Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein Kontinent bangt
Missionsprokura in Zeiten der Corona-Krise: Schwester erzählt von der Situation vor Ort
GUNTERMARCHTAL - Im Homeoffice arbeiten derzeit auch die Schwestern der Missionsprokura in Untermarchtal. Doch wie sieht die Situation in den Ländern aus, in denen die Schwestern ihre eigentliche Mission erfüllen wollen, wie Tansania oder Äthiopien? Die Ausbreitung des Coronavirus macht auch dort nicht Halt, er herrschen erschwerte Bedingungen.
„Wir sind ständig in engem Kontakt mit den Schwestern vor Ort. Auch in Tansania und Äthiopien gibt es mittlerweile bestätigte CoronaFälle“, erklärt Schwester Anna-Luisa, die das Team der Missionsprokura leitet. Zwar sei die Zahl der Infizierten im Vergleich zu Europa dort noch sehr gering. „Allerdings kann die weitere Ausbreitung natürlich niemand absehen“, sagt die Schwester. Sollte sich das Virus weiter ausbreiten, wäre das Gesundheitssystem vor Ort der Situation nicht gewachsen – es herrschen andere Zustände, als in den europäischen Kliniken und auch die Bedingungen sind andere.
Um einem Kollaps der Kliniken entgegenzuwirken, gibt es seitens der tansanischen und äthiopischen Regierungen verschiedene Präventionsmaßnahmen.
Diese haben Auswirkungen auf das Leben und Wirken der Schwestern. Beispielsweise sind in Tansania und Äthiopien Kindergärten und Schulen und damit auch einige Einrichtungen der Schwestern geschlossen, wie Schwester Anna-Luisa beschreibt. „Zudem ist es wahrscheinlich, dass bald die Lebensmittelpreise steigen werden. Dies ist vor allem für die Schwestern in Ilunda ein Problem“, sagt sie. Im dortigen Kinderdorf
seien die jüngsten Kinder wenige Wochen alt. „Vermutlich wird es für sie noch schwieriger als es ohnehin schon ist, in den nächsten Wochen genügend Milchpulver für die Kleinen zu kaufen“, befürchtet die Schwester.
Auch für die vier Freiwilligen, die an verschiedenen Stationen mit den tansanischen Schwestern mitgelebt, mitgearbeitet und mitgebetet haben, griff die Rückführaktion der Bundesregierung. Eigentlich wollten sie bis August bleiben, die Enttäuschung sei deshalb entsprechen groß gewesen.
„Aber uns allen ist bewusst, dass das die absolut richtige Entscheidung war. Es geht darum, solidarisch zu handeln. Im Ernstfall sollten die tansanischen Gesundheitseinrichtungen, die ohnehin schon am Limit sind, für die eigenen Bürger da sein können“, sagt Schwester Anna-Luisa. Zudem könnten sie nicht garantieren, dass im Notfall noch eine gute Betreuung der Freiwilligen gewährleistet wäre. „Deshalb sind wir froh, dass die Freiwilligen in der Zwischenzeit gesund zuhause angekommen sind“, so die Schwester.
Da im August Parlamentswahlen in Äthiopien stattfinden sollen, sei die politische Lage dort derzeit besonders angespannt. Die Unruhen forderten Schwester Anna-Luisa zufolge bereits Verletzte und Tote. Umso schwieriger sei die Lage für die Schwestern in Äthiopien. „Es ist zudem nicht immer einfach dort, sich über das Coronavirus zu informieren, da die Internetverbindung manchmal tagelang nicht vorhanden oder nur instabil ist“, betont die Missionsprokuratorin.
Die aktuelle Situation habe den Schwestern eines deutlich gemacht: Eine gute Gesundheitsversorgung ist unabdingbar. „Umso mehr wurde uns nochmal bewusst, dass der Entschluss, ein eigenes Hospital in Mbinga/Tansania
zu bauen, richtig war. Die Gesundheitsversorgung in den staatlichen Krankenhäusern ist katastrophal“, sagt Schwester Anna-Luisa.
Glücklicherweise konnten sämtliche Gebäude des ersten Bauabschnitts des Hospitals bereits fertiggestellt werden. Hierzu zählen unter anderem der Verwaltungs-, Beratungs-, und HIV/AIDS-Trakt. Nun folgt der zweite Bauabschnitt mit der Entbindungs- und den Bettenstationen. „Vor allem für die Frauenstation sind wir noch auf finanzielle Unterstützung angewiesen“, betont die Schwester (Spendenkonto siehe Kasten). „Wir hoffen, dass wir den Bau so bald wie möglich fertigstellen können und die Menschen dann angemessen, medizinisch versorgen können.“
Spendenkonto der Missionsprokura für die nötige Frauenstation vor Ort: IBAN: DE54 6305 0000 0009 3269 05, BIC: SOLADES1ULM