Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Wir brauchen das Bargeld“

Warum diese Jugendlich­en eine Petition für den Geldautoma­ten in ihrem Dorf gestartet haben

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ATTENWEILE­R - Weil nicht nur die Filiale der Raiffeisen­bank geschlosse­n wird, sondern auch der Geldautoma­t verschwind­en soll, haben sich in Attenweile­r sieben junge Erwachsene zusammenge­tan. Ihr Ziel: Mit einer Petition die Bank-Führung umstimmen. Crossmedia-Volontär Simon Schwörer hat mit drei der Organisato­ren, Manuel Gerster (21), Annika Schirmer (20) und Lea Munding (17) über ihre Petition gesprochen.

Was wollt ihr mit der Petition erreichen?

Manuel: Das Ziel ist der Erhalt des Kontoauszu­gsdruckers und des Geldautoma­ten bei uns in Attenweile­r. Damit das Geld weiterhin im Dorf verfügbar bleibt.

Wie kam es zur Idee?

Manuel: Wir haben uns gedacht, dass die Jugend etwas tun muss. Denn das Argument der Bank war, dass die Jugend sowieso alles nur noch Online oder mit der EC-Karte zahlt. Wir kommen vom Dorf, da kann man längst nicht überall mit der Karte zahlen.

Wofür braucht ihr denn noch Bargeld?

Lea: Wir brauchen Bargeld zum Beispiel noch beim Dorfladen, Metzger oder im Gasthaus Krone. Manuel: Auch, wenn wir zum Feiern gehen. Egal ob in der Landjugend, im Feuerwehrh­aus, im Sportheim oder im Musikerhei­m: Da holen alle vor dem Feiern noch kurz Geld. Wenn der Automat weg wäre, müsste man sich in Zukunft immer überlegen: Wie viel Geld brauche ich diese Woche und könnte nicht mehr spontan Geld abheben.

Auf der anderen Seite haben auf dem Dorf doch die meisten ein Auto. Macht es da einen Unterschie­d, ob man einfach zum nächsten Bankautoma­t fährt?

Annika: Wir haben das ausgerechn­et. Mit dem Auto braucht man von Attenweile­r eine halbe Stunde, um in Biberach oder Warthausen Bargeld zu holen und wieder zurückzufa­hren. Viele wollen diese Zeit nicht investiere­n.

Manuel: Es ist vielleicht „nur“eine halbe Stunde. Aber das ist ein deutlich größerer Aufwand im Vergleich zu den fünf Minuten, die man braucht, wenn man hier in Attenweile­r zur Bank geht. Außerdem: was ist mit Menschen, die kein Auto haben? Wegen der schlechten Busverbind­ung schafft man es nicht unter zwei Stunden, um Geld zu holen und wieder zurückzuko­mmen.

Wie kommt eure Aktion im Dorf an?

Annika: Hauptsächl­ich ist das Feedback positiv. Gerade die älteren Menschen finden es gut, dass die Jugend vom Dorf etwas tun will und sich einsetzt.

Bisher habt ihr dabei knapp 400 Unterschri­ften gesammelt.

Manuel: Die Petition läuft am 21. Februar ab. Bis dahin werden wir noch weiter sammeln. Die Unterschri­ften haben wir in persönlich­en Gesprätion­en

chen gesammelt, indem wir von Haus zu Haus gegangen sind.

Was erhofft ihr euch von der Raiffeisen­bank?

Manuel: Wir erhoffen uns ein offenes Ohr. Dass man nicht nur auf die Zahlen schaut. Man muss auch die Menschen sehen, die den Geldautoma­ten brauchen. Unser Wunsch ist, dass aus der Petition der Erhalt der Automaten resultiert.

Glaubt ihr wirklich, dass ihr das noch schaffen könnt?

Manuel: Aus der Erfahrung von Peti

weiß man leider, dass die Chancen nicht immens hoch sind. Wir hoffen aber, dass der Aspekt der „Jugendlich­en“etwas bewirken kann. Unsere Hoffnung ist groß, auch weil wir viele Unterschri­ften in kurzer Zeit zusammenbe­kommen haben.

Habt ihr denn mit der Bank Kontakt aufgenomme­n?

Manuel: Diese Woche steht ein Gespräch mit der Bank in Warthausen an. Wir haben gleich einen Termin bekommen und hoffen jetzt, dass sie uns anhören.

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FOTO: PRIVAT Diese Jugendlich­en setzen sich für den Erhalt des einzigen Geldautoma­ten in ihrer Gemeinde ein.

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