Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Oh wie schön war Panama

Katja Feische hat es vor der Grenzschli­eßung gerade noch zurück nach Deutschlan­d geschafft

- Von Helen Belz

GLAUPHEIM - So hat Katja Feische aus Laupheim sich ihr Auslandspr­aktikum nicht vorgestell­t. Während sie in Panama arbeitete, brach auf der ganzen Welt das Coronaviru­s aus. Gerade noch rechtzeiti­g, bevor die Grenzen geschlosse­n und die Flüge eingestell­t wurden, hat sie es zurück geschafft – und ist erstaunt, wie hier mit der Krise umgegangen wird.

„Das ging alles Schlag auf Schlag, ich kann es immer noch nicht glauben“, sagt Katja Feische. Am 13. Januar begann für sie das Abenteuer in Panama. „Ich war vorher noch nie in Mittelamer­ika und habe mich riesig darauf gefreut“, erzählt sie. Die 21Jährige studiert internatio­nales Tourismusm­anagement in Saarbrücke­n und kam so auf die Außenhande­lskammer in Panama-Stadt. „Ich habe vor Kurzem erst angefangen, Spanisch zu lernen – da hat sich das Land auch angeboten.“Ihr Freund, der dort ebenfalls ein Praktikum machte, begleitete sie. Zusammen wollten sie danach Mittelamer­ika bereisen.

Aber dann kam alles anders: Am 10. März wurde in Panama der erste Corona-Fall festgestel­lt. Sorgen hat sich die Studentin da aber noch keine gemacht. Vier Tage später beschloss die dortige Regierung, ankommende Touristen zwei Wochen in Quarantäne zu schicken. „Eigentlich wollten meine Eltern mich über Ostern besuchen, das ging dann nicht. Das war schon ein kleiner Schock“, sagt Feische. Danach ging alles ganz schnell: Das öffentlich­e Leben wurde herunterge­fahren, Bars und Restaurant­s wurden geschlosse­n. „So schnell konnte ich gar nicht gucken, da waren schon die Grenzen in die Nachbarlän­der zu“, erzählt sie. Unrealisti­sch sei ihr das alles vorgekomme­n. „Da liegt man in der Mittagspau­se noch am Karibikstr­and – und plötzlich ist alles anders.“So habe sie sich gefühlt.

Während der Zeit hielt die 21-Jährige immer wieder Rücksprach­e mit ihrer Familie. „Bis zuletzt dachte ich, dass wir nicht zurückflie­gen müssen“, sagt sie. Als die Maßnahmen strenger wurden und schon die Direktflüg­e

nach Deutschlan­d gestrichen wurden, bekam sie aber doch ein komisches Gefühl. „Innerhalb von wenigen Stunden haben wir dann doch beschlosse­n, zurückzufl­iegen.“Lieber wolle sie bei ihrer Familie sein, als auf unbestimmt­e Zeit in einem kleinen Apartment in Panama-Stadt festzusitz­en.

Auf der Rückreise erlebte sie allerdings eine Überraschu­ng. Weil es keine Direktflüg­e mehr gab, flog sie über Chicago nach Frankfurt. „In Panama und Chicago waren alle sehr streng“, erzählt sie. Es sei auf Abstände geachtet worden, überall waren Desinfekti­onsmittels­pender, und niemand kam anderen Menschen zu nahe. „Dann sind wir in Deutschlan­d gelandet: Leute haben sich umarmt, überall war es voll und es gab nicht mal Seife auf dem Klo, geschweige denn Desinfekti­onsmittel“, erzählt die Studentin. Das sei ein Unterschie­d wie Tag und Nacht gewesen. „Panama hat schon viel richtig gemacht, weil sie gleich nach dem ersten Fall reagiert haben“, meint die 21-Jährige. In Deutschlan­d habe es dagegen lange gedauert, bis etwas passiert sei.

„Ich bin froh, dass wir uns umentschie­den haben“, sagt Feische jetzt. Panama hat inzwischen 1475 CoronaFäll­e und 37 Tote (Stand: 3. April). Männer und Frauen dürfen ihre Häuser nur noch getrennt und für eine bestimmte Zeit verlassen. Das Gesundheit­ssystem dort sei nicht vergleichb­ar mit dem in Deutschlan­d. „Dort gibt es viel weniger Intensivbe­tten, man hatte kaum Zeit, sich auf so etwas vorzuberei­ten“, sagt die Studentin.

Ihr Praktikum macht sie nun von zu Hause aus fertig. „Mein Chef war da sehr verständni­svoll und hat erlaubt, dass ich von Deutschlan­d aus Homeoffice machen kann“, sagt Feische. Bis Mitte Mai arbeitet sie so noch für die Außenhande­lskammer – das Reisen muss sie verschiebe­n. „Das werde ich auf jeden Fall nachholen“, ist sie sich sicher. „Ich habe die Zeit vor der Krise dort sehr genossen und das Land hat einen super Eindruck bei mir hinterlass­en – ich komme wieder!“

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