Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Kriminelle versuchen sich die Krise zu Nutze zu machen
Enkeltrick-Anrufer schieben neuerdings Corona-Infektionen vor, um an das Ersparte der Leute zu kommen – Die Polizei klärt auf
GREGION - Immer wieder hat das Polizeipräsidium Ulm zuletzt über dreiste Telefonbetrüger berichtet, die vor allem ältere Menschen in der Region um ihr Vermögen bringen wollten. Die Fälle reißen somit auch in Zeiten der Corona-Krise nicht ab. Jüngster Fall: Kriminelle haben sich am vergangenen Dienstag im Raum Ulm am Telefon als Gerichtsvollzieher ausgegeben; in Ehingen versuchte es ein Unbekannter mit vermeintlichen Gewinnversprechen.
Die Maschen werden in Zeiten der Krise skrupelloser. So berichtete eine Frau aus Gerstetten der Polizei Mitte März von dem ominösen Anruf eines angeblichen Polizisten, der Geld forderte, um sie vor dem Coronavirus schützen zu können. Statt des persönlichen Kontakts sollte ein Übergabeort vereinbart werden – damit solle eine Corona-Infektion vermieden werden. Die Anruferin durchschaute die Masche und erstattete Anzeige. Weitere Fälle dieser Art sind der Polizei Ulm derzeit nicht bekannt, doch vor den aktuell in Deutschland auftretenden Betrugsfällen warnt sie gleichwohl eindringlich.
Die neuen Tricks beziehen die Sorgen der Bürger in Sachen Coronavirus und dessen Ausbreitung mit ein. So geben sich die Betrüger am Telefon nicht nur als Polizisten oder Enkel aus, sondern inzwischen auch als Vertreter des Gesundheitsamts oder einer Telefongesellschaft und stellen Fragen über das Virus, informiert Polizeisprecher Holger Fink.
Auch für den Enkeltrick haben sich die Kriminellen eine neue Variante ausgedacht: Ruft ein angeblicher Enkel oder Angehöriger an, wird behauptet, dass er finanzielle Unterstützung benötige, weil er mit dem Coronavirus infiziert sei. Solche und andere zwielichtige Anrufe könnten derzeit geballt auftreten, sagt Holger Fink, denn: „Die Kriminellen wissen, dass die Leute derzeit eher daheim und deshalb gut erreichbar sind.“
Doch Betrügereien gehen in Zeiten der Krise weit über das Telefon hinaus. Im Internet finden sich dubiose Anbieter von Schutzmasken oder anderen derzeit gefragten Artikeln. Wer dort aber bestellt, so Fink, wird nie seine bestellten Schutzmasken erhalten, das Geld indes bleibt bei den Trickbetrügern.
Eine dritte Art der kriminellen Maschen rund um die Corona-Krise können diebische Besucher sein, die angeblich einen Test oder eine Messung vornehmen und sich so Zutritt zur Wohnung verschaffen möchten. Polizeisprecher Holger Fink gibt jedoch für den Augenblick Entwarnung: Bisher seien derartige Fälle in der Region nicht aufgetreten oder zumindest noch nicht gemeldet worden. Trotzdem appelliere die Polizei weiterhin, bei derartigen Anrufen kritisch zu sein und sie bei der „richtigen“Polizei zu melden. Die ist trotz der aktuellen Einschränkungen erreichbar. „Wir versuchen zwar, den Besucherzulauf auf das erforderliche Maß zu verringern, Anzeigen nehmen wir aber weiterhin telefonisch oder online auf “, betont Fink. Besuche auf dem Präsidium sollten vorab telefonisch angekündigt werden.
Vorsorglich geben die Beamten darüber hinaus weitere Tipps, wie man sich vor derartigem Betrug schützen kann:
Geben Sie niemals Geld aus, um einen vermeintlichen Gewinn ausbezahlt zu bekommen, und geben Sie niemals persönliche Informationen weiter.
Die Betrüger suchen in Telefonverzeichnissen vor allem nach Vornamen, die auf ältere Personen hindeuten. Wer das Risiko solcher Anrufe verringern will, so die Polizei, der könne sich aus den öffentlichen Verzeichnissen streichen lassen oder veranlassen, dass der Vorname nur abgekürzt genannt wird.
GGDie passende Dienststelle für Anliegen findet sich unter polizeibw.de/dienststellenfinder. Anzeigen können unter polizeibw.de/internetwache abgegeben werden.