Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mama Clijsters meldet sich zurück
Die 36-jährige Belgierin verzückt die Tennis-Welt – Serena Williams ist „inspiriert“
DUBAI (SID/dpa) - Serena Williams fühlte sich „inspiriert“, Chris Evert war „beeindruckt“, Jimmy Connors „möchte mehr sehen“: Kim Clijsters ist wieder da und hat die Tenniswelt mit ihrem Start in die dritte Karriere verzückt. Dass die Belgierin das erste Match nach 2728 Tagen Pause in Dubai gegen Garbine Muguruza 2:6, 6:7 (6:8) verlor, geriet zur Randnotiz. Vielmehr machte die Art, wie die inzwischen 36-Jährige die AustralianOpen-Finalistin im zweiten Satz beschäftigte, Appetit auf mehr.
Mit wuchtigen Grundlinienschlägen wie in alten Tagen scheuchte Clijsters die erstarkte Spanierin über den Platz und übte mit ihrem Offensivspiel am Netz immer wieder Druck aus. Es schien, als wären die Uhren kurzzeitig zurückgedreht worden. Mit diesem Tennis hatte die Frau aus Bree im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends vier Grand Slams gewonnen und die Weltrangliste angeführt. „Ich mag das Spiel verloren haben, aber für mich war es ein Sieg“, twitterte Clijsters. Muguruza meinte: „Ich bin mir sicher, dass sich Kim weiter steigern und uns allen noch viele Probleme bereiten wird“, sagte die Spanierin über ihre zehn Jahre ältere Gegnerin.
Viel Lob gab es auch von langjährigen Weggefährten. „Ich bin wirklich so, so, so stolz auf Kim Clijsters. Du inspirierst mich. Wow. Einfach nur wow. Glückwunsch, du warst fantastisch“, twitterte die zwei Jahre ältere Amerikanerin Serena Williams. Auch das frühere Tennis-Wunderkind Tracy Austin war nach dem „Kimback“verzückt. Clijsters habe „die starke Botschaft geschickt, dass sie bereit ist, auf höchstem Niveau zu spielen. Starke Nerven, großartige Schläge – kann es kaum erwarten, mehr zu sehen“, schrieb die USAmerikanerin, die einst schon mit 17 Jahren die Weltrangliste anführte.
Die dreifache Mutter Clijsters wollte eigentlich schon im Januar ihr zweites Comeback nach 2009 feiern, doch eine Knieverletzung machte ihr einen Strich durch die Rechnung. In Dubai war es soweit. In den kommenden Wochen hat sie Starts in Monterrey, Indian Wells und Charleston geplant.
Für Clijsters dürfte es nun vor allem darum gehen, an ihrer Fitness zu arbeiten und vielleicht das eine oder andere Kilo abzutrainieren. Sollte ihr das gelingen, ist ihr einiges zuzutrauen. Schließlich weiß Clijsters im Gegensatz zum großen Björn Borg, wie Comeback geht. Während der 1983 zurückgetretene Schwede in den Folgejahren bei mehreren Versuchen scheiterte, kehrte die Belgierin, die im Februar 2008 erstmals Mutter geworden war, 2009 nach zweijähriger Pause triumphal zurück. Als Wildcardspielerin gewann sie zum zweiten Mal die US Open. Titel Nummer drei im Big Apple folgte 2010.
An weitere Grand-Slam-Erfolge dachte Clijsters in Dubai wohl nicht, nachdem sie mit nass verschwitztem Shirt Garbine Muguruza zum Erfolg gratulierte. Doch sie verließ den Court mit viel Zuversicht. „Ich hatte da draußen ein gutes Gefühl“, sagte Clijsters: „Im zweiten Satz war ich richtig im Match, phasenweise habe ich manche Punkte dominiert. Wie ich ins Match zurückgekommen bin, welches Tennis ich gespielt habe – das ist etwas Positives, das ich in die nächsten Partien mitnehmen kann.“
Der zweite Weg zurück ist auch das Thema einer Dokumentation über Kim Clijsters. Seit dem Frühjahr 2019 begleitet eine heimische Produktionsfirma Belgiens Tennis-Idol. Auch ihrer Tennis Academy im heimischen Bree dürfte das Comeback neuen Schwung verleihen. Sollte es auch, denn Clijsters hat es unter ein ambitioniertes Motto gestellt: „Spacexwalk“– Spaziergang im Weltall.