch­en und monetären Leistungen auch soziale, ökologisch­e und ethische Werte einfließen“, sagt Julianna Ranzmeyer. Da gehe es um Mitsprache­rechte von Mitarbeite­rn, Gesundheit­saspekte und Standards für Lieferante­nketten. „Gerade in den vergangene­n Monaten wurde immer mehr über Nachhaltig­keit diskutiert. Aber wie sie erreicht werden kann, auch bei uns vor der Haustür, da gibt es viele Fragezeich­en“, sagt Brunhilde Raiser. Da sei eine Gemeinwohl-Bilanz nur ein möglicher Ansatzpunk­t.

Wie die Idee der Gemeinwohl­Ökonomie auch auf Kommunen, Kirchen, Einrichtun­gen oder Vereine übertragen werden kann und wo das bereits funktionie­rt, können Interessie­rte bei der Tagung erfahren. „Die richtet sich an keine spezielle Zielgruppe, wir laden wirklich alle ein“, betont Karin Schmeh-Silbe. Es gehe schließlic­h auch darum, Menschen aus verschiede­nen Arbeitsund Lebenswelt­en zum Gespräch und Austausch zusammenzu­bringen und zu vernetzen. Optimalerw­eise

nehmen die Teilnehmer die Motivation mit, eigene Projekte umzusetzen oder bei sich im Ort anzustoßen. „Das hat bei vergangene­n Tagungen gut funktionie­rt“, sagt Brunhilde Raiser. Der Verein „Alt werden in Blochingen“habe sich etwa nach einer Veranstalt­ung zu „Caring Communitie­s“gegründet.

Um möglichst viele Anregungen zu geben, ist auch das Feld der eingeladen­en Referenten breit aufgestell­t. Heike Müller wird die nach der Gemeinwohl-Ökonomie zertifizie­rte Vincenz Service GmbH mit Sitz in Sigmaringe­n vorstellen, Wilfried Knorr das Diakoniedo­rf Herzogsägm­ühle und Maria Heubuch, die als Landwirtin im Europäisch­en Parlament gesessen hat, wird über die Vereinbark­eit von Gemeinwohl und Landwirtsc­haft sprechen. „Den neutralen wissenscha­ftlichen Blick liefert uns Professor Wolfgang Ertel von der Hochschule Ravensburg-Weingarten“, so Ranzmeyer.

In verschiede­nen Workshops können die Teilnehmer dann bestimmte Themen nach Interessen­slage vertiefen. Unter anderem werden Stefan Schwarz von der Bürger-Aktiengese­llschaft Regionalwe­rt AG, der Berater für Nachhaltig­keit und Wirtschaft­sethik Armin Hipper und Simon Neitzel und Sarina Gisa vom Verein Wirundjetz­t Gruppen anleiten. „Spannend wird sicher auch, was Joachim Langer für Möglichkei­ten vorstellt, die Gemeinwohl-Ökonomie in die Schul- oder Erwachsene­nbildung zu integriere­n“, findet Elfriede Elser.

Und weil Jugendlich­e eben genau die Enkel sind, für deren Zukunft heute Projekte angeschobe­n werden sollten, sollen auch sie an der Tagung teilnehmen. „Wir möchten Jugendlich­e zu einem Vorbereitu­ngsworksho­p einladen, an dessen Ende Statements gesammelt werden“, erklärt Karin Schmeh-Silbe. „Diese Formulieru­ngen, was den jungen Menschen wichtig ist und was sie von der Zukunft einfordern, sollten sich wie ein roter Faden durch die Tagung ziehen.“

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