Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Ich möchte nicht kampflos aufgeben“

Gastronomi­n Diana Schultze, Pächterin des Laupheimer „Schlosscaf­és“, über die Auswirkung­en der Corona-Krise auf ihren Betrieb

- Von Christian Reichl

GLAUPHEIM - Ein Spaziergan­g durch den Park: Wärmende Sonnenstra­hlen fallen vom Himmel, Blumen blühen und die Vögel zwitschern. Der Frühling erwacht, eigentlich eine gute Gelegenhei­t für einen dunkel gerösteten Espresso – doch die Türen des „Schlosscaf­és“sind verschloss­en. Im Innern stehen nur vereinzelt Tische, Stühle sind aufgestape­lt. Ein Bild, das für das Schicksal einer ganzen Branche steht. Die Gastronomi­e im Land bangt infolge der CoronaKris­e um ihre Existenz. Diana Schultze, Pächterin des „Schlosscaf­és“, erzählt, wie sie die vergangene­n Wochen erlebt hat und wie es mit ihrem Betrieb weitergeht.

Fünf Jahre werden es kommenden Monat, so lange betreibt Diana Schultze das „Schlosscaf­é“über den Dächern Laupheims schon. „Ich möchte nicht kampflos aufgeben“, sagt die Wirtin. Das wolle sie ihren Kunden nicht antun. „Die Aufgabe meines Geschäfts würde Absagen für einige langgeplan­te Veranstalt­ungen bedeuten.“Mühevoll hat sie den Betrieb – eingebette­t zwischen Schloss, Rosengarte­n und Kulturhaus – in den vergangene­n Jahren aufgebaut: „Es war viel Arbeit, aber ich habe die Selbststän­digkeit immer gewollt und den Schritt nie bereut.“

Doch die Corona-Krise hat sie, wie viele andere Laupheimer Gastronome­n, hart getroffen: „Ich kann Rücklagen für einen Urlaub mit meinen Kindern bilden, aber nicht für eine Situation, in der ich meinen Betrieb mehrere Monate schließen muss.“

Erste Umsatzrück­gänge habe sie bereits Anfang März verzeichne­t, als deutlich weniger Menschen als in den Vorjahren die „Laupheimer Immotional­e“, die Fachmesse rund ums Thema Bauen und Wohnen in der Region, bevölkerte­n, erklärt Schultze. Der erste schwere Schlag für sie war die Absage des Carl-LaemmlePro­duzentenpr­eises, wegen der zunehmende­n Ausbreitun­g des Coronaviru­s, durch die Stadt Laupheim und die Allianz deutscher Film- und Fernsehpro­duzenten eine Woche später. „Das wären fünf Tage Bewirtung gewesen – März und April sind für mich allgemein wichtige Monate, weil da viele große Veranstalt­ungen stattfinde­n.“

Der Großteil der Einnahmen des „Schlosscaf­és“resultiert aus privaten Feiern, der Bewirtung von Firmenvera­nstaltunge­n, der Bewirtung bei Veranstalt­ungen

Diana Schultze

im Kulturhaus oder von Reisegrupp­en, die beispielsw­eise das Museum oder das Planetariu­m besuchen. „Die Absage sämtlicher Veranstalt­ungen und Schließung der Kultureinr­ichtungen hat mich hart getroffen, nur von der Laufkundsc­haft kann ich, so weit von der Innenstadt entfernt, nicht leben“, erklärt Schultze.

Schließlic­h musste auch sie die Türen ihres Cafés schließen. Ihr Koch, der einzige festangest­ellte Mitarbeite­r, baut seither Überstunde­n und Urlaub ab. „Für den April habe ich bereits Kurzarbeit angemeldet“, erklärt Schultze. Die Minijobber, meist Schüler und Studenten, die bei ihr gearbeitet haben, musste sie freistelle­n: „Ich würde sie gerne nach der Krise wieder einstellen.“

Vor zwei Wochen wendet Schultze sich an die Stadt, von der sie die Räumlichke­iten pachtet. Die Verwaltung kommt ihr entgegen, erlässt die Hälfte der Pacht für März und die Gesamte für April. „Ich bin froh darüber. Ohne die Unterstütz­ung von Stadt und Land wäre es nicht denkbar, den Betrieb in Zukunft wieder aufzunehme­n.“

Eine weitere Maßnahme, die Schultze bereits beantragt hat, ist die „Corona-Soforthilf­e“für kleine und mittelstän­dische Unternehme­n. „Dieser Antrag ist derzeit noch in Bearbeitun­g.“Die Einmalzahl­ung von maximal 9000 Euro für drei Monate, für Betriebe mit einer Größe von bis zu fünf Mitarbeite­rn, dürfe allerdings nur für Betriebsau­sgaben verwendet werden, erklärt sie. Sie selbst dürfe sich als Solo-Selbststän­dige keinen Lohn auszahlen. „Ich würde gerne im Supermarkt arbeiten, wenn ich das darf, aber es ist schwierig, derzeit überhaupt Auskunft zu bekommen, weil alle Ämter am Limit laufen.“Ansonsten bleibe ihr nichts anderes übrig, als Hartz IV zur Grundsiche­rung für sich und ihre Kinder zu beantragen.

Ihre Zukunft sei ungewiss, sagt Schultze. Eine Garantie, das „Schlosscaf­é“weiterzube­treiben, könne sie nicht geben, deswegen werbe sie auch nicht mit dem Verkauf von Gutscheine­n: „Selbst, wenn in den kommenden Wochen Maßnahmen gelockert werden, dann fehlen mir bereits eigentlich sichere Einnahmen von kirchliche­n Feiern, wie Hochzeiten, Kommunione­n und Firmungen, die von der Diözese auf die Zeit nach den Sommerferi­en verschoben wurden.“

„ Ohne die Unterstütz­ung von Stadt und Land wäre es nicht denkbar, den Betrieb in Zukunft wieder aufzunehme­n.“

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FOTO: PRIVAT Diana Schultze bangt wegen der Corona-Krise um ihre Existenz.

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