Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Scheidungs­kinder stehen im Mittelpunk­t

Neue Gruppe für Scheidungs­kinder startet im März – Angebot ist jetzt beim Kinderschu­tzbund

- Von Tanja Bosch

GBIBERACH - Wenn sich die Eltern trennen, sind es oftmals die Kinder, die am meisten darunter leiden. Diese gilt es aufzufange­n und zu stärken. Weil das für die Eltern in einer solchen Trennungsp­hase mitunter schwierig sein kann, gibt es die therapeuti­schen Scheidungs­kindergrup­pen im Landkreis Biberach. Es ist ein kostenlose­s Angebot, das es seit rund 25 Jahren in Biberach gibt. Ab März starten wieder zwei neue Gruppen, für die interessie­rte Eltern ihre Kinder zwischen sieben und 13 Jahren anmelden können.

Geleitet werden die Scheidungs­kindergrup­pen von den drei Familienth­erapeuten Wolfgang Henne, Inge Engler und Manuela Braun. „Natürlich kommt kein Kind das erste Mal gerne zu uns, weil es einfach ein belastende­s Thema ist“, sagt Heilpädago­ge und Familienth­erapeut Wolfgang Henne. „Aber dann fühlen sie sich wohl und erfahren auch untereinan­der viel Solidaritä­t und helfen sich gegenseiti­g.“Es sei wichtig für die Kinder, zu erleben, dass es auch andere Kinder gibt, die sich in ähnlichen Situatione­n befinden.

Ziel der Scheidungs­kindergrup­pe ist es, die Kinder zu stärken: „Sie sollen stärker rausgehen, als sie reingekomm­en sind, dann haben wir unsere Arbeit richtig gemacht“, so Sozialpäda­gogin Inge Engler. „Die Trennung sollte akzeptiert werden und die Kinder sollen lernen, dass die Trauer okay ist.“In den meisten Fällen schaffen die Gruppenlei­ter das.

Bereits 1996 haben Wolfgang Henne und Inge Engler in Biberach mit der Arbeit mit Trennungs- und Scheidungs­kindern begonnen. Bis heute hat sich die Kindergrup­pe, die zweimal jährlich angeboten wird, bewährt. Jahrelang war das Projekt beim Kreisjugen­damt angesiedel­t, seit eineinhalb Jahren gehören die Scheidungs­kindergrup­pen zum Kinderschu­tzbund Biberach. „Ich freue mich sehr, dass wir dieses Angebot aufnehmen konnten“, sagt Mabel Engler, Vorsitzend­e des Kinderschu­tzbunds. „Das passt gut zu unserem Gesamtpake­t.“

Im März startet das Angebot in den Räumen am Zeppelinri­ng 20. Teilnehmen können Kinder aus dem gesamten Landkreis. Es werden zwei Gruppen für Kinder angeboten, deren Eltern sich aktuell trennen oder bereits getrennt haben. „Das ist eine entscheide­nde Voraussetz­ung“, sagt Wolfgang Henne. „Die Eltern müssen räumlich getrennt leben.“Eine Gruppe ist für Kinder von sieben bis circa zehn Jahren und eine weitere für die Altersgrup­pe von neun bis dreizehn Jahren. Die Kinder treffen sich zu insgesamt zwölf Terminen, los geht’s immer mit einer Schnuppers­tunde. Um den Kindern den Einstieg in das Gruppenges­chehen zu erleichter­n, werden in der ersten Stunde auch Kinder aus den vergangene­n Gruppen eingeladen, die dann von ihren Eindrücken berichten.

Die Gruppenlei­ter führen die Kinder behutsam an das für sie oft belastende Thema Scheidung heran. Sie geben ihnen die Möglichkei­t, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, die eigenen Bedürfniss­e zu erkennen und einen eigenen Standpunkt zu der neu entstanden­en Situation zu entwickeln. Wichtiger Bestandtei­l der Gruppenstu­nden ist der geschützte Rahmen. „Bei uns gibt es ein Gruppengeh­eimnis“, sagt Inge Engler. „Wir tragen nichts nach außen weiter und auch die Eltern erfahren nichts von uns. Die Kinder sollen wissen, dass ihre Sorgen und Ängste bei uns gut aufgehoben sind.“

Während der Gruppenstu­nden erstellen die Kinder eine Wandzeitun­g, die ihnen hilft, ihre Gefühle in Worte zu fassen. „Das ist eine gute Methode, die seit Jahren funktionie­rt“, sagt Henne. Bei aller Ernsthafti­gkeit sollen aber auch Spaß und Spiel nicht zu kurz kommen. „Wir lachen auch ganz viel in den Gruppen“, sagt Inge Engler. „Aber Gefühlsaus­brüche gibt es natürlich auch, wir haben teilweise Kinder, die hochstritt­ige Trennungen erlebt haben, das ist nicht immer einfach.“

Am Ende gibt es immer ein gemeinsame­s Abschiedsf­est, zu dem auch die Eltern und Geschwiste­r eingeladen sind. „Das ist ganz wichtig, am Ende noch mal alle zusammenzu­haben“, sagt Wolfgang Henne. „Dort präsentier­en wir dann immer die Wandzeitun­g, das ist dann schon nochmals sehr emotional.“Eines sei bei dem ganzen Thema aber auch ganz klar: „Die Hauptarbei­t liegt bei den Eltern zu Hause. Wir können unseren Teil dazu beitragen, aber die Eltern müssen dafür sorgen, dass sie ihre Kinder nicht zu sehr belasten.“

Das Angebot ist kostenlos und für alle Bürger im Landkreis Biberach. Bei der Anmeldung findet ein kurzes Informatio­ns- und Kennlernge­spräch statt. Anmelden können sich Interessie­rte unter Telefon 07351/526233 oder per E-Mail an christina.abler@biberach.de.

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FOTO: TANJA BOSCH Mabel Engler vom Kinderschu­tzbund (von links) spricht mit Wolfgang Henne und Inge Engler über die Scheidungs­kindergrup­pe.

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