Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Ich möchte nicht kampflos aufgeben“
Gastronomin Diana Schultze, Pächterin des Laupheimer „Schlosscafés“, über die Auswirkungen der Corona-Krise auf ihren Betrieb
GLAUPHEIM - Ein Spaziergang durch den Park: Wärmende Sonnenstrahlen fallen vom Himmel, Blumen blühen und die Vögel zwitschern. Der Frühling erwacht, eigentlich eine gute Gelegenheit für einen dunkel gerösteten Espresso – doch die Türen des „Schlosscafés“sind verschlossen. Im Innern stehen nur vereinzelt Tische, Stühle sind aufgestapelt. Ein Bild, das für das Schicksal einer ganzen Branche steht. Die Gastronomie im Land bangt infolge der CoronaKrise um ihre Existenz. Diana Schultze, Pächterin des „Schlosscafés“, erzählt, wie sie die vergangenen Wochen erlebt hat und wie es mit ihrem Betrieb weitergeht.
Fünf Jahre werden es kommenden Monat, so lange betreibt Diana Schultze das „Schlosscafé“über den Dächern Laupheims schon. „Ich möchte nicht kampflos aufgeben“, sagt die Wirtin. Das wolle sie ihren Kunden nicht antun. „Die Aufgabe meines Geschäfts würde Absagen für einige langgeplante Veranstaltungen bedeuten.“Mühevoll hat sie den Betrieb – eingebettet zwischen Schloss, Rosengarten und Kulturhaus – in den vergangenen Jahren aufgebaut: „Es war viel Arbeit, aber ich habe die Selbstständigkeit immer gewollt und den Schritt nie bereut.“
Doch die Corona-Krise hat sie, wie viele andere Laupheimer Gastronomen, hart getroffen: „Ich kann Rücklagen für einen Urlaub mit meinen Kindern bilden, aber nicht für eine Situation, in der ich meinen Betrieb mehrere Monate schließen muss.“
Erste Umsatzrückgänge habe sie bereits Anfang März verzeichnet, als deutlich weniger Menschen als in den Vorjahren die „Laupheimer Immotionale“, die Fachmesse rund ums Thema Bauen und Wohnen in der Region, bevölkerten, erklärt Schultze. Der erste schwere Schlag für sie war die Absage des Carl-LaemmleProduzentenpreises, wegen der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus, durch die Stadt Laupheim und die Allianz deutscher Film- und Fernsehproduzenten eine Woche später. „Das wären fünf Tage Bewirtung gewesen – März und April sind für mich allgemein wichtige Monate, weil da viele große Veranstaltungen stattfinden.“
Der Großteil der Einnahmen des „Schlosscafés“resultiert aus privaten Feiern, der Bewirtung von Firmenveranstaltungen, der Bewirtung bei Veranstaltungen
Diana Schultze
im Kulturhaus oder von Reisegruppen, die beispielsweise das Museum oder das Planetarium besuchen. „Die Absage sämtlicher Veranstaltungen und Schließung der Kultureinrichtungen hat mich hart getroffen, nur von der Laufkundschaft kann ich, so weit von der Innenstadt entfernt, nicht leben“, erklärt Schultze.
Schließlich musste auch sie die Türen ihres Cafés schließen. Ihr Koch, der einzige festangestellte Mitarbeiter, baut seither Überstunden und Urlaub ab. „Für den April habe ich bereits Kurzarbeit angemeldet“, erklärt Schultze. Die Minijobber, meist Schüler und Studenten, die bei ihr gearbeitet haben, musste sie freistellen: „Ich würde sie gerne nach der Krise wieder einstellen.“
Vor zwei Wochen wendet Schultze sich an die Stadt, von der sie die Räumlichkeiten pachtet. Die Verwaltung kommt ihr entgegen, erlässt die Hälfte der Pacht für März und die Gesamte für April. „Ich bin froh darüber. Ohne die Unterstützung von Stadt und Land wäre es nicht denkbar, den Betrieb in Zukunft wieder aufzunehmen.“
Eine weitere Maßnahme, die Schultze bereits beantragt hat, ist die „Corona-Soforthilfe“für kleine und mittelständische Unternehmen. „Dieser Antrag ist derzeit noch in Bearbeitung.“Die Einmalzahlung von maximal 9000 Euro für drei Monate, für Betriebe mit einer Größe von bis zu fünf Mitarbeitern, dürfe allerdings nur für Betriebsausgaben verwendet werden, erklärt sie. Sie selbst dürfe sich als Solo-Selbstständige keinen Lohn auszahlen. „Ich würde gerne im Supermarkt arbeiten, wenn ich das darf, aber es ist schwierig, derzeit überhaupt Auskunft zu bekommen, weil alle Ämter am Limit laufen.“Ansonsten bleibe ihr nichts anderes übrig, als Hartz IV zur Grundsicherung für sich und ihre Kinder zu beantragen.
Ihre Zukunft sei ungewiss, sagt Schultze. Eine Garantie, das „Schlosscafé“weiterzubetreiben, könne sie nicht geben, deswegen werbe sie auch nicht mit dem Verkauf von Gutscheinen: „Selbst, wenn in den kommenden Wochen Maßnahmen gelockert werden, dann fehlen mir bereits eigentlich sichere Einnahmen von kirchlichen Feiern, wie Hochzeiten, Kommunionen und Firmungen, die von der Diözese auf die Zeit nach den Sommerferien verschoben wurden.“
„ Ohne die Unterstützung von Stadt und Land wäre es nicht denkbar, den Betrieb in Zukunft wieder aufzunehmen.“